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Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Titel: Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)
Autoren: Paul Bokowski
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einziger?«
    »Nein.«
    »Gar nichts?«
    »Nö. Nur eine Karte. Von Thomas.«
    »Wer ist denn Thomas?«
    »Aber Mutter, du kennst doch Thomas.«
    »Ich kenne keinen Thomas.«
    »Natürlich kennst du Thomas.«
    »Welcher Thomas?«
    »Na, Thomas! Der hat mit mir studiert.«
    »Welcher Thomas denn?«
    »Der Rote.«
    »Wie ›der Rote‹?«
    »Der Thomas mit den roten Haaren. Den kennst du doch!«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein!«
    »Doch! Ganz sicher! Sag mal, Mutter, schläfst du noch?«

MITTWOCH
    Auch im Wedding geschehen noch Zeichen und Wunder: Die Hausverwaltung hat unseren Hausflur renoviert. Wobei das eigentliche Wunder darin besteht, dass sie nicht nur elanvoll damit angefangen, sondern ihn auch zu Ende renoviert hat. Entgegen der diesjährigen Mode in Sachen Auslegeware ist es kein fleischfarben-marmoriertes PVC, sondern ein weinroter Sisalteppich, der die frisch lackierten Treppen hinaufwandert. Immer wieder klingeln jetzt wildfremde Weddinger aus der Nachbarschaft an unserer Haustür und rufen durch die Gegensprechanlage: »Wir wollen den Teppich sehen!« Dann drücke ich auf den Summer und laufe ihnen entgegen, mit einem Korb voller Souvenirs, Ansichtskarten und Erfrischungsgetränke
.

DER NEWSLETTER
    Seit etwa acht Jahren bekomme ich alle vier Wochen einen Newsletter. Den Newsletter eines Theaters, um genau zu sein – der Schaubühne am Lehniner Platz. Man hatte mich damit geködert, dass jeder Newsletter ein kleines Gewinnspiel enthielt. Alle vier Wochen konnte man Freikarten gewinnen.
    Das ist schon lange nicht mehr so! Der Andrang oder der Aufwand mögen zu groß gewesen sein, aber vor vielen Jahren schon wurde das Gewinnspiel einfach wegrationalisiert. Seitdem habe ich aufgehört, den Newsletter zu lesen. Tatsächlich ärgere ich mich mittlerweile, dass ich ihn überhaupt noch bekomme. Denn schon vor Monaten habe ich erfolglos versucht, ihn wieder abzubestellen:
    »Dies ist ein Newsletter der Schaubühne am Lehniner Platz. Zum Abbestellen senden Sie bitte eine leere E-Mail an [email protected]«
    Das habe ich getan, genau das, und ich tue es noch immer. Denn es will und will nicht funktionieren. Anstatt der erhofften Kündigungsbestätigung trudelt alle vier Wochen ein brandneuer Newsletter der Schaubühne bei mir ein und jedes Mal, beharrlich und ausdauernd, antworte ich mit einer leeren E-Mail an [email protected].
    Vor einiger Zeit erreichte mich aber eine eher ungewöhnliche, wenn auch seltsam vertraute E-Mail, die ich mir bis jetzt noch nicht so recht zu erklären weiß.
    16. September – 23.36 Uhr
    hallo

ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen
.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!

ihr thorsten bock
    Das Problem daran: Ich bin weder die Schaubühne noch kenne ich einen Thorsten. Zumindest keinen Thorsten Bock. Einen Augenblick lang überlegte ich, ihm zu antworten oder die E-Mail einfach an [email protected] weiterzuleiten. Aber dann beschloss ich, die Angelegenheit einfach auf sich beruhen zu lassen, und ging zu Bett.
    Als ich aber am nächsten Morgen meinen Rechner hochfuhr und mein E-Mail-Programm öffnete, fand ich nach einer halben Stunde des Herunterladens über 260 E-Mails in meinem Postfach. Hier eine kleine Auswahl:
    1
    Liebe Schaubühnen-Verwaltung
,
irgendwie ist die nachfolgende Nachricht in meinem Postfach gelandet.
MfG
Carsten Konrad
    ---
    hallo
    ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen
.
    vielen dank und weiterhin gute arbeit!
    ihr thorsten bock
    2
    Sehr geehrte Damen und Herren
,
wie kann es denn zu so einem Irrläufer in Ihrem System kommen???
Mit besten Grüßen,
Karina Haupt
    ---
    hallo
    ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen
.
    vielen dank und weiterhin gute arbeit!
    ihr thorsten bock
    3
    Sehr geehrte Damen und Herren
,
bitte nehmen Sie sich ENDLICH der folgenden Angelegenheit an.
Leicht genervt,
Hans-Peter Ricke
    ---
    Liebe Schaubühnen-Verwaltung
,
    irgendwie ist die nachfolgende Nachricht in meinem Postfach gelandet
.
    MfG
    Carsten Konrad
    ---

hallo

ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr
zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock
    4
    Sehr geehrte Damen und Herren, könnten Sie das abstellen, bitte?
Ich erhalte hier laufend diese E-Mails!
Kornelia Hummel
    ---
    hallo
    ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt
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