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Hartes Brot - "Altes Brot ist nicht hart, kein Brot, das ist hart!"

Hartes Brot - "Altes Brot ist nicht hart, kein Brot, das ist hart!"

Titel: Hartes Brot - "Altes Brot ist nicht hart, kein Brot, das ist hart!"
Autoren: Andreas Sommers
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sättigenden Brei verkocht, machte die Menschen schnell satt. Es entstand der Graupen. Dieser wurde ein Volkslebensmittel. Die damals vorherrschende Lehrmeinung war, dass der Mensch vor allem Eiweiß brauche, und dies finde sich vor allem in dem Stärkekörper des Getreidekorns. Alles andere sei eben „Ballast“.
     
    Übrigens nicht weit entfernt bewegen sich die heutigen „Low Carb“-Vertreter (begonnen bei Robert Atkins in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts). Selbst bei Ernährungsfragen wiederholt sich die Geschichte - und das nicht immer zum Besseren.
     
    Auch in Asien wurden ähnliche Verfahren bei der Reisverarbeitung entwickelt. Zuerst wurde der Keim des Getreides entfernt, dann die Randschichten bis auf den Stärkekörper herunter geschliffen. Mit Keim und Ballaststoffen wurden die Schweine gemästet, der Mensch bekam den Papp.
     
    In Amerika hatte die Mühltechnik inzwischen erstaunliche Fortschritte gemacht. So konnten die dortigen Mühlen den Weizen so weit aussieben, dass reines weißes Stärkemehl zur Verfügung stand. Eine weitere zweifelhafte Erfindung der Lebensmittelindustrie feierte Furore, das „Baking Soda“ – also das Backpulver. Jetzt konnte man lockere, weiche, riesengroße Brote backen.
     
    Und noch andere unselige Erfindungen fielen auf das Ende des 19. Jahrhunderts. Napoleon III. verlangte nach einem billigen Fettersatz für seine Truppen. Es wurde die Margarine erfunden. Seine Truppen verloren den Krieg 70/71. Den Siegeszug des französischen Kunstfettes feierte die Margarine aber in Deutschland. Die Franzosen bleiben der Butter treu.
     
    Vor allem wurde nach einem billigen Fleischersatz gesucht. Wie schon bemerkt, galt das Eiweiß als die wichtigste Nahrungsquelle. An dieser Stelle möchte ich die Geschichte von zwei Unternehmen erzählen, die als Synonym für die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion stehen und bis heute unsere Ernährung mitbestimmen.
     
    Auf der Suche nach billigem Eiweiß experimentierte der Sohn des Leguminosen (Hülsenfrüchte) Händlers und Mühlenbetreibers Julius Maggi in der Schweiz mit gemahlenen Erbsen. Er versuchte das Erbsenmehl zu rösten, um es löslicher und intensiver und mit weiteren Zutaten zu einem konzentrierten Dauerlebensmittel zu machen. Das Ergebnis war der Brühwürfel. Auf dem Weg dorthin entstand bei verschiedenen chemischen Verfahren die Speisewürze. Parallel zu Herrn Maggi experimentierten die Brüder Carl Heinrich Eduard und Alfred Knorr, ebenfalls Söhne eines Fabrikanten und Leguminosen Händlers (erfolgreich geworden mit Dörrobst aus Ungarn), in Heilbronn mit Eiweißen aus Erbsenmehl. Ergebnis war ein lösliches Erbsenmehl, das mit warmem Wasser zu einer schnellen nahrhaften Brühe aufgekocht werden konnte. A. Knorr legte sogar einen eigenen Garten an, um mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen den Geschmack zu verbessern. Auch er entwickelte chemische Verfahren, dem Erbsenmehl einen besseren Geschmack zu geben. Nach den Pulvern in Tüten gab es das Extrakt auch in Tafelform und schließlich als „Tabletten“ als Rolle verpackt, die Erbswurst.
     
    Beide Konzepte haben vor allem eines zum Ziel gehabt, nämlich ein billiges Nahrungsmittel zu schaffen. Und entsprechend wurden diese Produkte auch beworben: billig, billig, billig.
    Apropos Werbung : Mit den Massenlebensmitteln begannen auch die Werbefeldzüge. Marketing, das den Menschen Lust auf diese einfach zuzubereitenden Essen machte, ihnen Glück und Zufriedenheit versprach, wenn sie nur brav diese Produkte kauften und aßen.
     
    Auch Justus von Liebig war auf dem Gebiet der konzentrierten Lebensmittel weiter tätig. Der von ihm entwickelte Fleischextrakt war aber zu teuer und setzte sich nicht durch.
     
    Und das Brot? Ausgemahlene bzw. gesiebte Mehle, Würzzusätze, Backpulver, Industrialisierung der Bäckereien: Das Brot wurde zu einem billigen Massenprodukt.
     
    Und noch heute, also fast 140 Jahre nach dem Beginn der Lebensmittelindustrie, dürfen Lebensmittel in Deutschland möglichst kaum etwas kosten. Und mit der Lebensmittelindustrie geht nun ebenfalls seit fast 140 Jahren eine ungeheure Marketingmaschinerie einher, die den Menschen immer wieder einhämmert, wie gut diese Art der Ernährung mit Fertigprodukten doch sein.

Das Jahrhundert der Fehlernährungskrankheiten
     
    Anfang des 20. Jahrhunderts zeigten sich aber ganz brutal die Folgen dieser industriellen Ernährung. Skorbut, Rachitis, Beriberi – schlimmste Mangelerkrankungen - und man
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