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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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vorbei und traten unsere Schuhe
auf der Fußmatte ab, um den Dreck nicht mit reinzutragen.
    Die
Toiletten waren sauber, und das Restaurant war gut geheizt. Man wies uns
umgehend einen Platz an, und eine junge Frau mit glatter Pferdemähne war
offenkundig erfreut, uns bedienen zu dürfen. Typisch Tolliver. Ob Kellnerinnen,
Bardamen oder Zimmermädchen - weibliche Bedienungen sind ganz verrückt nach
ihm. Wir bestellten, und während ich es einfach nur genoss, nicht mehr im Auto
zu sitzen, dachte Tolliver bereits über den nächsten Auftrag nach.
    »Diesmal hat
uns die Polizei engagiert«, warnte er mich. Das bedeutet weniger Geld, aber
eine gute Presse. Wir wünschen uns immer, dass uns die Polizei weiterempfiehlt.
Etwa die Hälfte unserer Aufträge kommt über Detectives,
Sheriffs, Deputies usw. Sie nehmen mich nicht unbedingt ernst, haben
aber bei bestimmten Ermittlungen Druck von oben bekommen. Deshalb engagieren
sie mich, nachdem sich mein Name in Polizeikreisen bis zu ihnen herumgesprochen
hat. Vielleicht wollen sie irgendeinen Mr. Wichtig loswerden. Vielleicht müssen
sie unbedingt jemanden finden oder haben bereits alle anderen Möglichkeiten bei
der Vermisstensuche ausgeschöpft. Die Polizei zahlt nicht gut. Aber solche
Aufträge rechnen sich trotzdem.
    »Was wollen
die von mir? Ist es ein Friedhofsjob, oder soll ich jemanden ausfindig machen?«
    »Du sollst
jemanden ausfindig machen.«
    Das
bedeutet, dass ich nach einer Leiche suchen muss. Das
ist bei der Hälfte meiner Aufträge der Fall. Seit sich der Blitz durch das
Fenster unseres Wohnwagens in Texarkana geschlängelt hat, als ich fünfzehn war,
besitze ich die Gabe, Leichen zu orten. Liegt die Leiche ganz normal in ihrem
Grab auf dem Friedhof, wollen meine Auftraggeber die Todesursache wissen.
Befindet sich die Leiche an einem unbekannten Ort, kann ich sie aufspüren, aber
nur wenn das Gebiet, in dem ich suchen soll, begrenzt ist. Zum Glück nimmt das
Summen, das Leichen von sich geben, mit der Zeit ab, denn sonst wäre ich
mittlerweile völlig gaga. Man muss sich
das nur mal vorstellen: Leichen von Steinzeitmenschen, von amerikanischen
Ureinwohnern, von den ersten Siedlern und dann noch die ganzen Leichen von den
nicht allzu lange Verstorbenen - das sind jede Menge Tote, und sie alle lassen
mich wissen, wo sich ihre sterblichen Überreste befinden.
    Ich
überlegte gerade, ob es sich lohnen würde, meine kleine Werbebroschüre an
Ausgrabungsstätten zu schicken, und wie Tolliver es wohl anstellen würde, an
die Adressen für ein entsprechendes Mailing zu kommen. Tolliver kann wesentlich
besser mit unserem Laptop umgehen als ich, einfach weil er sich mehr dafür
interessiert.
    Er war aber
natürlich nicht mein Lakai oder so.
    Er war der
Erste, dem ich von meiner merkwürdigen Gabe erzählte, nachdem ich mich von den
körperlichen Folgen des Blitzschlags erholt hatte. Obwohl er mir anfangs nicht
geglaubt hatte, war er bereit gewesen, mich zu testen. Und noch während wir die
Grenzen meiner neuen Gabe ausloteten, war sein Glaube an mich besiegelt. Als
ich meinen Highschool-Abschluss machte, hatten wir bereits einen Businessplan
ausgearbeitet und legten los. Anfangs nur an den Wochenenden, denn Tolliver
hatte noch eine normale Stelle, und ich jobbte in Fastfood-Restaurants. Aber
nach zwei Jahren konnte er seinen Job kündigen. Seitdem waren wir gemeinsam
unterwegs.
    Im Moment
spielte Tolliver gerade Reversi, ein Spiel, das bei Cracker Barrel immer
auf dem Tisch steht. Er wirkte ruhig und konzentriert und nicht gerade
unglücklich - aber das tat er eigentlich nie. Ich weiß, dass Tolliver eine
schwere Zeit durchgemacht hat, nachdem sich herausstellte, dass eine seiner
Verehrerinnen ihn nur benutzt hatte. Auch wenn man selbst nicht verknallt ist,
ja sogar, wenn einen die Person fast ein wenig abstößt - so etwas tut weh.
    Tolliver hat nie viel über die Sache in Memphis geredet, aber
sie hat bei uns beiden Spuren hinterlassen. Ich betrachtete die Bewegungen
seiner langen weißen Finger und hing meinen eigenen traurigen Gedanken nach. In
den letzten Wochen hatte es Spannungen zwischen uns gegeben. Und das war meine
Schuld, allein meine Schuld.
    Die
Kellnerin kam an unseren Tisch und fragte, ob sie uns nachschenken dürfe, wobei
sie es fertigbrachte, Tolliver einen Tick mehr anzustrahlen als mich.
    »Wohin fahrt
ihr?«, fragte sie fröhlich.
    »In die Nähe
von Asheville«, erwiderte Tolliver und sah von seinem Spiel auf.
    »Oh, dort
ist es schön«, sagte sie,
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