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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch
Autoren: Charlaine Harris
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kein besonders gutes Motel, dafür konnten wir uns einigermaßen
     sicher sein, dass niemand durchs Fenster auf uns schießen würde.
    Ein paar Dinge verwirrten mich immer noch, aber beide Schützen waren tot.
    Tolliver nahm seine Medikamente, und wir kletterten ins Bett. Die Laken fühlten sich kalt und beinahe feucht an, sodass ich
     noch einmal aus dem Bett stieg, um die Heizung aufzudrehen. Was zur Folge hatte, dass sich die Vorhänge unangenehm bauschten.
     Weil ich das kenne, habe ich immer eine große Klammer im Gepäck, die uns auch in dieser Nacht sehr zupass kam. Als ich wieder
     zwischen die Laken schlüpfte, merkte ich, dass Tolliver bereits schlief.
    Beim Aufwachen schien die Sonne. Tolliver war im Bad, machte Katzenwäsche und murrte vor sich hin.
    »Was murrst du da?«, fragte ich, setzte mich auf und schwang meine Beine aus dem Bett.
    »Ich möchte endlich duschen«, sagte er. »Ich wünsche mir nichts mehr als eine Dusche.«
    »Tut mir leid«, sagte ich und meinte es ernst. »Aber noch darf deine Schulter nicht nass werden.«
    »Heute Abend können wir versuchen, eine Müll- oder Einkaufstüte darüber zu kleben«, schlug er vor. »Wenn wir sie richtig befestigen,
     bin ich mit dem Duschen fertig, bevor das Klebeband aufweicht.«
    »Wir können es ja mal probieren«, willigte ich ein. »Und, was steht heute auf dem Programm?«
    Keine Antwort.
    »Tolliver?«
    Schweigen.
    Ich stand auf und ging zum Bad. »Was ist denn?«
    »Heute«, sagte er, »müssen wir mit meinem Dad reden.«
    »Müssen wir das wirklich?«, fragte ich vorsichtig.
    »Ja«, erwiderte er fest entschlossen.
    »Und dann?«
    »Dann werden wir in den Sonnenuntergang reiten«, sagte er. »Wir werden nach St. Louis zurückfahren und eine Weile allein sein.«
    »Oh, das klingt gut. Ich wünschte, wir könnten das mit deinem Dad ausfallen lassen und gleich ›allein sein‹.«
    »Ich dachte, du brennst darauf, mit ihm abzurechnen.« Er begann, sich seinen Bartstoppeln zu widmen, und hielt kurz inne,
     während eine Wange noch vor Rasiergel glänzte.
    Das hatte ich eigentlich auch erwartet. »Es gibt vieles, was ich lieber nicht wissen will«, sagte ich. »Dabei hätte ich mir
     das nie vorstellen können. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet.«
    Er legte seinen gesunden Arm um mich und drückte mich. »Ich habe auch schon überlegt, Texas noch heute zu verlassen«, sagte
     er. »Wirklich. Aber das geht nicht.«
    »Nein«, pflichtete ich ihm bei.
    Ich hatte wie vereinbart Dr.   Spradlings Krankenschwester angerufen und ihr erzählt, dass Tolliver keine erhöhte Temperatur hatte, nicht blutete und dass
     seine Wunde nicht entzündet aussah. Sie ermahnte mich, gut darauf zu achten, dass er seine Medikamente nahm, mehr nicht. Trotz
     der schockierenden Ereignisse vom Vortag sah Tolliver besser aus denn je, seit er angeschossen worden war. Ich war mir sicher,
     dass er wieder ganz gesund würde.
    Die Fahrt nach Dallas ging ohne Probleme vonstatten, von ein paar kleinen Staus einmal abgesehen. Wir mussten Marks Haus finden,
     wo wir erst ein Mal gewesen waren. Mark war ein Einzelgänger, und ich fragte mich, wie er und Matthew miteinander auskamen.
    Zu meiner Überraschung stand Marks Wagen in der kleinen Auffahrt. Sein Haus war kleiner als das von Iona und damit wirklich
     winzig. Ich erkannte sofort dieses Summen in der Nachbarschaft, aber es war schwach. Keine Toten in unmittelbarer Nähe.
    Schmale Betonplatten führten von der Auffahrt zur Haustür. Die beiden Außenleuchten daneben waren voller Spinnweben, und so
     etwas wie Gartenpflege war hier unbekannt. Das Haus schien seinem Besitzer völlig egal zu sein.
    Mark öffnete uns. »He, was macht ihr denn hier?«, sagte er. »Wollt ihr Dad besuchen?«
    »Ja, in der Tat«, sagte Tolliver. »Ist er da?«
    »Ja. Dad!«, rief Mark. »Tolliver und Harper sind hier.« Er trat einen Schritt zurück, um uns hereinzulassen. Er trug eine
     Jogginghose und ein altes T-Shirt . Offensichtlich musste er heute nicht arbeiten. Ich ertappte mich dabei, ihn anzustarren. »Tut mir leid«, sagte er. »Aber
     heute ist mein freier Tag. Ich habe keinen Besuch erwartet.«
    »Wir haben uns ja auch nicht angemeldet«, sagte ich. DasWohnzimmer war ungefähr genauso schlicht eingerichtet wie das von Renaldo: Es gab eine große Ledercouch und einen dazu passenden
     Sessel, einen großen Fernseher und einen Couchtisch, aber keine Leselampen und keine Bücher. Dafür sah ich ein gerahmtes Foto,
     das uns fünf
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