Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haschen mit Hexen

Haschen mit Hexen

Titel: Haschen mit Hexen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Erinnerungsvermögen
läßt nach. Sie entdecken doch keinen Unterschied, wie?«
    »Soweit
ich es beurteilen kann, ist alles noch genauso«, beruhigte ich ihn.
    »Und
der gute alte Buffalo Bill blickt immer noch zum Fenster hinaus«, sagte er
warm. »Er ist der beste Gesprächspartner, der mir jemals begegnete. Hört immer
nur höflich zu, egal was ich sage.«
    Der
betagte Butler kam mit einem Tablett voll frischer Drinks ins Zimmer, stellte
es auf den Tisch und schlurfte wieder hinaus.
    »Manchmal
weht einen noch der Hauch der Bluttaten an, die hier begangen wurden«, sagte
Cronin träumerisch. »Besonders in stillen Nächten finde ich es faszinierend.
Buffalo Bill muß eine eiserne — oder bronzene? — Selbstbeherrschung besitzen,
um sich nicht nach den Greueln umzudrehen, die in
seinem Rücken geschahen.«
    »Rick«,
flehte Marie, »ich muß hier raus — sofort!«
    »Gleich«,
vertröstete ich sie, »ich will nur noch...«
    »Ich
glaube, Marie hat recht, und Sie beide sollten sich jetzt auf den Weg machen«,
unterbrach mich Cronin. »Manchmal brechen über den Erinnerungen alte Wunden
wieder auf, nicht wahr?« In seinen Augen funkelte pure Bosheit, als er Marie
studierte. »Übrigens, wenn du unterwegs Shirley Rillman begegnest, ich lasse sie herzlich grüßen.«
    »Haben
Sie auch Kirk erzählt, daß Amanda wahrscheinlich bei Ed Koncius ist?« fragte
ich, das versteinerte Gesicht Maries ignorierend.
    »Natürlich«,
strahlte er mich an. »Kirk war in einer seiner reizbaren Stimmungen — in dieser
Laune kann er jeden Augenblick gewalttätig werden — , und ich wollte ihn so
schnell wie möglich wieder los sein.«
    »Danke«,
sagte ich und holte Marie ein, die schon fast an der Tür war.
    »Es
war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Holman.« Das
Faungesicht beobachtete amüsiert, wie ich Marie nachlief. »Sie müssen unbedingt
wiederkommen, versprechen Sie mir das?« Er hob die Stimme, als ich in die Halle
trat. »Und vergessen Sie nicht, wenn irgend möglich auch Marie wieder
mitzubringen! Es macht immer eine Riesenfreude, über die alten Zeiten zu
plauschen.«
    Mit
dem sechsten Sinn des guten Butlers wartete Taptoe an
der Haustür bereits auf uns. Marie strich hastig an ihm vorbei und rannte fast
auf den Wagen zu.
    »Adieu, Taptoe «, sagte ich.
    »Leben
Sie wohl, Sir«, flüsterte der Alte. »Er ist natürlich von Sinnen, das wissen
Sie doch?«
    »Von
Sinnen?«
    »Er
hat sie alle im Keller eingeschlossen und achtet darauf, daß die Tür immer
versperrt ist, aber er weiß natürlich nicht, daß ich einen Zweitschlüssel
habe.«
    »Wen hält er im Keller verschlossen?«
    »Seine
Gemälde.« Die verwaschenen blauen Augen zwinkerten langsam. »Mir macht es ja nichts
aus, weil ich zu alt bin, um mich noch zu fürchten. Aber wenn der arme Mr. Rand
von ihnen wüßte, würde er sich im Grabe umdrehen.«
    »Oh?«
fragte ich vorsichtig.
    »Abscheuliche
Obszönitäten! Gemeine Verhöhnungen von allem, was den Menschen hoch und heilig
ist!« Plötzlich erinnerte er sich wieder an seine Butlerrolle. »Ich dachte nur,
Sir — jemand sollte doch wenigstens davon wissen.«
     
     
     

4
     
    Als
wir ins Auto kletterten, kuschelte sich Marie bis zu den Ohren in den Kragen ihres
Nerzmantels, so daß ich von meinem Platz aus nur ihre Nasenspitze sehen konnte.
    »Wenn
Sie so frieren, warum stellen Sie dann nicht die Heizung an?« schlug ich vor.
    »Ich
friere nicht«, sagte sie brüsk. »Ich will bloß nach Hause!«
    »Aber
auf dem Umweg über Santo Bahia.«
    »Wissen
Sie was?« knirschte sie. »Sie sind fast genauso gemein wie Pete Cronin.«
    »Noch
gemeiner«, versicherte ich fröhlich.
    Eine
Ewigkeit — oder so kam es mir wenigstens vor — fuhren wir schweigend dahin.
Nach der Autouhr, die auf halb neun stand, waren es jedoch nur zehn Minuten
gewesen. Bei Maries Fahrtempo mußten wir Santo Bahia in weniger als einer
Stunde erreichen.
    »Erzählen
Sie doch mal«, brach ich das Schweigen, »von der fröhlichen kleinen
Gesellschaft, die das weite Amerika durchwanderte.«
    »Das
war genau, wie Pete es Ihnen erzählt hat«, sagte sie tonlos. »Wir waren zu
sechst und alle ganz schön verdreht. Damals hatten wir jedenfalls nichts
Besseres vor. Ich bildete mir ein, in Ed Koncius verliebt zu sein, war mir aber
seiner nicht sicher; was die anderen füreinander empfanden, war mir piepegal.
Umherziehende Hippies waren damals die große Masche, und wir waren eben
Luxushippies, weil wir jede Menge Geld
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher