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Haschen mit Hexen

Haschen mit Hexen

Titel: Haschen mit Hexen
Autoren: Carter Brown
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marschierte. Ihr Aufzug
machte mich nervös. Vielleicht hatte sie sich plötzlich in eine Karate-Expertin
verwandelt und sah in mir ihr Versuchskaninchen?
    »Also...« Mit einer schnellen
Bewegung fuhr sie zu mir herum. »Jetzt will ich aber endlich wissen, was das
alles soll!«
    »Was?« fragte ich beflissen.
    »Pete Cronin hat mich gestern
spät abends angerufen und mir erzählt, du seist überzeugt davon, daß Kirk Ed
Koncius getötet hätte. Und dann, vor einer Stunde, ruft Amanda an und sagt, heute abend um neun sollte sich der Hexenzirkel in Petes
Haus versammeln. Wer nicht da sei, so behauptete sie, würde automatisch zum
Mordverdächtigen in den Fällen Rillman und Koncius .« Wütend funkelte sie mich an. »Was, zum Teufel,
geht eigentlich vor, Rick?«
    »Keine Ahnung«, log ich. »Bist
du ganz sicher, daß es Amanda war, die dich angerufen hat — und nicht nur
jemand, der sich als Amanda ausgab?«
    »Sei doch kein Idiot!« fuhr sie
mich an. »Glaubst du, ich erkenne Amanda nicht an der Stimme?«
    »Da kannst du recht haben«,
sagte ich.
    »Was ist denn nun bei Pete gestern abend wirklich passiert?«
    »Nichts weiter«, sagte ich.
»Ich durfte seine Bilder betrachten, und das ist ein Erlebnis, das ich selbst
meinem ärgsten Feind nicht wünsche.«
    »Rick Holman«, zischte sie,
»Sie halten mich hin!«
    »Ich bin im Augenblick etwas
durcheinander«, entschuldigte ich mich. »Wie wär’s, wenn wir beide ein Gläschen
trinken würden?«
    Schnell trat ich hinter die Bar
und begann mit Flaschen und Gläsern zu hantieren. Düsteren Blicks sah sie mir
beim Mixen der Martinis zu — ein Anblick, der mich unwillkürlich an einen kurz
vor der Eruption stehenden Vulkan erinnerte.
    »Seit Amandas Anruf habe ich
unaufhörlich darüber nachgedacht«, begann sie schließlich. »Vielleicht habe ich
den Verstand verloren, aber ich habe beschlossen, heute
nacht zu Petes Haus zu fahren.«
    »Ein weiser Entschluß«, sagte
ich und stellte ein gefülltes Glas vor sie hin.
    »Aber unter einer Bedingung«,
sagte sie. »Daß du mitkommst!«
    »Marie, Liebste«, klagte ich.
»Nichts, was ich lieber täte, aber zufällig muß ich leider...«
    »Du weißt, was mir diese Clique
beim letzten Treffen angetan hat«, sagte sie leise. »Du warst schließlich
dabei. Du hast gesehen, wie sie meinen Körper als lebenden Altar mißbrauchten«
— sie schauderte — , »wie sie mich mit dieser gräßlichen Brühe bemalten. Ich
brauche Schutz, Rick, und den kannst du mir nicht verweigern.« Ihr Mund bekam
einen entschlossenen Zug. »Entweder kommst du jetzt sofort mit, wenn ich dieses
Glas ausgetrunken habe, oder ich steige ins Auto und verschwinde auf
Nimmerwiedersehen.«
    Damit war mir die Entscheidung
aus der Hand genommen. Im Geiste sagte ich all den schlauen Ideen Adieu, wie
zum Beispiel der, daß ich eine Stunde vor der Zeit in San Lopar ankommen und mich ungesehen ins Haus schleichen wollte. Von jetzt an, so
schätzte ich, hatten wir drei Unschuldige an Bord — oder ein einziges
Unschuldslamm, das von zwei gar nicht so unschuldigen Miezen zur Schlachtbank
geführt wurde.
     
     
     

11
     
    Marie parkte ihr strahlend weißes
Mordwerkzeug zwischen einem eleganten schwarzen Lincoln und einem verbeulten
Sportwagen und stellte den Motor ab.
    »Weißt du was, Rick?« In der
plötzlichen Stille klang ihre Stimme unnatürlich laut. »Ich habe Angst. Solche
Angst, daß sich mir die Haare sträuben.«
    »Komisch, jetzt, da du’s
erwähnst...« begann ich.
    »Alles in mir drängt mich, den
Rückwärtsgang einzulegen und mit einem Höllentempo von hier zu verschwinden«,
fuhr sie fort. »Und du bist mir dabei auch kein Trost.«
    »Vielleicht ist die ganze Sache
nur ein ausgefallener Gag.« Aber damit sprach ich mir nicht einmal selbst Mut
zu. »Jedenfalls — warum schauen wir nicht wenigstens nach?«
    Auf halber Höhe der Steintreppe
mußte ich Marie am Ellbogen stützen, weil ihre Beine plötzlich zu streiken
schienen; den Rest des Weges mußte ich sie fast tragen. Kurz nach meinem Läuten
schwang die schwere Bronzetür auf, und da stand Pete Cronin, ein breites
Willkommenslächeln auf dem Gesicht.
    Er trug wieder seinen schwarzen
Samtanzug, komplett mit weißem Spitzenjabot, und zwinkerte uns mit seinen
langen gebogenen Wimpern fast verschwörerisch zu.
    »Ich habe Taptoe heute abend freigegeben«, vertraute er uns flüsternd
an. »Er wollte zwar nicht weg, aber ich habe darauf bestanden.«
    »Das zeugt von weiser
Voraussicht«, sagte ich
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