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Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail
Autoren: Jason Dark
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bis dicht an den Rand des Kreises heran. Du brauchst keine Furcht zu haben. Wir beide halten doch zusammen, nicht wahr?«
    Wie er das aussprach, war es der reinste Hohn. Der Unterton in seiner Stimme strafte die Worte Lügen.
    Dennoch weigerte sich der Keeper nicht. Sehr oft war er diesen Weg gegangen, aber nicht mit der furchtbaren Angst in der Kehle. Vor dem Kreis stoppte er seinen Schritt.
    Unter ihm gloste die Fratze des Teufels. Von Flammenzungen umgeben und ebenfalls Flammenränder als Glutaugen. Der Pesthauch des Bösen strahlte ab und verdichtete sich bei Harry zu einem würgenden Angstgefühl.
    »Komm zu mir!« lockte der Teufel. »Tritt in den Kreis. Ich habe mit dir zu reden.«
    Willst du mich nicht töten? Die Frage lag ihm auf der Zunge, doch er traute sich nicht, sie zu stellen, und so hob der Mann einen Fuß an, um die Begrenzung des Kreises zu überschreiten.
    Er trat in das Zentrum der Magie!
    Sofort spürte er das Andere. Er konnte keine Erklärung dafür finden, aber er wurde das Gefühl nicht los, in einer völlig fremden Welt zu stehen und gleichzeitig eins zu sein mit dem Teufel. Harry schaute nach vorn. Er sah über den Rand des Kreises hinweg, und trotzdem wirkte das Zimmer auf ihn anders, als würde er es durch einen Flammenschleier betrachten.
    Über ihm hing die Schlinge. Auch jetzt bewegte sie sich und schaute mit ihrer unteren Seite über seinen blonden Haarschopf.
    »Jetzt bist du bei mir!« hörte er den Satan rau flüstern. »Du bist zu mir gekommen, um mir zu sagen, daß du verloren hast, nicht wahr? Verloren.«
    Das letzte Wort echote in seinem Kopf nach.
    Ja, verdammt, er halle verloren. Es war ihm nicht gelungen, die Gegner auszuschalten.
    Sie hatten ihn überlistet.
    Und nun war er beim Satan, damit er seinen letzten Tanz tanzen konnte. Die Schlinge kratzte über sein Haar. Jede Bewegung bekam er mit. Sie ließ bei ihm Schauer zurück.
    Aus der Tiefe meldete er sich zu Wort. Seine gezischten Worte wurden von einem heißen Atem begleitet, der an Harry hochstrich und die Schlinge noch mehr in Bewegung setzte.
    »Nimm sie, so wie es sich für einen Versager geziemt!« befahl der Teufel ihm.
    »Ich… ich wollte…«
    »Du wirst dich aufhängen!« hörte er die bösen Worte aus der Tiefe.
    »Nicht ich töte dich. Du wirst es selbst machen…«
    Harry nickte.
    Er hatte alles verloren. Er wußte, daß er vor seiner Höllenfahrt stand. Seine Seele würde eingehen in die ewige Verdammnis des Satans und dort verlodern.
    Er hatte hoch gepokert und verloren. Wer sich mit dem Teufel einließ und versagte, zahlte seinen Preis.
    Harry war bereit, auch wenn ihn die Angst vor dem Unausweichlichen fast umbrachte. So hob er seine Arme an und spreizte die Finger. Das aus dem Eingang fallende Licht zeichnete jede seiner Bewegungen als Schatten auf dem Boden nach.
    »Um den Hals mußt du sie hängen, Harry, um den Hals…«
    Er spürte den rauhen Hanf über seine Handfläche gleiten, als die Schlinge durch seine Finger rutschte. Um sie um den Hals legen zu können, mußte er sich auf die Zehenspitzen stellen. Sie schrammte an seinem Gesicht vorbei, berührte das Kinn und legte sich straff um seinen Hals, als wäre sie allein nur für ihn angepaßt worden.
    Er zitterte plötzlich. Das merkte auch der Teufel. Aus der Tiefe drang wieder seine Stimme. »Wer zu mir hält, dem sollte die Angst fremd sein«, erklärte er. »Völlig fremd, mein Freund…«
    Harry verzog den Mund. Er sah aus, als wollte er weinen. Die Schlinge paßte exakt. Er brauchte nicht einmal den hinten sitzenden dicken Knoten festzuziehen.
    Noch einmal schaute er in den Raum.
    Licht und Schatten wechselten sich ab. Hier hatte er lange gelebt, kannte alles, bis auf die Gestalt an der Tür. Dort stand jemand mit gezogener Waffe, und der sagte nur einen Satz: »Nimm die Schlinge sofort ab, Harry!«
    ***
    Ich hatte gesprochen und gleichzeitig das Gefühl, nicht mehr rechtzeitig genug erschienen zu sein. Satans Macht war einfach stärker gewesen. Asmodis hatte die Kontrolle über den Mann bekommen, und er spielte sie auch voll aus.
    Noch in der Schlinge hängend drehte Harry den Kopf, so weit es ging, um mich ansehen zu können. Er öffnete seinen Mund, die Lippen bewegten sich leicht, als er fragte: »Bist du gekommen, um deinen Triumph zu erleben?«
    »Nein, Harry, ich will dich da wegholen.«
    »Das schaffst du nicht!«
    In seine Antwort hinein hörte ich die Stimme des Teufels. »Sinclair, John Sinclair, wie schön, daß du mich auch mal
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