Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
Klang dämpfen, bevor sie kaputt gingen. Vielleicht auch für vier. Sogar so etwas wurde hier leise getan, damit die sakrale Stimmung nicht gestört wurde. Der Heilige Vater wollte nicht, dass Gott durch Schüsse erschreckt wurde. Luzifer, Satan, der Teufel, oder wie immer man ihn nennen wollte, fünfzig Meter unter uns, hätte sein wahres Vergnügen an dem, was hier ablief und am liebsten wäre ich zu ihm gegangen, um ihn um seine Begleitung zu bitten.
    Von allen Seiten tauchten dunkel gekleidete Männer auf, einer von ihnen war schwarz. Aha, ich erinnerte mich, davon gelesen zu haben. Der erste Schwarze in der Garde, sein Name war mir entfallen. Es klickte von allen Seiten, als Pistolen entsichert wurden.
    Anna blieb stehen. Noch immer hatte ich Antonio im Visier.
    »Lasst uns durch, bitte ...«, sagte sie.
    Ein stämmiger Kerl trat in den Gang. Er wirkte sieben Fuß hoch und ebenso breit. Sein kantiges Gesicht hatte trotz der archaischen Anmutung etwas Sanftes. »Anna ... liebe Anna ...«, sagte er mit warmer Stimme. »Wir ahnten, dass du Morgus nach draußen bringen willst. Wir sind vorbereitet. Wir zweifeln schon seit geraumer Zeit an dir. Wenn das so weitergeht, gehörst du nicht mehr zu uns.«
    Anna neben mir schien zusammenzusinken. Was der Mann ihr sagte, schien sie tief zu schmerzen. »Aber ... ich war stets treu. Ich habe einen heiligen Eid geschworen. Wie kommt ihr darauf ...?«
    Der Große lächelte wie Onkel Habdichlieb. »Warum die Diskussionen, Anna? Du gehst mit Mr Morgus zurück in das Krankenzimmer. Dort könnt ihr euer kleines Abenteuer fortsetzen ...«
    Anna keuchte. »Was willst du damit sagen?«
    Bevor sie zusammenbrach, sagte ich: »Sie haben uns abgehört, vielleicht sogar beobachtet.«
    »So ist es, Mr Morgus. Glauben Sie tatsächlich, wir lassen so wichtige Gäste aus den Augen? Glauben Sie, Sie hätten einfach so in das Kaminzimmer des Heiligen Vaters spazieren können, hätten wir nicht gewusst, dass Sie unbewaffnet sind? Wir sind keine Narren, junger Mann. Und ich wundere mich, dass unsere geschätzte Kameradin Anna Tomasso das nicht wusste. Sie ist eine von uns.«
    Ich sah Anna an.
    Sie schüttelte den Kopf und ich nahm etwas in ihren Augen wahr, das mich erschütterte. Sie war blind. Blind vor Liebe zu mir. Gibt es ein schöneres Gefühl, als dieses? Sie hatte jede Vernunft außer Acht gelassen, um bei mir zu sein. Doch nun war sie mit etwas konfrontiert worden, das schlimmer war, als alles, was sie sich vorstellen konnte: Man misstraute ihr. Man stieß sie aus. Man stellte sie auf eine Stufe mit Denen da draußen! Sie liebte mich und sie liebte ihren Job und die Freundschaft zu diesen Männern und sie liebte den Heiligen Vater und vor allen Dingen liebte sie Gott.
    »Mariotto«, flüsterte sie. »Tue mir das nicht an.« Ihre Augen waren feucht.
    »Du tust es dir selbst an, Anna. Dieser Mann hat dir den Kopf verdreht. Er mag für das, was er tun sollte, wichtig gewesen zu sein, doch nun haben wir den Befehl, ihn hier zu behalten. Und das werden wir tun.«
    »Nein«, sagte ich. »Werdet ihr nicht!«
    Schneller, als eine Maus blinzeln kann, war ich bei Antonios Kameraden und entriss ihnen die Waffen. Sofort drückte ich Mariotto die Luger an die Stirn, gab zwei Schüsse ab, von denen jede Kugel ihr Ziel fand, nämlich die Füße der Angreifer, war wieder an Mariottos Stirn und zerrte den Riesen mit mir. Er grunzte und rief: »Erschießt ihn!«
    »Dann stirbt er«, rief ich zurück.
    »Im Namen des Herren«, rief Mariotto, bereit zu sterben.
    Meter für Meter näherten wir uns der Halle, die zum Eingang führte. Und Meter für Meter kehrten meine Kräfte zurück. Oder genauer gesagt: Ich wurde wieder der, der ich bin.
    Darian Morgus, der Vampir!
    Vielleicht waren es die Schüsse, der Ausbruch der Gewalt, welche die Heilige Weihe, die über dem Gebäude, dem Vatikan, diesem Zentrum des Glaubens lag, verringerte, aufweichte oder auflöste. Ich weiß es nicht. Doch es wurde weniger, ich entfernte mich vom Menschlichen. Ich wurde Vampir und verspürte einen Hunger, der nur in der Hölle befriedigt werden konnte.
    Niemand schoss.
    Man würde Mariotto nicht in Gefahr bringen, auch wenn dieser Narr sich danach sehnte.
    Anna stand zitternd abseits und starrte mir und Mariotto hinterher.
    Die von mir Angeschossenen lagen auf den Fliesen, und jammerten.
    »Knallt ihn ab, bevor er zu mächtig wird. Macht ihn fertig!«, brüllte Mariotto. »Der Herr wird es euch danken.«
    »Einen Scheiß wird er«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher