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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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der Konzertbesucher weiblichen Geschlechts.
    Und jede Einzelne, mit der er darüber gesprochen hatte, hatte betont, wie erotisch er auf sie gewirkt habe.
    Sogar schon, bevor sie ihn näher kennen gelernt hatte.

1. Kapitel (Mittwoch)
    In dieser Nacht hatte Bezirksinspektor Walz nur sehr wenig geschlafen.
    Und die Schuld daran trug einzig und allein seine Freundin Clara Montero.
    Er war von ihrer Idee eigentlich gar nicht begeistert gewesen, doch mit der charmanten Beharrlichkeit, die klugen Frauen nun einmal zu eigen ist, ließ sie ihrem Freund keine Möglichkeit, ihren Bitten nicht zu entsprechen, ohne sie nachhaltig zu verstimmen.
    Und das wollte er doch unter allen Umständen vermeiden.
    Die Belohnung für seine Mühen, das hatte sie ihm immerhin zugesichert, sollte sich dementsprechend gestalten.
    Was in diesem Falle auch wirklich angebracht war, hatte er doch gerade zusammen mit seinem Kollegen Vogel einen großen Anteil daran gehabt, eine gut organisierte und sehr fleißige Gruppe georgischer Einbrecher dingfest zu machen, die im schönen Wien ihr Unwesen getrieben hatten, was in den letzten Wochen doch etliche Überstunden nötig gemacht hatte.
     
    Daher sah er einigermaßen derangiert aus, als er um etwa neun Uhr sein Büro im Kommissariat Josefstadt betrat, wo ihn Vogel schon erwartete und mit der obligaten Pfeife mahnend auf seine Omega klopfte.
    »Ziemlich spät sind wir dran heute … «, sagte er mit spöttischem Grinsen, indem er seinen Freund interessiert musterte, der entgegen seiner üblichen Eleganz eher leger mit einem Paar Bluejeans, einem gestreiften Hemd und einem rauledernen Sakko bekleidet war. »Und wie du ausschaust … muss wohl eine harte Nacht gewesen sein. Jaja, die Frauen, die sind noch einmal unser aller Tod … Man möchte doch glauben, dass bei euch langsam a bisserl mehr Ruhe eingekehrt ist, jetzt seid ihr immerhin auch schon ein gutes halbes Jahr zusammen … Aber in Lateinamerika wurde ja besonders fleißig missioniert, und wie man hört ist daher der Fortpflanzungswille bei diesen Frauen besonders stark ausgeprägt.«
    Mit einer kraftlosen Handbewegung brachte Walz seinen offensichtlich bestens gelaunten Kollegen zum Schweigen, bevor er sein Sakko auszog und dieses sorgfältig über einen Bügel hängte. »Ganz so, wie es dir scheint, lieber Kajetan, ist es nicht. Zwar liegt der Grund meiner Müdigkeit tatsächlich in Claras Leidenschaft verborgen. Allerdings gilt sie in diesem Falle leider nicht mir, sondern einem ganz anderen. Der auch noch jünger ist als ich. Und, offen gestanden, auch besser aussieht. Und, als wäre das nicht schlimm genug, mehr Geld hat er auch.«
    Mit schief gelegtem Kopf betrachtete Vogel sein Gegenüber, während dieser hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. »Das allerdings ist wahrlich eine niederschmetternde Nachricht. Eines verstehe ich allerdings nicht: Warum bist du müde, wenn sie ihre Leidenschaft für einen anderen Mann entdeckt hat? Ist er gar obdachlos und kurzfristig bei euch eingezogen?«
    »Auch dieses Mal gehst du fehl, außerdem verfügen wir noch immer über zwei Wohnungen … Und zudem, so viel sei dir gesagt, ist ihre Leidenschaft, bisher jedenfalls, durchaus einseitig«, sagte er kryptisch und schaltete seufzend den Computer ein.
    »Und warum bist dann du müde? Sie ist doch eigentlich diejenige, die Tränen der Sehnsucht vergießen müsste, während sie sich schlaflos nach dem Unerreichbaren verzehrt. Da soll sich noch einer auskennen.«
    Scheinbar zerstreut schaute Walz auf den Monitor seines Computers, der sich gerade anschickte, seine Arbeitsbereitschaft anzukündigen, bevor er sich wieder seinem Kollegen zuwandte.
    »Da du sonst eh keine Ruhe gibst, will ich es dir sagen. Heute hab ich mich in aller Herrgottsfrühe zur Vorverkaufsstelle der Staatsoper gequält, weil gestern Abend bekannt gegeben wurde, dass der Pedro Marechal die Premiere der ›Traviata‹ aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hat und stattdessen der Magnus Maurer dirigiert. Für meine Clara ist das die Erfüllung ihrer feuchten Träume, denn sie hält diesen Maurer für den größten Dirigenten seit Karajan, den schönsten Mann seit Alain Delon und den erotischsten Womanizer seit Richard Gere.«
    »Das ist wahrlich eine harte Konkurrenz, gegen die du dich durchzusetzen hast. Mein armer Walz … Doch es gibt noch Hoffnung: Vielleicht hat er unerträglichen Mundgeruch und triefende Schweißfüße – und einen schlechten Charakter hat so ein Mann
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