Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihm überhaupt nicht gefiel.
    Harry hatte sie durch das Mixen des Drinks bewußt abgelenkt, und zwar von den Personen, die sich hinter und neben ihnen aufgebaut hatten und sie einengten.
    Das waren die Freunde des Keepers. Es kam auch noch etwas hinzu. An der linken Hüftseite spürte Bill Conolly plötzlich die Mündung einer Waffe.
    Er wußte Bescheid.
    Und auch Harry hatte viel gesehen. »Wirst du den Drink nun zu dir nehmen, Meister…?«
    Bill lächelte schief. »Es scheint uns wohl nichts anderes übrigzubleiben.«
    »Das meine ich auch«, erwiderte Harry und deutete auf die beiden Gläser.
    ***
    Ich war gut und vor allen Dingen auch ungesehen weggekommen. Schon nach vier, fünf kurzen Schritten hielt mich das Gewühl im Lokal schützend umfangen, so daß ich von der Bar her nicht mehr gesehen werden konnte.
    Irgendwo mußte es ja auch zu den Toiletten oder in das Büro des Barbesitzers gehen.
    Ich fand den Weg nicht sofort. Wenn es Hinweise gab, waren sie jedenfalls nicht zu sehen. Deshalb hielt ich ein Girl am Arm fest und zog es zu mir heran.
    »Süßer, du bist aber stürmisch.«
    »Und du sagst mir, wo ich die Toiletten finde.«
    Sie kicherte. »Was willst du denn da?«
    »Mein Ende betrachten.«
    Über den Witz lachte sie noch schriller, aber ich bekam meine Antwort ziemlich schnell, denn sie wollte wieder zu ihren Leuten, um denen meine Antwort mitzuteilen.
    Eine Gittertür führte zu den Räumen, nachdem man einen Gang durchquert hatte, in dem einige Plakate hingen, die auch die miese Atmosphäre nicht aufhellen konnten.
    Das sah man oft: Eine tolle Fassade und nichts dahinter. Nur Dreck. Zur Toilette wollte ich nicht. Mich interessierten andere Räumlichkeiten. Die Tür mit der Aufschrift Privat konnte ich nicht verfehlen. Ich hatte keinen triftigen Grund, sie aufzubrechen und war gezwungen, mich auch an die Gesetze zu halten. Natürlich war die Tür verschlossen. Sollte ich zurückgehen?
    Jemand kam. Bevor ich den Harmlosen spielen konnte, hatte mich der Knabe schon entdeckt. »Willst du zu Harry?«
    »Ja.«
    Er pumpte sich auf, als er atmete. »Du hast keinen Schlüssel?«
    »Noch nicht.«
    »Mit wem triffst du dich denn da?«
    »Wer soll das schon sein?« Ich wußte zwar nicht, wo die Glocken hingen, spielte aber mit.
    »Ja, ja, Gurni. Wußte gar nicht, daß er heute noch kommen will. Dieser Hund von Dealer kriegt nie die Schnauze voll.«
    »Ich habe eben Druck.«
    »Und wo hast du den Schlüssel?«
    »Vergessen.«
    Der andere war schon leicht angetrunken, sonst wäre er mißtrauischer gewesen. Er schaute sich die Tür an und steckte einen flachen Schlüssel in das Schloß.
    »Geh rein.«
    »Danke.« Ich stieß die Tür auf und betrat ein peinlich aufgeräumtes Büro, in dem nichts herumlag. Klar, wenn es als Treffpunkt für Fixer und Dealer diente.
    Ein Fenster sah ich auch. Es führte zum Hof. Damit niemand so einfach verschwinden konnte, war es vergittert worden.
    Für mich war guter Rat teuer.
    Ich stand mutterseelenallein im Büro des Keepers, Zeit verging, ohne daß ich einen Erfolg erzielte.
    Und dann hörte ich ein Geräusch an der Tür.
    Schnell wie der Blitz bewegte ich mich und tauchte hinter den ziemlich hohen Schreibtisch. Dort blieb ich hocken und hoffte, nicht entdeckt zu werden.
    Ich peilte um die Kante herum und sah, daß ein Mann das Büro betreten hatte. Vom Sehen her kannte ich ihn. Er war mir in der Bar ein paarmal aufgefallen. Auch er hatte für kurze Zeit in meiner Nähe gestanden. Der Eindringling bewegte sich überhaupt nicht vorsichtig. Er kannte sich hier aus.
    Aus meiner Perspektive sah ich seine Beine. Sie bewegten sich auf die Wand links von mir zu. Ich mußte meine Haltung ein wenig verändern, um ihn sehen zu können. Vor der Wand blieb er stehen. Den kleinen grauen Kasten hatte ich bereits bei meinem Eintritt bemerkt. Der andere zog die schmale Tür auf, und sofort fiel ein schmaler Lichtstreifen gegen sein Gesicht, der auch das Innere des Kastens erhellte. Der Mann drückte irgendeinen Kontakt, denn die im rechten Winkel zu ihm stehende Wand erwies sich als Attrappe, als sie mit einem leisen Summen zur Seite schwang.
    Hinter ihr lag ein zweiter Raum.
    Ich richtete mich hinter meiner Deckung ein wenig auf, um besser sehen zu können.
    Es war lächerlich und auch kaum zu fassen, aber ich hatte das Gefühl, den Schatten eines Galgens im schwachen Licht zu sehen. Der Mann verdeckte ihn dann, als er sich bückte, aus irgendeinem Schrank etwas holte und den Raum sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher