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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch
Autoren: Charlaine Harris
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sind die anderen?«, fragte Tolliver. Seine Stimme war genauso ruhig wie die von Chip.
    »Ich habe alle an die entlegensten Enden der Ranch geschickt, und Rosita hat heute frei«, sagte Chip. Er lächelte wieder sein
     breites, strahlendes Lächeln, das ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. »Nur ich und die Familie sind hier.«
    Mist.
    Chip trieb uns in die Waffenkammer. Noch fiel Tageslicht durch die Terrassentüren, und der Ausblick war genauso schön wie
     damals, nur dass ich nicht in der Stimmung war, ihn zu bewundern.
    Drex war ebenfalls anwesend. Auch er war bewaffnet, was mich erstaunte. Kate war an einen Stuhl gefesselt. Lizziehatten sie losgemacht, damit sie uns ins Haus lockte. Stricke hingen lose um einen weiteren Stuhl.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Harper«, sagte Drex. »Wir haben uns im Outback ganz gut amüsiert.«
    »Es ging so«, sagte ich. »Nur schade, dass Victoria anschließend ermordet wurde. Das hat mir die Erinnerung an den Abend doch
     ein bisschen verdorben.«
    Er schluckte und wirkte für den Bruchteil einer Sekunde nervös. »Ja, sie war eine sympathische Frau«, bemerkte er. »Sie schien   … sie schien etwas von ihrem Geschäft zu verstehen.«
    »Sie hat hart für Sie alle gearbeitet«, sagte ich.
    »Glauben Sie, dass ihr Mörder jemals gefunden wird?«, fragte Chip und lächelte noch breiter.
    »Haben Sie auf Tolliver geschossen?«, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Ich hielt es nicht für sinnvoll, das zu übergehen.
    »Nö«, sagte er. »Das war mein Kumpel Drex. Drex taugt nicht viel, aber schießen kann er. Ich habe Drex befohlen, Sie zu erschießen.
     Aber er hatte seine Skrupel.« Er sprach ganz langsam, so als hätte er die Worte gerade erst auswendig gelernt. »Er wollte
     keine Frau erschießen. Der gute alte Drex ist auf seine Art doch sehr galant. Ich habe versucht, seinen Fehler kurz darauf
     zu korrigieren, als Sie gerade laufen waren. Doch dann hat sich dummerweise dieser Cop vor Sie geworfen und die Kugel abbekommen.
     Ich hätte nicht geschossen, wenn ich gewusst hätte, dass er ein Bulle ist. Er kam mir irgendwie bekannt vor, und mir wurde
     ganz schlecht, als ich erfuhr, dass ich einen Football-Spieler erschossen hatte.«
    »Warum wollten Sie uns überhaupt erschießen?«
    »Weil Sie das von Mariah wussten und darüber geredet haben. Und wenn Sie gestorben wären, hätte Lizzie die Sache bestimmt
     wieder vergessen. Ansonsten würde sie immerwieder über das nachdenken, was Sie auf dem Friedhof gesagt haben. Sie würde über den Tod ihres Großvaters nachgrübeln und
     sich fragen, wer wohl ein Interesse an seinem Tod haben könnte. Und wenn sie das mit dem Baby tatsächlich glaubte, würde sie
     Nachforschungen anstellen. Lizzie würde liebend gern ein Kind großziehen, sie ist der totale Familienmensch.« Er drückte die
     Waffe in Lizzies Nacken und küsste sie auf den Mund. Danach spuckte sie aus, woraufhin er lachte.
    »Warum sollte ich unbedingt sterben?« Jetzt war ich wirklich neugierig.
    »So ist meine Süße nun mal: Sie geht den Dingen auf den Grund, aber nur, solange sie sie vor sich hat. Ansonsten gilt für
     sie das Sprichwort: Aus den Augen, aus dem Sinn.«
    Da unterschätzte er Lizzie meiner Meinung nach, andererseits kannte er sie besser als ich. Bei näherer Betrachtung verstand
     ich: Chips größter Fehler war der gewesen, mich überhaupt aus Texas herkommen zu lassen. Aber wenn ich starb, würde mein Tod
     diesen Fehler ungeschehen machen. Natürlich nicht wirklich, aber danach wäre ihm wohler gewesen.
    »Lizzie, irgendjemand muss Sie auf meine Webseite aufmerksam gemacht haben«, sagte ich. »Irgendjemand hat Ihnen den entscheidenden
     Tipp gegeben, nämlich, dass es interessant sein könnte, mich einen Blick auf Ihren Friedhof werfen zu lassen.«
    »Ja«, sagte Lizzie. Die Sonne fiel schräg auf die Terrasse, es war etwa halb vier Uhr nachmittags. »Ja, das war Kate.«
    »Wie kamen Sie dazu, Kate?«, fragte ich.
    Kate war eindeutig in einer schlimmen Verfassung. Ihr Gesicht war kalkweiß, ihre Atmung flach. Ihre Hände waren an den Armlehnen
     festgebunden, und ich sah, dass ihre Handgelenke wundgescheuert waren. Sie brauchte einen Moment, bis sie meine Frage verstand.
    »Drex«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Drex hat mir erzählt, dass er Ihnen mal begegnet ist.«
    Chips Kopf fuhr herum wie der einer Klapperschlange kurz vor dem Angriff.
    »Drex, deinetwegen haben wir alles verloren!«, sagte er unheilverkündend.
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