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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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ihrem Teil der Aufgabe nachkommend, Tourismuswerbung
für die Region zu machen. Er lächelte sie geistesabwesend an und beugte sich
wieder über das Spiel. Sie zuckte angesichts seines gesenkten Kopfes nur mit
den Schultern und trippelte davon.
    »Du starrst
mir noch ein Loch in den Bauch«, sagte Tolliver, ohne aufzusehen.
    »Du sitzt
bloß im Weg«, erwiderte ich und stützte die Ellbogen auf. Wo blieb verdammt
noch mal das Essen? Ich knüllte die Papiertüte zusammen, in der Besteck und
Serviette gewesen waren.
    »Tut dein
Bein weh?«, fragte er. Ich habe ein schwaches rechtes Bein.
    »Ja, ein
bisschen.«
    »Soll ich es
heute Abend massieren?«
    »Nein!«
    Er sah auf
und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Natürlich
wollte ich, dass er mein Bein massiert. Ich wusste nur nicht, ob es gut war. Es
war möglich, dass ich etwas Falsches tat - etwas, das wir nicht tun durften.
    »Ich glaube,
ich halte es heute Nacht einfach nur warm«, erwiderte ich. Dann entschuldigte
ich mich und ging auf die Damentoilette. Sie war bereits von einer Mutter und
ihren drei Töchtern besetzt, aber vielleicht hatte ihre Tochter auch nur
Freundinnen dabei. Sie waren sehr jung und sehr laut. Als eine Toilette frei
wurde, machte ich die Tür hinter mir zu und schob den Riegel vor. Ich blieb
eine Weile mit dem Kopf gegen die Wand gelehnt stehen. Scham und Angst
schnürten mir die Kehle zu, und einen Moment lang bekam ich keine Luft mehr.
Dann gab ich unter Zittern ein lautes Stöhnen von mir.
    »Mama, ich
glaube, die Frau weint«, sagte ein Kind mit durchdringender Stimme.
    »Pssssst«,
machte die Mutter. »Dann wollen wir sie lieber allein lassen.« Anschließend
herrschte wohltuende Stille.
    Ich musste
tatsächlich aufs Klo, und mein Bein tat tatsächlich weh. Ich streifte meine
Jeans herunter und massierte das rechte Bein, nachdem ich mich hingesetzt
hatte. Mein rechtes Knie ziert ein blassrotes Spinnennetz, das bis zum
Oberschenkel reicht. Meine rechte Seite hatte zum Fenster gezeigt, als mich der
Blitz traf.
    Als ich
wieder bei Tolliver war, stand das Essen bereits da, und ich konnte mich ganz
darauf konzentrieren. Zurück am Auto, setzte sich Tolliver hinters Steuer, er
war jetzt mit Fahren dran. Ich schlug vor, ein Hörbuch einzulegen. Im letzten
Antiquariat, das wir aufgesucht hatten, hatte ich drei Hörbücher gekauft,
selbstverständlich nur in der ungekürzten Fassung. Ich legte einen Roman von Dana
Stabenow ein, lehnte mich zurück und entzog mich so meinem Bruder. Nein, ich
entzog mich ihm nicht, ich zog mich nur in mich selbst zurück.
    Tolliver
hatte uns ein Doppelzimmer in einem Motel in Doraville gebucht. An der
Rezeption wartete er sichtlich darauf, dass ich ihn bat, nach einem zweiten
Zimmer zu fragen, so abweisend, wie ich mich verhalten hatte...
    In den
Jahren, in denen wir zusammen unterwegs sind, haben wir uns schon oft ein
Zimmer geteilt. Anfangs hatten wir nicht genug Geld für zwei Einzelzimmer.
Später brauchten wir manchmal unsere Ruhe, manchmal war es uns auch schlichtweg
egal. Es war nie ein Thema zwischen uns gewesen, und ich wollte nicht, dass es
jetzt ein Thema würde. Ich fragte mich, wie lange wir so weitermachen konnten,
ohne dass Tolliver explodierte und eine Erklärung verlangte, die ich ihm nicht
geben konnte. Also würden wir uns wohl oder übel ein Zimmer teilen und das
unangenehme Schweigen aushalten müssen. Ich begann mich bereits daran zu
gewöhnen.
    Wir trugen
unser Gepäck hinein. Ich nehme immer das Bett in Badezimmernähe, er bekommt das
am Fenster. Es handelte sich um eine weitere Variante der Zimmer, die wir schon
x-mal gesehen hatten: glänzende Bettüberwürfe aus Polyester, Stühle und ein
Tisch (alles Massenware), ein Fernseher und ein beige gefliestes Bad. Tolliver
beschäftigte sich mit seinem Handy, während ich mich auf dem Bett ausstreckte
und CNN einschaltete.
    »Sie will,
dass wir morgen früh um acht vorbeikommen«, sagte er, holte einen Stift aus
seiner Tasche und schlug die Zeitung auf der Seite mit dem Kreuzworträtsel auf.
Früher oder später würde auch er klein beigeben und lernen, wie man ein Sudoku
löste, aber noch blieb er seinen Kreuzworträtseln treu.
    »Dann sollte
ich lieber jetzt laufen gehen«, sagte ich. Mir fiel auf, dass er, den Stift
über dem Kreuzworträtsel gezückt, ein paar Sekunden lang erstarrte. Wir gingen
oft zusammen joggen, wobei Tolliver gewöhnlich am Ende unserer Runde noch mal
lossprintete, um sich richtig zu verausgaben. »Morgen
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