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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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Nicken. In seinem Gesichtsausdruck konnte ich stillen Dank lesen. „Oh. Noch was“, sagte er und gab mir einen Umschlag.
    „Was ist das?“
    „Ich weiß nicht“, entgegnete er. „Der Torwächter bat mich, es dir zu geben.“
    Der Torwächter. Er war der stillste Magier des Ältestenrates, und selbst der Merlin brachte ihm großen Respekt entgegen. Er war größer als ich, und das wollte etwas heißen. Er hielt sich aus den meisten politischen Grabenkämpfen im Ältestenrat heraus, was noch mehr heißen sollte. Er wusste Dinge, die er nicht hätte wissen dürfen – mehr als die meisten Magier, will ich damit sagen – und soweit ich es beurteilen konnte, hatte er mir nie etwas anderes aufgetischt als die Wahrheit.
    Ich öffnete den Umschlag. Darin war ein einzelnes Blatt Papier. Die Buchstaben in der präzisen, flüssigen Handschrift besagten
    Dresden,
    in den letzten zehn Tagen kam es wiederholt zu Akten schwarzer Magie in Chicago. Als ranghöchster Wächter dieser Region liegt es an Ihnen, dies zu untersuchen und die Verantwortlichen zu finden. Meiner Meinung nach ist es vonnöten, dass Sie sich dessen umgehend annehmen. Meines Wissens nach ist sich sonst niemand dieser Situation bewusst.
    Rashid
    Ich rieb mir die Augen. Na toll. Noch mehr schwarze Magie in Chicago. Wenn es nicht irgendein sabbernder, psychotischer Bösewicht mit einem schwarzen Hut war, handelte es sich wahrscheinlich um ein weiteres Kind wie den Jungen, der ein paar Minuten zuvor gestorben war. Dazwischen gab es nicht viel.
    Ich hoffte stark auf einen mordlüsternen Irren – bitte vielmals um Verzeihung, oh ihr politischen Korrektheitsfetischisten, auf eine mordlüsterne, in Hinsicht ihrer geistigen Gesundheit zweideutige Person. Damit hatte ich Übung.
    Ich glaubte, mit der anderen Möglichkeit nicht fertig werden zu können.
    Ich schob den Brief in den Umschlag zurück und dachte nach. Ich nahm an, das sei eine Angelegenheit zwischen dem Torwächter und mir. Er hatte mich nicht in aller Öffentlichkeit angesprochen oder Ebenezar eingeweiht, was vor sich ging, was bedeutete, es stand mir frei, wie ich an die Sache heranging. Wenn der Merlin von der Sache gewusst und mir den Auftrag offiziell erteilt hätte, hätte er verdammt noch mal sichergestellt, dass ich möglichst wenig freie Hand hatte – und ich hätte den ganzen Auftrag unter einem Mikroskop ausführen müssen.
    Der Torwächter traute mir zu, damit umzugehen, was immer auch im Argen lag. Das war fast noch schlimmer.
    Mann.
    Manchmal war ich es ganz schön leid, der Typ zu sein, von dem man erwartete, dass er mit allen Situationen, mit denen man selbst niemals fertig würde, klarkam.
    Ich sah auf und bemerkte, dass mich Ebenezar mit zusammengekniffenen Augen musterte. Dieser Ausdruck verwandelte sein Gesicht in ein Wirrwarr aus Runzeln und Falten.
    „Was?“, fragte ich.
    „Hast du einen neuen Haarschnitt, Hoss?“
    „Äh, nichts großartig Neues, warum?“
    „Du siehst …“ Die Stimme des alten Magiers verklang nachdenklich. „Anders aus.“
    Mein Herz raste. Soweit mir bewusst war, hatte Ebenezar keine Ahnung von der Entität, die sich in den unbenutzten Regionen meines Gehirns eingenistet hatte, und ich fand, das könne ruhig so bleiben. Doch auch wenn ihm der Ruf vorauseilte, ein magischer Schläger zu sein, dessen Markenzeichen es war, die ursprünglichen Kräfte der Zerstörung heraufzubeschwören, hatte er doch bei weitem mehr in petto, als man ihm im Rat zugestehen wollte. Es war also möglich, dass er einen Hinweis auf die Präsenz des gefallenen Engels in mir gefühlt hatte.
    „Na ja. Ich trage schon einige Zeit den Umhang der Leute, die ich einen Großteil meines erwachsenen Lebens verachtet habe“, meinte ich. „Einmal abgesehen und der Draufgabe, dass ich ein Krüppel bin, habe ich fast ein ganzes Jahr kaum Schlaf bekommen.“
    „Das kann natürlich der Grund sein“, stimmte mir Ebenezar mit einem Nicken zu. „Wie geht ’ s deiner Hand?“
    Ich verkniff mir die ursprüngliche, unwirsche Antwort, dass sie immer noch verstümmelt und vernarbt war und aussah wie ein übel zerschmolzener Teil einer Wachsfigur. Ein paar Jahre zuvor hatte ich mich mit einem bösen Buben mit verdammt viel Grips angelegt, der herausbekommen hatte, wie man meine defensiven Zauber umgehen konnte, die dafür geschaffen waren, kinetische Energie aufzuhalten – aber leider keine Hitze. Ich musste das auf die harte Tour lernen, als einige seiner psychotischen Schergen improvisiertes
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