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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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›Traviata‹ unter seiner Leitung erleben zu dürfen.
    Allerdings war Magnus Maurer nicht einfach gestorben. Sein Gesicht war grausam verzerrt und die blau angelaufene Zunge hing verdreht aus seinem rechten Mundwinkel heraus.
    »Der ist mausetot«, sagte Markus Lindner, einer der besten des Wiener Erkennungsdienstes, nachdem er die Inspektoren kurz begrüßt hatte und aus dem Schlafzimmer getreten war. »Allerdings deutet nichts auf ein Handgemenge hin. Der tiefe rote Striemen an seinem Hals da zeigt uns, dass er erdrosselt worden ist. Besser gesagt, stranguliert, mit einem dünnen Metalldraht. Wahrscheinlich mit einer Art Garotte, was in unseren Breiten aber eher ungewöhnlich ist. Die Mafia hat früher gern mit so etwas exekutiert, ist aber dann auf Schusswaffen umgestiegen, weil das schneller geht und man dazu keinen Körperkontakt benötigt … Die Sicherheitstür der Widerstandsklasse 6 weist keine Einbruchsspuren auf, was bedeutet, dass das Opfer selbst den Täter hineingelassen haben muss oder aber der Mörder ein Profi war, der sie mit einem Nachschlüssel geöffnet hat. Aufbrechen kann man eine Tür dieser Sicherheitsklasse nur mit Spezialmaschinen, was hier definitiv nicht der Fall war. Die Wohnung ist ohnehin gesichert wie Fort Knox, mit Alarmanlage und allem, was gut und teuer ist. Unbefugt kommt hier niemand rein.« Lindner machte eine ausladende Handbewegung in den Raum. »In der Wohnung selbst haben wir bisher ziemlich viele Haare gefunden, die von mindestens vier verschiedenen Personen stammen dürften, deren Ursprung ich noch im Labor klären lassen muss. Darüber hinaus gibt es einige Stofffasern, die möglicherweise vom Täter stammen, als er das Opfer ins Bett geschleppt hat. Die Schleifspuren deuten darauf hin, dass der Ermordete wahrscheinlich bewusstlos war, als er vom Fauteuil zum Fundort gezogen wurde. Der Fundort ist mit dem Tatort identisch, darauf weisen die prämortalen Ausscheidungen hin. Außerdem konnten wir neben dem Fauteuil ein Glas mit einem Rest von Whisky sicherstellen, wahrscheinlich vom Opfer selbst. Sonst ist alles ordentlich an seinem Platz. Die Schubladen scheinen nicht durchwühlt worden zu sein, auch der Safe sieht nicht so aus, als wäre er angetastet worden, zumindest ist er verschlossen. Eine Brieftasche haben wir nicht gefunden, die hat der Täter vielleicht mitgehen lassen … Bleibt bitte noch draußen. Wollt ihr ihn euch nachher noch anschauen oder kann ich ihn dann wegschaffen lassen?«
    Kopfschüttelnd blickte Vogel Lindner an. »Das ist ja alles schön und gut, aber was haben eigentlich wir damit zu tun? Wenn das ein Mord ist, dann ist das doch eindeutig ein Fall für das LKA.«
    »Hat euch denn niemand etwas gesagt?«, fragte Lindner verwundert.
    »Nein, wir haben vor einer Viertelstunde einen Anruf bekommen, dass wir wegen eines Toten hierherkommen sollen. Von einem Mord hat niemand etwas erwähnt.«
    »Das ist wieder einmal typisch Wiener Polizei. Hiermit sei es euch offiziell mitgeteilt: Unser verehrter Leiter des LKA Mörbischer hat euren nicht minder verehrten Stadtpolizeikommandanten Heider um eine kooperative Fallbearbeitung gebeten, weil bei uns gerade eine Grippeepidemie ausgebrochen ist und der Staatsbesuch des russischen Präsidenten ansteht. Und da euer verehrter Kommandant natürlich nur die besten seiner Leute verleiht, hat es eben euch getroffen. Willkommen beim LKA!«
    Vogel war fassungslos. »Aber der ist ja gar nicht mehr für uns zuständig. Unser neuer Chef ist Referatsleiter und heißt Mitterwaldner, oder ist eurer Leitung die Reform entgangen?«
    »Des net, aber der Mörbischer mag den Mitterwaldner net, und deshalb hat er den alten Dienstweg eingeschlagen und den Heider angerufen, und der hat des dem Mitterwaldner mitgeteilt … «
    »Das heißt also, der Heider hat uns einfach an das LKA ausgeliehen? Walz, hast du das gehört? Wir sind jetzt hofrätliche Landespolizisten in Leiharbeit, davon haben wir doch schon immer geträumt … Walz?«
    Der war völlig abwesend in den Anblick des Toten versunken.
    »Ich komm ja schon«, antwortete er leise. Es dauerte noch einige Sekunden, bis er seinen Blick von dem grotesk verzerrten Gesicht des Dirigenten abwandte und zu dem ungeduldigen Vogel ging. »Ich hab ihn mir eigentlich viel größer vorgestellt«, sagte er mehr zu sich selbst, »seltsam, dass die meisten Dirigenten so klein sind … Du kannst gar nicht ermessen, was für ein schrecklicher Verlust dies für die österreichische Musikwelt
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