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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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auszugleichen, sonst heißt es wieder, dass das Orchester nur mit Substituten besetzt war … Er wird wirklich mit Samthandschuhen angefasst, sogar vom Operndirektor Münch, dessen Umgangsformen ja durchaus rustikal zu nennen sind. Um ganz sicherzugehen, dass dem Maurer auch alles gefällt, hat die Oper seine Mitwirkung erst gestern bekannt gegeben, obwohl er dort schon seit zwei Tagen probt.«
    Verwundert schaute Vogel seinen Freund an. »Verbringst du deine Freizeit als Nachtwächter in der Oper oder woher weißt du das alles so genau?«
    »Wenn du über drei Stunden mit Opernenthusiasten in einer Reihe stehst, erfährst du so viel, dass du auf der Stelle einen Fachartikel in der Wochenendausgabe der ›Presse‹ schreiben könntest.«
    »Diesen Eindruck habe ich auch … « Versonnen schaute Vogel einem Rauchkringel nach. Doch plötzlich klopfte er entschlossen auf das vor ihm liegende Konvolut.
    »So, die kulturelle Viertelstunde, die du ja stets anmahnst, wäre jetzt leider vorüber. Wenn es dir auch missfallen sollte, o du mein Walz, so gibt es heute leider noch andere Brennpunkte, die unser entschlossenes Eingreifen erfordern.«
    »Dann berichte mir doch in aller Kürze von den Übeltaten in unserer geliebten Stadt«, sagte Walz seufzend.
    »Heute Morgen betraten zwei Burka-Trägerinnen eine Bank in der Alser Straße … «, hob Vogel genüsslich an und machte eine Pause, um in seiner Pfeife herumzustochern.
    »Hast du jetzt vor, mir einen Witz zu erzählen?«, fragte Walz irritiert, »falls dem nicht so sein sollte, kann ich dir nur sagen, hierzulande dürfen die das noch.«
    »Nein, das ist heute Morgen tatsächlich vorgefallen. Nur handelte es sich hierbei nicht um geknechtete Ehefrauen«, fuhr Vogel unbeirrt fort, »denn unter ihrer schwarzen Tracht verbargen sich, wie sich bald herausstellte, keine gottgläubigen Musliminnen, sondern zwei weniger fromme Herren, deren Motivation zur Wahl ihrer Kleidung in dem Moment offenbar wurde, als sie zwei Pistolen in ihren verschleierten Händen hielten und drohend nach Bargeld riefen.«
    »Das ist zumindest originell. Kam jemand dabei zu Schaden?«
    »Anfangs nicht, aber einem der Bankangestellten gelang es, ein Sicherheitspaket im Geld zu deponieren, das kurz nach dem Verlassen der Bank explodierte und den einen Täter mittels des freigesetzten Tränengases außer Gefecht setzte.«
    »Seit wann gibt es bei einem Sicherheitspaket Tränengas?«, unterbrach ihn Walz.
    »Hab ich auch nicht gewusst. Das ist eine neue Erfindung von den Piefkes, die bei uns versuchsweise eingesetzt wird. Mit Erfolg, wie man sieht. Manchmal kommt eben auch von denen was G’scheites. Aber ich bin noch nicht fertig. Sein Komplize, in der Handhabung der Burka naturgemäß nicht allzu bewandert, will also davonlaufen, vergisst aber dabei, die Röcke zu raffen und stolpert bei der Flucht so unglücklich über seinen Umhang, dass er ungebremst mit dem Kopf aufschlägt und bewusstlos liegen bleibt«, erzählte Vogel mit vergnügtem Grinsen. »Die Kollegen vom Funkwagen haben ihn dann geweckt.«
    »Das nennt man eine bleede G’schicht. Lass mich raten: Wir sind nun dazu ausersehen, die beiden Bruchpiloten zu vernehmen.«
    »Sehr scharfsinnig, o du mein Walz … Da aber der eine wegen des Verdachts auf Schädelbruch noch im Spital liegt, müssen wir uns mit dem tränenden Auge begnügen. Den kennen wir eh schon ganz gut. Es ist kein anderer als der Helmut Ettl, der vor gerade 14 Tagen aus dem Häf’n entlassen worden ist. Ich hab gar nicht gewusst, dass der schon draußen ist. Bei der Gesetzeskenntnis von dem brauch ich nicht einmal meine Pfeife ausmachen«, murmelte Vogel zufrieden, der das in öffentlichen Gebäuden bestehende Rauchverbot beharrlich ignorierte.
     
    »Na, schau an, der gute Ettl beehrt uns wieder einmal«, begrüßte Vogel den Mittvierziger, dessen stark gerötete Augen noch Zeugnis von seinem Kontakt mit dem Tränengas ablegten. »Lang hast’s ja draußen net ausg’halten. Ham wir’s einmal mit einer Bank probiert … Und gleich mit einer völlig unauffälligen Maskierung, ziemlich clever, das Ganze.«
    »In Frankreich hat das ja auch geklappt … «, antwortete Ettl mürrisch, der in der Vergangenheit schon einige Erfahrung mit Vogels Ironie sammeln konnte.
    »Ja, aber dort ist eine Burkaträgerin etwas ganz Normales. Habt ihr hier schon einmal eine gesehen? I net. Da braucht ihr euch nicht wundern, dass die Angestellten gleich mit dem Finger am Notruf waren, wie ihr so
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