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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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Mühe zu durchschauen vermochte – genau wie sie eben gerade die Illusion ihrer körperlichen Präsenz in meinem Auto erschuf. Eine äußerst anziehende, attraktive und absolut reizende Präsenz. Das Miststück.
    „Ich war eigentlich der Meinung, wir hätten uns geeinigt“, fauchte ich. „Ich will nicht, dass du einfach angetrabt kommst, außer, wenn ich dich rufe.“
    „Ich habe dieses Übereinkommen auch respektiert“, antwortete sie. „Ich bin nur gekommen, um dich daran zu erinnern, dass dir meine Dienste und Ressourcen zur Verfügung stehen, wenn du sie brauchst, und dass mein vollständiges Ich, das im Moment unter dem Boden deines Labors ruht, genauso bereit ist, dir zu helfen.“
    „Du tust gerade so, als hätte ich mir gewünscht, dass du da bist. Wenn ich wüsste, wie ich dich aus meinen Gedanken löschen kann, ohne mich dabei umzubringen, würde ich das tun, ohne mit der Wimper zu zucken“, entgegnete ich.
    „Der Teil von mir, der sich mit dir deine Gedanken teilt, ist nur ein Schatten meines wahren Ichs“, sagte Lasciel. „Doch gib Acht, Sterblicher. Ich bin. Ich existiere, und mir ist sehr daran gelegen, dass das so bleibt.“
    „Wie gesagt, wenn ich es könnte, ohne dabei selbst ins Gras zu beißen“, knurrte ich. „Bis dahin geh mir aus den Augen, außer du bestehst darauf, dass ich dich in einem Abstellkämmerchen in meinem Gehirn ankette.“
    Ihre Mundwinkel zuckten, vielleicht war es Ärger, doch ansonsten konnte ich in ihrem Gesicht nichts lesen. „Wie du willst“, meinte sie und legte den Kopf schief. „Aber wenn schwarze Magie in Chicago tatsächlich einmal mehr im Kommen ist, kann es sein, dass du jedes Werkzeug brauchen wirst, das dir zur Verfügung steht, und da du überleben musst, damit auch ich am Leben bleibe, habe ich allen Grund, dir zu helfen.“
    „Ein schwarzes Schächtelchen“, sagte ich. „Ohne Löcher im Deckel. Die riecht wie ein Umkleideraum in einer High School.“
    Sie schürzte abermals die Lippen, ein Ausdruck wachsamer Belustigung. „Wie du willst, mein Gastgeber.“
    Damit war sie verschwunden, hatte sich in die finstersten Gewölbe meines Gedankengebäudes oder wohin auch immer sie sich sonst verzog zurückgezogen. Ich bebte. Ich stellte sicher, dass meine Gedanken so gut wie möglich abgeschirmt und vor ihrer Neugierde geschützt waren. Es lag nicht in meiner Macht zu verhindern, dass Lasciel mitbekam, was ich hörte oder sah, oder dass sie wild in meinen Erinnerungen herumstöberte, doch hatte ich gelernt, wenigstens meine augenblicklichen Gedanken vor ihr zu verschleiern. Das tat ich auch ständig, um zu verhindern, dass sie zu schnell zu viel über mich erfuhr.
    Das hätte ihr nur geholfen, ihr Ziel zu erreichen – mich zu überzeugen, die antike Silbermünze auszugraben, die geschützt durch Sprüche und Beton unter meinem Labor in der Erde schlummerte. In dieser Münze, einem römischen Denar – einem aus einer Sammlung von insgesamt dreißig – hauste das gesamte Wesen des gefallenen Engels Lasciel.
    Wenn ich mich entschlossen hätte, mich mit ihr zu verbünden, hätte mir beträchtliche Macht zur Verfügung gestanden. Die Macht und das Wissen eines gefallenen Engels konnten einen Menschen in eine tödliche und so gut wie unsterbliche Bedrohung verwandeln – zum niedrigen Discountpreis der eigenen Seele. Wenn man einmal bei einem der sprichwörtlichen Engel der Hölle unterschrieben hatte, war man nicht mehr der Kapitän am eigenen Steuerrad. Je mehr man zuließ, dass sie einem halfen, desto mehr gab man ihnen gegenüber den eigenen Willen auf, und schon traf der gefallene Engel die Entscheidungen.
    Ich hatte mir die Münze einen Herzschlag bevor das Kleinkind eines Freundes danach greifen konnte geschnappt, und schon ihre Oberfläche zu berühren hatte ausgereicht, einen Teil von Lasciels Persönlichkeit, ihres Intellekts, in meinen Kopf zu transferieren. Sie hatte mir im vergangenen Herbst geholfen, ein paar echt miese Tage zu überstehen, und ihre Unterstützung war wirklich unschätzbar gewesen. Aber genau da lag das Problem. Ich durfte mir nicht erlauben, mich auf ihre Hilfe zu verlassen, denn früher oder später würde ich mich daran gewöhnen, und dann würde ich sie genießen, und irgendwann würde es mir wie gar keine so blöde Idee mehr vorkommen, die Münze in meinem Keller auszubuddeln.
    Das Ganze wiederum hatte zur Folge, dass ich den Vorschlägen des gefallenen Engels gegenüber ständig auf der Hut sein musste. Auch wenn der
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