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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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Napalm in meine Richtung warfen. Mein Schild konnte zwar das brennende Gel aufhalten, aber die Hitze war ohne innezuhalten einfach durchgesickert und hatte mir die Hand gegrillt, die ich ausgestreckt hatte, um die Energie für den Schild zu bündeln.
    Ich hob die behandschuhte Linke und wackelte ruckartig mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Die anderen beiden bewegten sich kaum, außer, wenn ihre Nachbarn sie mitzogen. „Nicht viel Gefühl darin, aber ich kann ein Bier halten. Oder ein Lenkrad. Ein Arzt zwingt mich, Gitarre zu spielen, um sie mehr zu bewegen und einzusetzen.“
    „Gut“, sagte Ebenezar. „Übung ist gut für den Körper, aber Musik ist gut für die Seele.“
    „Nicht so, wie ich spiele“, sagte ich.
    Ebenezar grinste pfiffig und zog eine Taschenuhr aus der Vordertasche seiner Latzhose. Er spähte darauf. „Mittag“, stellte er fest. „Hast du Hunger?“
    Auch wenn ich es aus seinem Tonfall nicht heraushören konnte, konnte ich doch zwischen den Zeilen lesen.
    Ebenezar war in einer Zeit, in der ich es dringend brauchte, mein Lehrer gewesen. Er hatte mir alles beigebracht, was ich für wichtig genug hielt, es mir zu merken. Er war immer zuverlässig, großzügig, geduldig, loyal und freundlich zu mir gewesen.
    Aber er hatte mich auch die gesamte Zeit über belogen und selbst die Prinzipien missachtet, die er mich gelehrt hatte. Einerseits hatte er mir beigebracht, was es bedeutete, Magier zu sein, wie die Zauberkraft eines Magiers seinen tiefsten Glaubensgrundsätzen entsprang und dass es weit mehr als ein Verbrechen war, Böses mit der eigenen Magie zu bewirken – es war eine Verhöhnung des Wesens der Magie. Es war ein Frevel. Andererseits war er die ganze Zeit über der Schwarzstab gewesen – ein Magier mit der Lizenz zu töten, die Gesetze der Magie zu brechen und im Namen der politischen Notwendigkeit all das in den Schmutz zu ziehen, was an seiner Macht gut und ehrenwert war, und genau das hatte er getan. Oft.
    Ich hatte Ebenezar vertraut, wie ich noch nie jemandem vertraut hatte. Ich hatte mein Leben auf dem Fundament dessen aufgebaut, was er mich über das Wirken von Magie und über Richtig und Falsch gelehrt hatte. Doch er hatte mich enttäuscht. Er hatte eine Lüge gelebt, und es war grausamst schmerzhaft gewesen, eben dies herauszufinden. Selbst zwei Jahre später drehte sich mir der Magen um, und ich fühlte mich auf ekelerregende Art unwohl.
    Mein Mentor bot mir die Friedenspfeife an und versuchte, die Dinge, die zwischen uns standen, auszuräumen. Mir war bewusst, dass ich mitgehen sollte. Ich wusste, er war nur ein Mensch, fehlbar wie alle anderen auch, und ich wusste auch, dass ich über diesen Dingen stehen und neue Brücken schlagen sollte, um dann weiterzuleben. Das hätte Mitgefühl und Verantwortung gezeigt. Es wäre das Richtige gewesen.
    Aber ich konnte es nicht.
    Es schmerzte immer noch zu sehr, als dass ich klar darüber hätte nachdenken können.
    Ich sah zu ihm auf. „Wenn mir jemand durch eine formelle Enthauptung eine Todesdrohung zukommen lässt, verdirbt mir das immer irgendwie den Appetit.“
    Er nickte, nahm die Ausrede mit einem geduldigen, gelassenen Ausdruck zur Kenntnis, auch wenn ich Bedauern in seinen Augen erkennen konnte. Er hob seine Hand zu einem stummen Winken, wandte sich ab und ging zu seinem zerbeulten, alten Ford-Pickup hinüber, der aus der Zeit der großen Wirtschaftskrise stammte. Gedanken brandeten in mir hoch. Vielleicht sollte ich etwas sagen. Vielleicht sollte ich mit dem Alten einen Happen essen gehen.
    Andererseits entsprach meine Ausrede durchaus der Wahrheit. Es bestand nicht die geringste Chance, dass ich jetzt etwas schlucken konnte. Ich spürte immer noch, wie die heißen Blutstropfen auf mein Gesicht geprallt waren, sah, wie unnatürlich verdreht der Körper in der Blutlache lag. Meine Hände begannen zu zittern, und ich schloss die Augen, um diese lebhaften, bluttriefenden Erinnerungen aus dem Rampenlicht meiner Gedanken zu zwingen. Dann stieg ich in mein Auto und versuchte, sie ganz hinter mir zu lassen.
    Der Blaue Käfer hat nicht besonders viele PS, doch er schleuderte eine ganz schön ansehnliche Menge Kies in die Luft, als ich losfuhr.
    Die Lage auf den Straßen war nicht so schlimm wie üblich, aber es war auch immer noch heißer als in der Hölle, also kurbelte ich an der ersten Ampel alle Fenster herunter und versuchte nachzudenken.
    Ermittlungen bei den Feen. Na toll. Das würde unter Garantie verdammt kompliziert
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