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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
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Pistolenkugel los war, fühlte sie sich besser. Diese Vorfälle konnten einfach nicht zusammenhängen. Es war verrückt und paranoid zu glauben, sie seien Teil einer bizarren Verschwörung gegen sie. Welchen Grund sollte es dafür geben?
    Sie ließ Rob allein mit seinem Ärger über den Computer und dem Problem, die Kugel loszuwerden, und ging hinaus. Später wollte sie ihn nach seiner Meinung über dieses „Witwe-Swift“-Gerede fragen. Im Grunde führte sie hier ein angenehmes Leben, und das war schließlich die Hauptsache.
    „Ich habe Limonade gemacht“, rief Madison von der Veranda vor dem Haus.
    „Prima. Ich bin gleich da.“
    Lucy erinnerte sich daran, dass ihre Tochter erst seit einigen Monaten über ihren Umzug nach Vermont bekümmert war.
    „Ich tu einfach so, als ob ich in einer Episode von ‚Die Waltons‘ mitspiele“, sagte Madison, als ihre Mutter sich zu ihr in den Korbsessel zwischen den Hängepetunien setzte. Sie hatte tatsächlich einen von Daisys alten Glaskrügen mit Limonade gefüllt und eine ihrer vergilbten Schürzen umgebunden. Sebastian hatte nichts von den Sachen seiner Großmutter mitgenommen, als er das Haus verkaufte.
    „Hast du die Jungen gefragt, ob sie auch etwas möchten?“ fragte Lucy.
    „Sie graben da draußen immer noch nach Würmern. Es ist ekelhaft. Sie stinken nach Dreck und Schweiß.“
    „Du hast auch mal gerne Würmer ausgegraben.“
    „Igitt!“
    Lucy lächelte. „Na gut, dann werde ich sie eben fragen. Und weil du die Limonade gemacht hast, können sie ja aufräumen.“
    Die beiden Jungen arbeiteten immer noch konzentriert in einer Ecke des Gemüsegartens – ziemlich nahe bei Lucys Tomaten. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Sie war keine leidenschaftliche Gärtnerin, wie Daisy eine gewesen war. Sie hatte zwar Beete aufgeschüttet, auf die sie Rindenmulch gestreut hatte, und dazwischen Pfade angelegt. So konnte sie Pflanzen züchten, die viel Platz benötigten – zum Beispiel verschiedene Kürbissorten und Gurken. Aber das reichte auch. Sie hatte wenig Lust, das selbst gezogene Gemüse und Obst auch noch einzuwecken oder einzufrieren.
    „Madison hat Limonade gemacht. Wollt ihr beiden auch etwas haben?“
    „Später“, antwortete J. T. Er war so sehr mit seiner Würmersuche beschäftigt, dass er nicht einmal aufschaute.
    Er hatte Colins kupferrotes Haar und seine blauen Augen, obwohl sein stämmiger Körperbau mehr nach den Blackers als nach den Swifts geraten war. Lucy lächelte beim Gedanken an ihren untersetzten, stets freundlichen Vater. Sie hatte die schlanke Figur und die helle Gesichtsfarbe ihrer Mutter geerbt, und genau wie ihre Eltern hielt sie sich am liebsten im Freien auf. Vor kurzem hatten sie sich nach Costa Rica zurückgezogen, wo sie eine Pension führten, nachdem sie lange am Smithsonian Museum gearbeitet hatten. Lucy wollte sie mit Madison und J. T. zu Thanksgiving besuchen und bei dieser Gelegenheit die Einzelheiten einer Reise nach Costa Rica ausarbeiten, die sie ihren Kunden im nächsten Winter anbieten wollte. Das war ein langwieriger und komplizierter Prozess, bei dem sie jede Einzelheit berücksichtigen und jede Kleinigkeit prüfen musste – Anreise, Essen, Unterbringung, Pläne für Notfälle. Sie durfte nicht das Geringste dem Zufall überlassen.
    Es wäre vernünftiger, nach Costa Rica zu fliegen, um sie zu besuchen, als nach Wyoming, um Sebastian Redwing zu treffen, überlegte Lucy.
    J. T. wühlte mit seinen bloßen Händen die Erde auf und schüttete sie in eine große Konservendose, die er und Georgie aus dem Recycling-Müll herausgefischt hatten. „Wir wollen angeln gehen. Wir haben tonnenweise Würmer. Willst du mal gucken?“
    Pflichtschuldig warf Lucy einen Blick in die Dose mit den sich windenden Würmern. „Wunderschön. Aber wenn ihr angeln gehen wollt, bleibt bitte hier unten. Geht nicht in die Nähe der Wasserfälle.“
    „Ich weiß, Mama.“
    Er wusste es. Natürlich. Ihre beiden Kinder wussten alles. Der Umstand, dass sie noch so jung waren, als sie ihren Vater verloren, hatte ihr Selbstbewusstsein keineswegs untergraben. Sie hatten Colins Optimismus geerbt, seinen Schwung und seine Energie, seinen Glauben an eine bessere Zukunft und die Ausdauer, mit der er seine Ziele verfolgt hatte. Wie ihr Vater liebten es auch Madison und J. T., sich um tausend Dinge gleichzeitig zu kümmern.
    Lucy ließ die Jungen mit ihren Würmern allein und ging zurück auf die Veranda. Madison hatte inzwischen Stoffservietten
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