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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes
Autoren: Bryan Smith
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und Alicia kreischte schrill auf, als neuerliche Wellen von Leid durch ihren Körper tosten.
    Alicia sah, dass Miss Wickman das Rasiermesser ausklappte.
    Die Frau nähert sich ihr.
    Langsam.
    Zog die Angelegenheit genüsslich in die Länge.
    Kostete Alicias Angst aus.
    Die scharfe Klinge glänzte.
    Alicia spürte eine seltsame, intime Verbundenheit mit dieser Klinge. Sie kannten einander gut. Scharfe Schneide auf weicher, sanfter Haut. Sie wartete auf das letzte, erbarmungslose Streicheln des kalten Stahls und schloss ihre Augen, als sie den Kontakt mit der Kehle spürte.
    Sie spürte den Druck an ihrem Hals.
    Aber dann war er mit einem Mal wieder verschwunden.
    Alicia öffnete die Augen und entdeckte etwas Unvertrautes an Miss Wickman.
    Etwas wie … Angst.
    Erst jetzt wurde sich Alicia des tosenden Lärms bewusst, der von draußen hereindrang.
    Etwas passierte vor dem Zimmer.
    Etwas näherte sich.
    Miss Wickmans Blick war starr auf die Tür gerichtet, als sie sich von ihrem Opfer zurückzog. Sie schluckte nervös. Alicia verspürte den intensiven Drang, diese Schlampe anzuschreien, sie zu fragen, wie es sich anfühlte, Furcht zu empfinden.
    WIE FÜHLT SICH DAS AN, DU FOTZE?! FAHR ZUR HÖLLE!
    Aber sie fand einfach nicht die Kraft dazu.
    Miss Wickman sah sie nicht ein einziges Mal an, während sie sich ans andere Ende des Raums zurückzog. Die Haushälterin stand mit dem Rücken gegen die hintere Wand gelehnt und kniff ihre Augen fest zusammen. Dann passierte etwas Eigenartiges: Ihre Gestalt verschwamm, flimmerte wie ein Schemen, der sich an einem heißen, schwülen Sommertag kaum sichtbar am Horizont abzeichnete. Auch der Teil der Wand, gegen den sie sich lehnte, begann zu flirren. Hier ging irgendeine seltsame Transmutation vor sich. Das Realitätsgefüge rund um die Frau veränderte sich und erlaubte ihr so den …
    ÜBERGANG.
    Dann war sie verschwunden.
    Entkommen.
    Die Wand wirkte wieder völlig normal.
    Alicia schluchzte. Die Erinnerung an ihr einst so striktes Vertrauen in eine Welt der unerschütterlichen Realität holte sie ein und verhöhnte sie.
    Sie hatte sich stets für so klug gehalten.
    So rational.
    Aber in Wahrheit hatte sie überhaupt nichts gewusst.
    Sie wollte nicht in einer Welt leben, in der die Dinge, die sie gesehen und erlitten hatte, möglich waren. Sie hatte die Folter von Miss Wickman überlebt. Ein Wunder, das andere Menschen vielleicht mit offenen Armen willkommen heißen würden, aber Alicia wusste, dass sie mit den Bildern in ihrem Kopf nicht weiterleben konnte.
    Was ihr nur eine einzige Möglichkeit ließ.
    Sie musste sie auslöschen.
    Und dabei war ihr das Schicksal endlich wohlgesonnen.
    Miss Wickman hatte nämlich etwas zurückgelassen.
    Alicia umfasste die Armlehnen des Sessels, sammelte ihre verbliebene Kraft und hievte sich hoch.
    Sie ging zum Bücherregal und nahm die Waffe an sich.
    Dann humpelte sie wieder zum Sessel zurück.
    Setzte sich.
    Und steckte den Lauf der Pistole in ihren Mund.
    Dreams Herz raste beim Anblick der langen, aufwendig verzierten Schwerter, die der Meister in Händen hielt. Er hatte sie aus seinem Arbeitszimmer geholt. Sie erkannte sofort, dass es sich dabei nicht um gewöhnliche Schwerter handelte. Das Metall war auch kein gewöhnliches Metall. Die Klingen sonderten Wärme ab, pulsierten im Rhythmus einer geheimnisvollen Kraft. Er streckte Dream eines von ihnen hin, und sie nahm es widerwillig entgegen – aber ihr Widerwille wich jäher Begierde, als sie die widernatürliche Energie spürte, die das Schwert ausstrahlte und die nun in ihren Körper hereinströmte, wo sie einen Endorphinschub auslöste, der stärker und nachhaltiger war als alles, was sie je als Resultat von Drogen oder fleischlicher Lust erlebt hatte.
    Der Meister lächelte.
    Und winkte sie in die Mitte des Raums.
    Er kniete nieder und legte die Spitze des Schwertes an seine Brust.
    Dream kniete sich ihm gegenüber auf den Boden und ahmte die Haltung nach.
    Die Spitze der Klinge vibrierte durch den seltsamen Zauber auf Dreams Brust und erfüllte sie mit ekstatischer Freude und einem wundervollen Gefühl tiefen inneren Friedens. Sie konnte beinahe spüren, wie die Klinge in sie hineinglitt und ohne fremdes Zutun Muskeln und Nerven durchtrennte.
    JA!
    Das war es, wonach sie sich immer gesehnt hatte.
    Freudentränen strömten über ihr Gesicht.
    Blut tropfte aus der Spalte zwischen ihren Brüsten.
    Der Meister lächelte. »Ich liebe dich wirklich, Dream.«
    Dream lächelte ebenfalls.
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