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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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aufstellte,
rutschte ich auf einer Eisplatte aus und stürzte. Ich rollte durch Schnee und
nasses Gras bis ganz nach unten, an den Fuß des Berghangs.
    Er war genauso
wenig für solche Aktionen angezogen wie ich, sogar eher schlechter, denn ich
trug Stiefel, eine dicke Jacke und einen Schal, er dagegen nur einen Anzug.
Seine Schuhe passten zum Anzug, sie waren bei solchem Wetter nur für drinnen
geeignet. Als ich die Bäume am Fuß des Hanges erreicht hatte, kam er mir
hinterhergestolpert.
    Wegen meiner mit
Klebeband gefesselten Hände fiel mir das Aufstehen schwer, aber ich schaffte
es, mich hochzukämpfen und loszurennen. Es war furchtbar, da ich mir auf
matschigem Untergrund einen Weg durch die dichten Sträucher und Bäume bahnen
musste. Aber ich musste eine möglichst große Entfernung zwischen mich und ihn
bringen.
    Würde er mir bis
nach unten in den Wald folgen?
    Ja, du
Idiotin, natürlich wird er das. Ich hörte einen unbeherrschten Wutschrei
und dann, wie er zwischen den Bäumen hindurchtobte.
    Offenkundig war er
jetzt eindeutig durchgeknallt. Zumindest versuchte er nicht nachzudenken. Seine
geistige Verfassung war meine einzige Chance.
    Nicht, dass ich
selbst groß nachdachte, ich rannte nur.
    Einen Plan, ich
brauchte dringend einen Plan. Das Wetter und das Gelände waren gegen mich. Wenn
ich auf die Schneereste trat, brauchte er nur meine Spur zu verfolgen. Und es
war wirklich nicht einfach, schnell zu sein und gleichzeitig zu versuchen,
nicht auf Schnee zu treten. Wenigstens gab es noch andere Spuren im Schnee.
Leute waren mit Geländewagen hier durchgefahren, und in wenigen Metern
Entfernung konnte ich noch andere schwache Spuren erkennen. Ich hüpfte von
schneefreier Stelle zu schneefreier Stelle, in der Hoffnung, dass der Boden
nicht alle Fußabdrücke zeigte, die ich zwangsläufig hinterließ, weil er so nass
war. Vielleicht kannte sich Barney im Wald genauso wenig aus wie ich.
    Ich spürte das
Summen von Knochen, ganz in der Nähe.
    Instinktiv lief
ich dem Summen nach. Die Toten konnten zwar nicht auferstehen und mich
beschützen - was eigentlich nur fair gewesen wäre -, aber vielleicht konnten
sie mich ja verstecken? Ich weiß nicht, was ich in diesem Moment wirklich
dachte, aber in Gegenwart von Toten fühlte ich mich wohl.
    Es wurde dunkel,
und die Sicht verschlechterte sich, während ich rannte, gegen Bäume prallte und
mich taumelnd auf den Beinen hielt. Ich lief zu dem toten Mann. Wenn ihn noch
niemand gefunden hatte, würde man mich vielleicht auch nicht finden. Er fühlte
sich noch recht frisch an, und ich war so müde. Aber ich flitzte weiter, so
schnell wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen.
    Der tote Mann
befand sich in dem Gestrüpp vor mir, ein überwuchertes Gelände mit kurzen
Baumschösslingen, Kletterpflanzen und Myrthe. Das Gestrüpp war von Kiefern
umgeben, und auf dem Boden lagen Kiefernzapfen. Ich kniete mich hin, um ein
paar aufzuheben.
    Der Lebende, der
mich umbringen wollte, war nur wenige Meter hinter mir. Ich konnte ihn zwar
nicht sehen, hörte aber, wie er sich schnaufend durchs Unterholz kämpfte. Halb
im Stehen warf ich erst einen Kiefernzapfen, dann einen weiteren. Ich warf sie
so weit weg, wie es mir meine gefesselten Hände erlaubten. Als sie auf den
matschigen Boden fielen, machten sie in ein paar Metern Entfernung leise
Geräusche. Ich glaube nicht, dass Barney Simpson viel Pionierblut in sich
hatte. Er würde deshalb vielleicht glauben, Schritte zu hören. In der Nähe gab
es eine Felsnase, vielleicht würde er denken, meine Schritte hätten mich auf das
Gestein geführt. Der Tote wartete.
    Ich ging in die
Hocke und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. Er klang wie ein heiseres
Bellen. Bitte, toter Mann, flehte ich, bitte sei
ein Jäger.
    Gott erhörte mich.
Oder das Schicksal. Oder es war eben einfach so. Der Tote hatte ein Messer bei
sich. Es steckte in der Scheide an seinem faulenden Gürtel. Sein Tarnanzug war
zerfetzt und wies Flecken von diversen Körperflüssigkeiten auf. Einige seiner
Knochen lagen verstreut herum, der Unterleib war von irgendeinem Lebewesen
aufgerissen und angenagt worden. Aber Lyle - so hieß er, Lyle Worsham - hatte
ein Messer in dieser Scheide. Der Klettverschluss gab unter meinen Fingern
nach, und nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte ich es, das Messer
herauszuziehen. Es war verrostet und durchlöchert, aber es war ein Messer -
wenn auch nicht das große Jagdmesser, das ich erwartet hatte. Seine Form war
mir nicht vertraut. Ich
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