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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
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Esstisch restaurieren und Freunde und Verwandte zum Erntedankfest einladen. Sogar ihren Schwiegervater, wenn er denn kommen wollte.
    Auf dem Boden glitzerte etwas. Lucy runzelte die Stirn und schaute genauer hin.
    Glasscherben.
    Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Das Fenster war nicht geöffnet worden. Es war zerbrochen. Um ein kleines Loch in der oberen Scheibe formten sich feine Risse zu einem Spinnennetz. Eine dreieckige Scheibe war zu Boden gefallen und zerbrochen.
    Lucy stellte den Becher auf den Tisch und befühlte vorsichtig die scharfe Kante des Lochs. Das war kein Vogel gewesen, der gegen das Fenster geprallt war, oder ein verirrter Baseball. Dafür war es zu klein.
    Ein Stein?
    Eine Pistolenkugel?
    Ihr wurde schwindlig, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Das war unmöglich. Nicht zwei Mal an einem Tag.
    Sie bemerkte den Zementstaub auf dem Stuhl neben dem Klavier, der genau gegenüber dem Fenster stand. Darüber war ein Loch in der Wand.
    Lucy hielt den Atem an, während sie auf dem Stuhl kniete, den Arm ausstreckte und mit der Hand über das Loch fuhr. Die Kante der Tapete war rau. Ihre Fingerspitzen waren weiß vom Kalk.
    Das Loch war leer. Die Kugel, die sich hineingebohrt hatte, war entfernt worden.
    Auf allen vieren kniend, untersuchte sie den Boden. Sie schaute unter dem Klavier nach. Sie hob die Kanten des Läufers hoch. Sie spürte, wie die Hysterie in ihr wuchs, in alle Poren drang und sämtliche Nervenenden vibrieren ließ.
    Sie setzte sich auf ihre Fersen und blieb eine Weile in dieser Stellung. So, dachte sie, das ist es also. Irgendein Mistkerl hatte ein Loch in ihr Esszimmerfenster geschossen, war ins Haus eingedrungen, hatte die Kugel entfernt und war wieder davongeschlichen.
    Wann? Wie?
Warum?
    Hätte nicht irgendjemand – Madison, J. T., Georgie, Rob, der verflixte Briefträger –
etwas
hören oder sehen müssen?
    Gestern Abend waren sie in Manchester gewesen. Möglicherweise war es passiert, als niemand zu Hause war.
    Die Fenster gingen nach Osten und boten einen Blick über den Garten an der Seite des Hauses, die Garage, die Scheune und den Joshua-Fluss. Ein Jäger oder jemand, der Schießen übte, war vielleicht im Wald nahe am Fluss gewesen und hatte eine Kugel abgefeuert, die sich in ihr Esszimmer verirrte. Er war in Panik geraten, ins Haus eingedrungen und hatte die Kugel herausgeholt.
    „Blödsinn“, sagte sie laut.
    Das war kein Unfall.
    Lucy zitterte. Ihr war übel. Wenn sie jetzt die Polizei anriefe, wäre sie die ganze Nacht auf den Beinen. Sie würde Madison und J. T. erklären müssen, was passiert war. Sie würde Rob verständigen müssen, und er würde mit Patti herüberkommen.
    Und das wäre erst der Anfang. Die Polizei würde in Washington anrufen. Die Beamten vom Sicherheitsdienst des Capitols würden wissen wollen, ob diese Vorfälle in irgendeinem Zusammenhang mit Jack Swift stünden. Man würde ihn benachrichtigen.
    Unsicher stellte sie sich wieder auf die Füße und griff nach ihrem Tee.
    War sie
jetzt
verzweifelt genug, um Sebastian Redwing um Hilfe zu bitten?
    Sie lief in die Küche, goss den Tee ins Spülbecken und verschloss die Hintertür. „Du brauchst einen Hund“, murmelte sie. „Das ist alles.“
    Einen großen Hund. Einen großen Hund, der bellte.
    „Einen großen, hässlichen Hund, der bellt.“
    Er würde eventuelle Eindringlinge schon ihn Schach halten, und sie könnte ihn dazu abrichten, mit J. T. angeln zu gehen. Sogar Madison würde ein Hund gefallen.
    Das war die Lösung. Redwing konnte sie vergessen. Sobald sie aus Wyoming zurückkam, wollte sie sich um einen Hund kümmern.

2. KAPITEL
    S ebastian sprang vom Pferd und ließ sich in den Schatten der Pappeln fallen. Er war bis ans äußerste Ende seines Besitzes geritten, wo ihn eigentlich niemand finden konnte. Und trotzdem hatten die Kerle es geschafft. Sie waren zu zweit. In halsbrecherischem Tempo waren sie mit dem Jeep auf ihn zugerast. Er hatte sein Pferd durch den Fluss führen können, aber diese Dummköpfe würden vermutlich die Verfolgung aufnehmen.
    Er trank einen Schluck aus seiner Feldflasche, dann nahm er den Hut ab und goss sich ein wenig Wasser über den Kopf. Eine Dusche – das war es, was er jetzt hätte gebrauchen können. Die Luft war heiß und staubig. Trocken. Er hoffte nur, dass die beiden Typen im Jeep selber über genügend Wasser verfügten. Er hatte nämlich nicht vor, seinen Vorrat mit ihnen zu teilen. Wenn sie durstig wären, könnten sie ja aus dem
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