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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes
Autoren: Bryan Smith
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»Ich weiß.«
    Und vielleicht tat er das ja wirklich.
    In einer vollkommen durchgeknallten, nicht unbedingt traditionellen Art und Weise.
    Auf die einzige Weise, die er kannte.
    Nicht dass das eine Rolle gespielt hätte.
    Allein sein Tod spielte jetzt noch eine Rolle.
    Unser Tod, rief sie sich selbst in Erinnerung.
    Der Meister begab sich in eine meditative Trance.
    Jenen Zustand, den andere nur erlangen konnten, wenn sie die gleichnamige Pflanze konsumierten.
    Loth!, rief er.
    Die Antwort folgte sofort.
    Du hast versagt.
    Das sphärische Lachen des Meisters hallte in dem flirrenden Reich wider.
    Aber ich habe ein anderes Opfer für euch!
    Nun war es Loth, der lachte.
    Hast du das?
    Das körperlose Seufzen des Meisters strömte über die andere Daseinsebene hinweg wie ein heißer Windstoß über einen Wüstenstreifen.
    Das habe ich.
    Das Geständnis, das sich anschloss, fühlte sich beinahe – aber nur beinahe – bittersüß an.
    Die Schüler stellten die höchste Stufe auf der hierarchischen Leiter der Dienerschaft des Meisters dar. Viele von ihnen führten als seine Lehrlinge ein gutes Leben. Ein privilegiertes Leben. Einige von ihnen zogen ihre Stellung unter seinen Fittichen sogar dem vor, was sie aus der »normalen« Welt kannten. Hier konnten sie selbst ihre kränksten Wünsche ausleben – und mussten in keinem Moment das Schreckgespenst der gesetzlichen Einmischung oder Vergeltung fürchten.
    Als diese Menschen die ungewöhnliche Störung im Haus des Meisters bemerkten, ahnten sie zu keinem Zeitpunkt, was auf sie zukam. Der Meister war allmächtig. Er würde sie stets beschützen. Also hatten sie nichts zu befürchten.
    Entsprechend kamen sie gänzlich arglos aus ihren Zimmern in der oberen Etage herbeigetrottet, um zu sehen, was es mit dem Tumult auf sich hatte.
    Und mussten – zu spät – erkennen, dass sie sich in falscher Sicherheit wähnten.
    Giselle packte Eddie am Handgelenk und zerrte ihn aus dem Zimmer. Sie befanden sich bereits in einem Flur, in dem es vor schwarz gewandeten Schülern nur so wimmelte, bevor Eddie überhaupt die Chance hatte, zu protestieren. Er konnte natürlich nicht wissen, dass alles exakt so ablief, wie Giselle es geplant hatte.
    Sie hatte ihn mit ihrem Sexzauber umgarnt.
    Hatte die exotischen Begierden seiner düstersten Fantasien erfüllt. Die, von denen er niemals sprach. Die, die er niemals laut hätte aussprechen können. Szenarien, in denen Fesselspiele und völlige Unterwerfung die Hauptrolle spielten.
    Und es hatte funktioniert.
    Sie hatte ihn gefügig gemacht.
    Manipulierbar.
    Trotzdem hielt sie es für besser, Eddie noch so lange über sein Schicksal im Unklaren zu lassen, bis der Zeitpunkt, an dem er tun sollte, was er tun musste, unmittelbar bevorstand.
    Und dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen.
    Eddie zuckte beim Anblick der zahlreichen Schüler zusammen. »Mein Gott … was ist denn hier los?«
    »Kannst du es denn nicht riechen?« Giselle lächelte. »Eine Revolte liegt in der Luft.«
    Dann zerrte sie ihn durch das Getümmel den Flur entlang.
    In Richtung der Gemächer des Meisters. Chad erreichte den Treppenabsatz im oberen Stockwerk schneller, als er es für möglich gehalten hätte, indem er immer drei Stufen auf einmal nahm. Die Klinge der Machete glühte vor Energie, glänzte wie ein wertvolles Stück Erz, das unermesslicher Hitze ausgesetzt war. Sie schien ihn mit sich zu reißen, ihn dorthin zu führen, wo er sich in diesem Moment aufhalten sollte. Dabei folgte sie einem fast schon empfindsamen, alchemistischen Instinkt. Chad blieb keuchend stehen und funkelte die argwöhnischen Gesichter der versammelten Lehrlinge finster an.
    Lazarus erreichte den Treppenabsatz kurz nach ihm.
    Er warf einen Blick auf die Gestalten, die ihn anstarrten.
    Sah die Verderbtheit, die aus ihren glänzenden Augen hervortrat wie aufgedunsene Parasiten.
    Und eröffnete das Feuer.
    Giselle stieß die massive Flügeltür zu den Gemächern des Meisters auf. Eddie stolperte hinter ihr hindurch. Er starrte mit offenem Mund auf das Empfangskomitee. Zwei Personen knieten auf dem Boden, beide pressten ein tödlich aussehendes Schwert gegen ihre Brust.
    Eine Selbstmordpose.
    Harakiri.
    Aber das war es nicht, was ihn schockierte. Was ihn schockierte, waren die beiden Personen, die bereit schienen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der Mann, von dem er sofort wusste, dass es sich um den Meister handelte, sah nicht mehr so aus wie beim letzten Mal, als Eddie ihm begegnet war.
    Tatsächlich
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