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Haus des Schreckens

Haus des Schreckens

Titel: Haus des Schreckens
Autoren: Marco Sonnleitner
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mit dem angeblichen Geist, der mich immer weiter vorantrieb, kreuz und quer durchs Haus, wie es mir vorkam. Aber ich erhielt keine Antwort. Dann versuchte ich zu fliehen. Einmal hatte er mich sofort wieder. Das war in dem Raum mit dem Fenster in der Decke. Ich habe euch da oben gesehen und gehört.«
    »Wir wollten Ihnen helfen«, sagte Peter, »aber die Scheiben sind bruchsicher.«
    Scavenger nickte schwach. »Aber zweimal gelang es mir, und ich schaffte es sogar, mir den Knebel so weit vom Mund zu rubbeln, dass ich mich bemerkbar machen konnte.«
    »Wie oben im dritten Stock, als Sie mit uns durch die Wand sprachen«, warf Jaqueline ein.
    »Und später noch einmal«, bestätigte Scavenger. »Aber eine richtige Chance hatte ich nie. Er hat mich beide Male bald wieder geschnappt, und ich hatte sogar den Eindruck, dass er nur mit mir spielte. Wie eine Katze, die sich erst noch ein wenig mit der Maus vergnügen will, bevor sie sie frisst.«
    »Das Röcheln hinter der Wand des Empfangszimmer. Waren das auch Sie?«, fragte Bob.
    Scavenger lachte bitter. »Tut mir leid, aber ich kann dir wirklich nicht sagen, wie oft ich geröchelt oder gestöhnt habe. Und wo überall.«
    Jetzt erst schaltete sich Justus wieder ein. »Und wie ist es Ihnen dann doch gelungen zu entkommen?«
    Der Mann zuckte die Schultern. »Ich bin nicht entkommen und ich hätte das sicher auch nie geschafft. Irgendwann ließ er einfach von mir ab. Entweder hat es ihm keinen Spaß mehr gemacht, oder sein Rachedurst war gestillt – ich weiß es nicht. Auf einmal war ich frei.«
    »Und Sie haben wirklich nichts Genaueres erkennen können? Größe, Statur, Mann, Frau?«
    Scavenger hob die Schultern. »Ein großer Mann, würde ich sagen. Oder Geist«, setzte er niedergedrückt hinzu. »Was weiß ich?«
    Justus räusperte sich. »Mr Scavenger, ich glaube, in der Hinsicht kann ich Sie beruhigen. Wer immer Sie in seiner Gewalt hatte, er war sicher aus Fleisch und Blut. Es sollte ihnen und uns wohl weisgemacht werden, dass ein Marriott-Geist dafür verantwortlich ist, aber das ist Blödsinn. Und das sage ich nicht nur aufgrund unserer langjährigen Erfahrung in ähnlich gelagerten Fällen und weil es einfach dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Sie selbst haben ja schon einige Faktoren genannt, die dem entgegenstehen: Der Geist war zu spüren, zu sehen und zu hören, und er fesselte sie. Selbst wenn ich an Geister glaubte: Ich denke nicht, dass die so etwas machen.«
    Scavenger war offenbar zu verwirrt, um sich zu fragen, warum Justus von Fällen und Erfahrung sprach. Er nickte nur unmerklich. »Vermutlich hast du Recht. Ich hoffe es jedenfalls. Aber wer war es dann?« Er sah Justus verzweifelt an. »Und wieso?«
    »Halt, Moment!«, mischte sich Mrs Parsley ein. »Und das Kichern? Was ist mit dem Kichern?«
    »Wahrscheinlich hat er die Stimme verstellt«, sagte Bob. »Das hat er bei uns beiden auch gemacht, als er mich geschnappt hatte.« Bob ging davon aus, dass Peter die anderen mittlerweile über den Zwischenfall informiert hatte, und dem war auch so. Einige stimmten ihm murmelnd zu.
    »Mr Scavenger«, ergriff Justus wieder das Wort, »wer Ihnen das alles angetan hat, müssen zukünftige Ermittlungen ergeben. Im Moment stellt sich vor allem die Frage, was wir jetzt tun sollen.« Er sah auf die Uhr. »Es ist jetzt halb vier Uhr morgens. Das Handy wurde gestohlen und die Eingangstür unbrauchbar gemacht. Doch da Bob und ich den Geheimgang gefunden haben, könnten wir Hilfe holen. Allerdings müsste dazu jemand durch den See schwimmen, und das bei immer noch strömendem Regen. Wenn Sie wollen, Mr Scavenger, tun wir das.« Justus sah den Mann fragend an.
    »Das ›Wir‹ bin dann wahrscheinlich ich«, flüsterte Peter Shawne zu. »So was ist immer mein Job.« Er verzog missmutig das Gesicht.
    »Ansonsten würde ich vorschlagen«, fuhr Justus fort, »dass wir alle zusammen noch die nächsten dreieinhalb Stunden hier im Esssaal bleiben, uns ausruhen, so gut es geht, und auf Mr Lowell warten.«
    Scavenger winkte müde ab. »Wegen mir muss keiner durch den See schwimmen. Ich komme schon klar.«
    »Mrs Parsley?«, wandte sich Bob an die Frau.
    Sie schüttelte schwach den Kopf.
    Peter sah sich um. »Irgendjemand anderes, der will, dass ich schwimmen gehe?«
    Auch die anderen lehnten das Angebot ab. Obwohl keiner wirklich begeistert schien, noch mehr als drei Stunden in dem Haus zu bleiben.
    »Also gut.« Justus stand auf. »Wenn niemand etwas dagegen hat, würden
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