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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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Oberfläche mit nur noch einem leichten Anstieg begann. Die erste sanfte Steigung wäre die entscheidende; er würde nicht stehen können, bis er eine ebenere Stelle erreicht hatte, näher am Felsloch, aber während der ganzen Zeit war er für alle zu sehen, die vom Rand aus zuschauten - und natürlich für Jordan, falls er sich umdrehte.
    Fast überraschte es ihn selbst, als er schließlich oben ankam, ausgestreckt dalag und um Atem rang. Er hielt den Kopf unten in der Hoffnung, dass ihn bislang niemand bemerkt hatte. Langsam wurde sein Atem wieder ruhiger, und sein Herzschlag verfiel auch wieder in seinen normalen Rhythmus. Er konzentrierte sich auf die Diskussion, die nur wenige Meter entfernt stattfand.
    Sie hatte ihren dramatischen Höhepunkt erreicht.
    »Genug!« Jordan klang, als sei er am Ende seiner Geduld. »Schreiben Sie einfach klar und deutlich eine Erklärung, nichts Ausgeschmücktes, einfach nur, dass Sie mir Hellebore Hall samt aller Ländereien übertragen mit heutigem Datum; und dass Sie versprechen, mir Jacqueline zur Frau zu geben und beschwören, dass ich keinerlei Schuld am Tod von Thomas Entwhistle, Miribelle Tregonning oder Millicent Tregonning habe.« Jordan machte eine Pause. »Schreiben Sie jetzt endlich!«
    Niemand rührte sich, niemand sagte etwas.
    Gerrard wagte es, den Kopf zu heben.
    Gerade als Jordan die Geduld verlor. Er schwenkte Jacqueline über den Rand - ihre Füße rutschten ab, und sie schrie auf. Sie klammerte sich an Jordans Arm, der sie an der Taille festhielt. Er zog sie beiseite, aber nicht so weit, dass sie sicheren Boden unter ihren Füßen gehabt hätte. Sie war ihm ausgeliefert, dass er sie davor bewahrte, weiter in die tödliche Falle abzugleiten.
    »Also«, fragte Jordan hämisch, »fangen Sie jetzt an zu schreiben?«
    Gerrard schob sich hoch, bis er dicht über dem Boden kauerte. Alle Männer, die um den Felsen herumstanden, sahen ihn. Er aber richtete seinen Blick auf Jordan, während er rasch vorwärtskroch, bis er sich auf ausreichend ebenem Grund befand.
    Einen Moment verharrte er reglos, sammelte jede Unze Kraft, überlegte, wie er am besten vorgehen sollte.
    Das Auge des Zyklopen war etwa zwei Meter breit, gähnte schwarz. Jordan stand auf der einen Seite, mit dem Rücken zu ihm. Er hielt Jacqueline gefährlich über den abschüssigen Trichterrand. Sie schaute ebenfalls in die andere Richtung. Selbst jetzt, als Gerrard zusah, kam ein Dröhnen von unten, dann spie der Zyklop Gischt und Wasser auf den Felsen, durchweichte Jacquelines Knöchel.
    Das Salzwasser brannte in den Wunden an seinen lädierten Füßen. Ihre Schuhe waren klitschnass - sie hatte überhaupt keinen Halt.
    Jeden Moment musste Jordan auffallen, dass alle unten Versammelten auf etwas hinter ihm starrten.
    Barnaby öffnete den Mund, doch Sir Vincent kam ihm zuvor. Er klopfte Mitchel auf die Schulter. »Hier - ich knie mich hin, dann können Sie das Papier auf meinen Rücken legen und schreiben, was er verlangt.«
    »Beeilen Sie sich.« Mit zusammengebissenen Zähnen stieß Jordan die Worte hervor.
    »Zuerst die Übertragung von Grund und Boden.« Barnaby schaute Lord Tregonning an und fragte: »Wie lautet der legale Name des Landsitzes?«
    Jordan sah zu Lord Tregonning, dann zu den anderen. Der Reihe nach blickte er in ihre Gesichter.
    Er setzte an, sich umzudrehen, hinter sich zu sehen.
    Gerrard rannte los, sprang mit Anlauf über das Felsenloch hinweg.
    Da sah ihn Jordan; verblüfft fuhr er zu ihm herum - und ließ Jacqueline los.
    Sie schrie auf, wandte sich zur Seite, als sie zu rutschen begann.
    Gerrard prallte gegen sie.
    Er packte sie um die Taille, riss sie an sich und ließ sich von seinem Schwung mit ihr von dem Loch wegtragen.
    Jordan wollte sich auf sie stürzen, stach mit dem Messer nach ihnen - doch er verfehlte sein Ziel.
    Gerrard schirmte Jacqueline bei ihrem Sturz mit seinem Körper ab, so gut das möglich war.
    Sie blieben gegenüber dem Loch liegen und sahen aus nächster Nähe, was nun geschah.
    Jordan hatte angenommen, Gerrard würde ihn holen kommen. Dafür hatte er sich gewappnet, dann allerdings seinen Irrtum erkannt und sich nach vorne gestürzt, um sie beide anzugreifen. Zu spät.
    Er verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Felsloch.
    Sie sahen sein Gesicht, als er darin verschwand, die weit aufgerissenen Augen, die ungläubige Miene, dass ihm so etwas zustoßen konnte.
    Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, dann war er verschwunden.
    Der Schrei brach jäh ab,
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