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Haschen mit Hexen

Haschen mit Hexen

Titel: Haschen mit Hexen
Autoren: Carter Brown
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nichts verändert. Wer ist Pete Cronin überhaupt?«
    »Ein
Freund von Amanda, das habe ich Ihnen doch schon erzählt.«
    »Wovon
lebt er?«
    »Er
ist Maler.«
    »Und
was fängt ein Maler mit einem solchen Haus an?«
    »Woher
soll denn ich das wissen, verflixt noch mal!«
    »Aber
wissen Sie wenigstens genau, daß Sie Amanda Mulvane kennen?«
    »Rick!«
Ihre Unterlippe begann, vorwurfsvoll zu beben. »Fangen Sie jetzt keinen Krach
mit mir an, oder ich kriege Schreikrämpfe!«
    Der
Butler erschien wieder, in den Händen ein Silbertablett mit zwei Gläsern; er
stellte es auf einem Tischchen ab. »Mr. Cronin steht Ihnen gleich zur
Verfügung, Sir. Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?«
    »Wie
ich hörte, stand das Haus nach Mr. Rands Tod ein paar Jahre leer«, sagte ich.
»Was für ein phantastischer Zufall, daß Mr. Cronin Sie danach noch
wiedergefunden hat!«
    »Mr.
Cronin fand mich hier mit dem Haus vor«, flüsterte er. »Ich verließ es zu
keiner Zeit, denn es war Mr. Rands ausdrücklicher Wunsch, den er auch in seinem
Testament festhielt, daß ich hier meinen Lebensabend verbringen sollte. Jeder,
der das Haus kaufen wollte, mußte auch den Butler mit übernehmen. Verstehen
Sie?«
    »Auch
sonst scheint der neue Besitzer hier nicht viel verändert zu haben.«
    »Im
Gegenteil, er bestand sogar darauf, daß alles genauso blieb wie zu Mr. Rands
Zeiten.«
    Er
neigte das Haupt um vielleicht einen Viertelzoll und glitt abermals langsam aus
dem Zimmer. Marie atmete vorsichtig aus und stürzte sich dann auf ihren Drink.
    »Wissen
Sie was?« Sie nahm einen großen Schluck. »Dieser Alte haßt Sie wie die Pest.«
    »Er
gibt mir die Schuld an dem, was mit Rand passiert ist«, sagte ich. »Natürlich
irrt er sich, aber ich kann seinen Standpunkt verstehen.«
    Mit
wachsendem Abscheu sah sie sich im Zimmer um. »Ist der Rest genauso
scheußlich?«
    »Keine
Ahnung«, bekannte ich wahrheitsgemäß. »Mehr kenne ich nicht vom Haus.«
    »Alles
ist haargenau so«, sagte plötzlich ein tiefer Bariton. »Wie ein Mausoleum. Nach
einiger Zeit bekommt man sogar das Gefühl, als sei es unanständig, noch unter
den Lebenden zu weilen.«
    »Pete?«
fragte Marie mit schwankender Stimme. »Du hast mich zu Tode erschreckt — hier
so hereinzuschleichen!«
    Der
Mann im Türrahmen, einen Kognakschwenker in beiden Händen wärmend, lächelte sie
bedächtig an. »Hallo, Marie. Das nennt man wohl eine angenehme Überraschung,
nicht wahr?«
    Er
mußte Mitte der Dreißig sein und hatte das Gesicht eines alternden Cherubim.
Das weit zurückweichende, lockige braune Haar trug er quer über den Schädel
gekämmt — im vergeblichen Versuch, die kahlen Stellen zu verdecken. Lange
Wimpern verliehen seinen feuchten braunen Augen etwas Unschuldiges, aber das
täuschte; der kurze braune Bart, der um seine Hängebacken vegetierte, grenzte
ans Lächerliche. Etwas unter Durchschnittsgröße und obenherum ziemlich breit,
wirkte er auf seinen zu kurzen Beinen irgendwie kopflastig. Seine Aufmachung
erinnerte an eine Met-Premiere: schwarzer Samtanzug aus Edwards Zeiten, die
Jacke auf vier Knöpfe geschlossen und mit Satin paspeliert, und darunter ein
weißes Spitzenhemd mit Jabot.
    »Dies
ist Rick Holman.« Marie machte eine vage Geste in meine Richtung. »Rick, dies
ist Pete Cronin.«
    » Taptoe hat mir schon von Ihnen erzählt.« Cronin verbeugte
sich leicht. »Und welchem Umstand, wenn ich fragen darf, verdanke ich das
Vergnügen Ihres Besuchs?«
    »Rick
möchte Amanda sprechen«, sagte Marie. »Und ich dachte, vielleicht ist sie bei
dir.«
    »Welch
ein Jammer!« Traurig schüttelte er den Kopf. »Sie ziert schon lange nicht mehr
mein bescheidenes Heim. Eines Morgens, als ich noch in Morpheus’ Armen ruhte,
verschwand sie einfach von der Bildfläche. Und ließ nicht einmal ein
tränendurchweichtes Abschiedsbillett auf der Kommode zurück, und auch keine
welke Rose neben meinem Haupt.«
    »Haben
Sie eine Ahnung, wo sie im Augenblick steckt?«
    »Keine.«
Er ging zum Tisch und ließ sich vorsichtig darauf nieder. »Ich nehme an, Ihr
Interesse an der schönen Amanda ist rein beruflicher Natur, Mr. Holman?«
    »Rein
beruflich«, bestätigte ich.
    »Wie
herrlich diskret!« Versonnen schwenkte er den Kognak im Glas. »Doch Sie haben
gar keine Veranlassung zu besonderer Diskretion. Ihr überspannter Bruder hat mich
bereits besucht und mir die ganze Geschichte erzählt. Ich muß gestehen, ich
habe Amanda schon immer für eine Hexe gehalten, aber nicht für die Sorte,
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