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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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drehte es umständlich zwischen meinen Fingern und
versuchte das Klebeband damit aufzuschneiden.
    Bevor ich ganz
durch war, war ich froh, dass ich eine Jacke trug. Meine Arme hätten sonst
furchtbar ausgese hen. Als Erstes riss
ich mir das Klebeband vom Mund. Mich brachte niemand zum Schweigen.
    Dann ging ich in
die Hocke und vermied jedes Geräusch. Wo war er? Würde er sich jede Sekunde auf
mich stürzen? Hatte er aufgegeben und war zum Geländewagen zurückgegangen?
Verließ er vielleicht schon den Bezirk? Ich hatte nichts dagegen,
hierzubleiben, bis ich in Sicherheit war. Mir war kalt, ich war durchnässt und
ich hatte Angst, aber ich besaß Geduld. Schließlich war der alte Lyle hier bei
mir. Hatte Lyle ein Gewehr? Das müsste er eigentlich.
    Doch wie sich
herausstellte, war Lyle angeln gewesen, nicht jagen. Ich entdeckte eine
umgekippte Kiste mit seiner Angelausrüstung unter einer mindestens zwei Jahre
alten Laubschicht sowie einen Fischkorb, der einmal seine Beute enthalten
hatte. Jetzt wusste ich auch, warum sein Messer so eine merkwürdige Form hatte
- es war offenkundig ein Filettiermesser. Er war am See gewesen, um zu angeln.
War dieser gefroren gewesen? An diesem Nachmittag war die Temperatur über den
Nullpunkt geklettert, und die Sonne hatte geschienen. Jetzt, wo die Dämmerung
kam, fror das Wasser vielleicht erneut. Ich bekam Gänsehaut. Meine Idee, über den
gefrorenen See zu fliehen, war einfach nur dumm. Was die Wildnis betraf, war
ich wahrscheinlich genauso unerfahren wie Barney Simpson. Barney amüsierte sich
lieber in Innenräumen und hatte dort Sex mit gefesselten Jungs. Was wohl die
frühere Mrs Simpson über Barneys sexuelle Vorlieben
zu sagen hatte?
    Ich rief mich zur
Ordnung und konzentrierte mich auf die leisen Geräusche, die ich hörte. Barney
versuchte sich unsichtbar zu machen, aber er war ein großer Mann und trug die
falschen Schuhe. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen, und er atmete schwer.
Lyle und ich, wir waren wirklich still.
    Wenn ich das
nächste Mal entführt wurde, würde ich Handschuhe anhaben, das schwor ich mir.
Und eine Mütze.
    »Komm da raus, du
Schlampe«, rief Barney.
    Mr Simpson, ich bin gar
nicht zufrieden mit der Behandlung durch Ihr Personal.
    »Hier sind keine
Häuser in der Nähe, und niemand wird dir helfen«, rief er. Er schien mir schon
deutlich näher gekommen zu sein.
    Was, wenn er log ? So
wie er schon die ganze Zeit log.
    Was ich beim
Rennen vorhin mitbekommen hatte, waren eine Wasserfläche und einige Blockhäuser
gewesen: In der Ferne, aber in Sichtweite. Erreichbar. Ich war mir ziemlich
sicher, wo ich war.
    Wahrscheinlich
unweit der Südküste des Pine Landing Lakes. Wenn ich die
schützenden Bäume verließ und dem Ufer in nordwestlicher Richtung folgte, würde
ich vielleicht auf unsere Hütte stoßen. Wenn ich es dann noch bis zur Straße
schaffte, wäre ich in Sicherheit und würde auch schneller vorankommen.
    Jetzt stand er
direkt vor dem Gestrüpp. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht hörbar
auszuatmen. Mit der rechten Hand umklammerte ich das Messer, bereit
zuzustechen.
    Bleib
ruhig. Bleib ganz ruhig und sag kein Wort. Und dann entfernten sich seine Schritte.
    Für meinen
Geschmack konnte es gar nicht schnell genug dunkel werden.
    Er hatte es eilig,
nicht ich.
    Lyle,
du und ich, wir können bis in alle Ewigkeit warten, stimmt's?
    Und dann brüllte
er los und schlug zu, aber er traf den falschen Schatten, und da ich stillgehalten
hatte, passierte mir nichts. Es ging mir gut. Mein Arm war jetzt zwar bestimmt
richtig gebrochen, meine Kopfhaut blutete stark und mir tat der Kopf weh, als
hätte man mich an den Haaren aus einem Auto gezogen, aber es ging mir gut.
Allerdings bestand die Gefahr, dass ich in dieser Haltung erfrieren würde. Ich
hatte mich schon zu lange nicht mehr vom Fleck gerührt und musste mich dringend
bewegen, mein Gewicht verlagern. Aber dafür war meine Angst zu groß.
    Er schien keine
Waffe dabeizuhaben, zum Glück. Er hätte sonst so lange wahllos auf die Büsche
schießen können, bis er mich erwischt hätte, aber nein, das würde zu viel
Aufmerksamkeit erregen. Selbst im ländlichen Süden fällt es auf, wenn man wild
durch die Gegend ballert. Aber vielleicht würde er es riskieren, um mich zu
töten.
    »Das ist ja
lächerlich«, sagte er so dicht neben mir, dass ich beinahe aufschrie. »Sie
müssen verrückt sein, so auf einen Mann zu reagieren, der ganz normal mit Ihnen
redet. Mit Treten und Schreien,
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