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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne
Autoren: Nigel Findley
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hielt sie inne, als warte sie darauf, daß ich nach Chip und Kredstab griff -ein Test, um festzustellen, ob ich die Straßenetikette brechen würde. Meine Hände lagen auf der zerkratzten Tischoberfläche und rührten sich keinen Millimeter.
    Dann lächelte sie, eine flüchtige Angelegenheit wie das Aufblitzen eines Stroboskops. Ich wußte, es war ein Test, sie wußte, daß ich es wußte, ich wußte, daß sie wußte, daß ich wußte, und so weiter. »Ich brauche eine Hintergrundüberprüfung«, sagte sie leise. »Eine vertrauliche Hintergrundüberprüfung.«
    »In einer Einstellungssache?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Dann gehe ich davon aus, daß in erster Linie aktuelle Informationen gefragt sind.«
    Wieder dieses Aufblitzen eines Lächelns, diesmal begleitet von einem angedeuteten Nicken.
    Wir verstanden einander. Sie wollte Informationen über jemanden - augenblicklicher Aufenthaltsort, gegenwärtige Aktivitäten, diese Art von Drek. Und sie wollte nicht, daß die betreffende Person von meinen Nachforschungen erfuhr. Ein normaler Kontrakt, die Art von relativ risikolosem Schnüffelkram, die ich seit meinem Umzug nach Cheyenne ständig übernahm.
    »Sie haben einen Namen, nehme ich an?«
    Ihre grünen Augen waren unergründlich. »Dann übernehmen sie den Kontrakt?«
    Ein weiterer Test - sie war vorsichtig. »Das hängt von den Bedingungen ab«, konterte ich.
    »Sie werden sich nur minimal exponieren müssen«, sagte sie gelassen. »Die betreffende Person befindet sich im Moment außer Landes.«
    Ich hob eine Augenbraue. Wenn sie wußte, daß sich die Person nicht in Cheyenne befand, hinter welchen Informationen war sie dann her? Ich versuchte meine Überraschung zu verbergen, indem ich mit dem Zeigefinger leicht über den Rand meines Bierglases strich.
    Mit dem linken Zeigefinger. Es war eine Konzentrationsübung. Ich wurde durch die Feststellung belohnt, daß der Finger kein Zittern, keine Instabilität erkennen ließ. Vielleicht gehörten die Aussetzer in meinem Cyberarm jetzt tatsächlich der Vergangenheit an.
    »Es handelt sich tatsächlich um eine Hintergrundüberprüfung«, fuhr sie nach ein paar Sekunden fort. »Jedes Gerücht, das Sie über gegenwärtige Aktivitäten aufschnappen können, ist wichtig, verstehen Sie mich nicht falsch - Motive, Connections, Enthüllungen... Aber in erster Linie interessiert mich der eigentliche Hintergrund - warum ist er dort, wo er jetzt ist, und wie ist es dazu gekommen.«
    Okay, das machte mehr Sinn. Sie wußte, daß die betreffende Person außer Landes war, aber sie wollte, daß ich in Erfahrung brachte, was sie tat und was zu der Reise geführt hatte. Ich nickte. »Sind Sie der Auftraggeber?« unterzog ich sie nun selbst einem kleinen Test.
    Sie bedachte mich lediglich mit einem weiteren Grin-sen - mit Auszeichnung bestanden. »Die betreffende Person heißt Jonathan Bridge«, sagte sie schließlich. »Ork. Sioux. Geboren und aufgewachsen in Cheyenne.«
    »Persönlicher Hintergrund?«
    Sie tippte mit einem Fingernagel gegen den Speicherchip. »Standardtarif«, sagte sie mit einem Blick auf den Kredstab. »Die Hälfte im voraus, der Rest bei Lieferung. Letzter Liefertermin in sechsundneunzig Stunden, zehn Prozent für vierundzwanzig, zwanzig für zwölf.« Das bedeutete, zehn Prozent Bonus für jeden vollen Tag, den ich vor Ablauf des Termins lieferte, und zwanzig Prozent Abzug für jeden angebrochenen halben Tag, den ich mich verspätete. »Die üblichen Spesen.«
    »Was ist mit ungewöhnlichen Auslagen?«
    »Darüber reden wir.«
    Ich nickte. Wie sie gesagt hatte: Standardbedingungen. Ich hatte genug Aufträge dieser Art in Cheyenne übernommen, um die gängigen Tarife zu kennen. Blieb nur noch eine Sache ... »Sollte ich direkt exponiert werden, bin ich draußen«, sagte ich entschieden.
    Jetzt war es an ihr zu nicken. »Ich verstehe«, erwiderte sie... und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, daß sie tatsächlich verstand. Wieviel mehr als das, was in meiner ›Ruhmesliste‹ stand, die ich über die Schattenkanäle von Cheyenne verbreitet hatte, wußte sie über mich?
    »Alle Kontaktinformationen befinden sich auf dem Chip«, sagte sie, wobei sie sich geschmeidig erhob.
    Ich stand ebenfalls auf - bot ihr jedoch ebensowenig meine Hand an, wie sie mir ihre anbot. »Ich melde mich.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte sie ruhig. Sie wandte sich ab und ging. Ich wartete, bis sie die Bar verlassen hatte, bevor ich Chip und Kredstab an mich nahm - wiederum und
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