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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis
Autoren: John Saul
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Besucher. Auch seine Mutter und Rob kamen täglich, und sei es nur für eine oder zwei Stunden. Fast immer aßen sie dann zusammen, und manchmal verbrachte einer der beiden die Nacht bei ihm, in seinem Zelt, während er unter der Weite des Sternenhimmels ruhte.
    Mit jedem Tag fühlte er sich besser, und mit jedem Tag strahlte der kleine Stern etwas heller. Vor drei Tagen hatte man ihn zum erstenmal auch noch in der Morgendämmerung sehen können, bevor er schließlich hinter dem Horizont verschwunden war.
    Aber Michael wusste, dass der Stern irgendwann erlöschen würde, und auch wenn er seiner Mutter oder Rob nichts davon gesagt hatte, fürchtete er sich doch vor diesem Tag.
    Als er am Morgen nach oben sah, hatte sich etwas verändert. Die Nova leuchtete nicht mehr so hell wie in der Nacht zuvor. Lange blickte er hinauf, als könne er erzwingen, dass sie wieder strahlte, und sank schließlich in einen unruhigen Schlaf.
    Als er erwachte, ging die Sonne auf. Außer der Nova waren alle Sterne verschwunden.
    Das beklemmende Gefühl in seiner Brust war zurückgekehrt.
    Er sagte sich, dass es nichts zu bedeuten habe. Vielleicht hatte er sich erkältet. Morgen oder übermorgen würde es ihm wieder besser gehen. Doch er kannte die Wahrheit: So wie die Nova verblaßte, würde der Schmerz in seinem Körper zunehmen.
    Und in der Nacht, in der die Nova verschwand, würde er sterben.
    Er verbrachte den Tag allein und wanderte über den Berg. Er besuchte seine Lieblingsstellen, inhalierte Rauch und Dämpfe und hoffte, dass sie den Schmerz in seinem Körper vertreiben und ihm seine Energie zurückgeben würden.
    Sie taten es nicht.
    Es war kurz vor drei, als er das Dröhnen der Rotorblätter hörte. Er sah zum Himmel hinauf und erkannte Punas Hubschrauber, der tiefer ging und schließlich in der Oase landete. Noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, sprangen Katharine und Rob aus der Maschine. Seine Mutter legte ihre Hände auf seine Schultern, sah ihm in die Augen und stellte die Frage, die sie jeden Tag stellte, wenn sie ihn besuchte:
    »Wie geht es dir? Geht es dir gut?«
    Michael zögerte. Er wollte sie nicht damit belasten, dass er wieder Schmerzen in der Brust spürte. Es reichte, wenn er selbst sich Sorgen machte. »Es geht mir gut«, sagte er. Zu seiner Überraschung schien seiner Mutter diese Antwort nicht besonders gut zu gefallen.
    »Bist du sicher? Du hast keine Schmerzen? Du fühlst dich wohl?«
    Michael sah sie zweifelnd an. »Ich ... es geht mir gut, Mom. Wirklich.«
    Aus irgendeinem Grund wirkte seine Mutter keineswegs erleichtert. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte sie schließlich.
    Michael sah, wie Rob und Puna eine Kiste aus dem Hubschrauber luden.
    Eine Plexiglasbox.
    Wollten sie ihn etwa wieder in diesen Glaskasten stecken?
    Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Seine Mutter ergriff seinen Arm. »Nein!« sagte er. »Ich will nicht ...« Doch dann sah er, dass die Box nicht leer war.
    Ein Schimpanse saß darin.
    »Er ist aus dem Labor«, sagte seine Mutter, als Rob die Zellentür aufschloß. »Noch heute morgen glaubte ich, er würde sterben.«
    Rob schob den Kastendeckel hoch. Zuerst schien sich der Schimpanse zu wundern, dass sich die Tür seines Gefängnisses geöffnet hatte. Zögernd kam er heraus und sah sich neugierig um. Dann fiel sein Blick auf Michael. Mit zwei schnellen Schritten lief er auf ihn zu, sprang ihm in die Arme, umschlang ihn und roch an seinem Ohr.
    »Aber wie kann er atmen?« fragte Michael. Er erwartete, dass der Affe jeden Augenblick nach Luft schnappen würde. Wie auf ein Stichwort atmete das Tier plötzlich pfeifend. »Steckt ihn wieder in den Kasten«, bat Michael. »Er stirbt!«
    Katharine schüttelte den Kopf. »Nein, Michael, er wird leben.«
    Michael sah sie verwirrt an. »Ich verstehe das nicht...« Im nächsten Augenblick legte seine Mutter ihre Arme um ihn und drückte ihn und den Affen fest an sich. »Es ist vorbei«, sagte sie. »Die Tiere im Labor sind gestorben, weil die Wirkung des Samens irgendwann nachläßt! Und wenn sie das tut, können die Tiere natürlich nur überleben, wenn sie wieder Sauerstoff atmen. Noch heute morgen war ich überzeugt davon, dass dieser Bursche den Tag nicht überstehen würde. Aber dann hat jemand die Gasmischung geändert und wieder Sauerstoff zugeführt. Und sieh ihn dir an! Es geht ihm gut!«
    Als er langsam begriff, machte sich Michael los und sah seiner Mutter in die Augen. »Wann?« fragte er. »Seit
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