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Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
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haben, Boggs sei unschuldig, nun, so ein Quatsch kann eine Nachrichtenabteilung ganz schnell ruinieren. Von Ihrer Karriere gar nicht zu reden. Unbelegte Behauptungen sind Gift in diesem Geschäft.«
    »Ich hatte vor, die Story richtig anzugehen«, sagte Rune.
    »Ich weiß, wie man recherchiert. Ich weiß, wie man Interviews führt. Ich hatte nicht vor, mit irgendwas zu kommen, was nicht …« Oh, verdammt: fundiert oder fungiert ?Was denn nun? Rune war nicht gut mit ähnlich klingenden Wörtern. »… untermauert ist.«
    Sutton beruhigte sich. »Na schön, Sie wollen also sagen, Sie haben eine Spur, und der möchten Sie nachgehen.«
    »Ich glaube, das ist es.«
    »Sie glauben, das ist es.« Sutton nickte und zielte dann mit der Zigarette auf Rune. »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen.«
    »Klaro.«
    »Ich lege Ihnen nicht nahe, die Story nicht zu verfolgen.«
    Rune bemühte sich, die verschiedenen nicht zu sortieren.
    Sutton fuhr fort. »Ich würde keinem Reporter je nahelegen, er solle nicht einer Story nachgehen, die er für vielversprechend hält.«
    Rune nickte und kämpfte sich durch dieses weitere Knäuel von Neins und Nichts.
    »Aber ich frage mich, ob Ihre Bemühungen nicht ein wenig fehlgeleitet sind. Boggs hatte seine Chance vor Gericht, und selbst wenn es bei dem Prozess zu gewissen kleineren Unregelmäßigkeiten kam, was soll’s?«
    »Aber ich habe einfach so ein Gefühl, dass er unschuldig ist. Was kann es schaden, wenn ich da nachhake?«
    Suttons matt geschminkte Augen schweiften langsam durch den Raum, um sich dann wieder auf die junge Frau zu richten.
    »Sind Sie sicher, dass Sie in Wirklichkeit nicht eine Story über sich selbst machen wollen?«, fragte sie leise.
    Rune blinzelte. »Über mich?«
    »Machen Sie eine Story über Randy Boggs oder über eine junge, ehrgeizige Journalistin?« Wieder lächelte Sutton, ein vorgetäuscht harmloses Lächeln. »Woran ist Ihnen vor allem gelegen«, fragte sie, »die Wahrheit über Boggs zu sagen oder sich selbst einen Namen zu machen?«
    Rune sagte eine Weile lang gar nichts. »Ich glaube, er ist unschuldig«, sagte sie dann leise.
    »Ich werde den Fall nicht mit Ihnen diskutieren. Ich stelle lediglich die Frage. Nur Sie können sie beantworten. Und ich glaube, man muss das gut überlegen … Was passiert, wenn – nicht, dass ich daran glauben würde, dass er unschuldig ist – aber wenn Sie neue Beweise finden, die einen Richter davon überzeugen, ihm einen neuen Prozess zu gewähren? Und Boggs bis zu diesem Prozess freigelassen wird? Und was, wenn er einen Supermarkt überfällt und dabei jemanden umbringt?«
    Rune, die außerstande war, einen klaren Gedanken zu fassen, wandte den Blick ab. Zu viele knallharte Fragen. Das, was die Sutton da sagte, war durch und durch vernünftig. »Ich glaube, er ist unschuldig«, sagte sie. Aber ihre Stimme war unsicher. Sie hasste den Klang. »Es ist eine Story, die gemacht werden muss«, sagte sie entschlossen.
    Sutton starrte sie lange an. »Haben Sie schon einmal ein Budget für einen Beitrag in einer Nachrichtensendung aufgestellt?«, fragte sie dann. »Haben Sie schon einmal Personal eingeteilt? Haben Sie schon einmal mit Gewerkschaften zu tun gehabt?«
    »Ich bin in der Gewerkschaft. Ich bin Kamera …«
    Sutton hob die Stimme. »Reden Sie kein dummes Zeug. Ich weiß, dass Sie in der Gewerkschaft sind. Ich habe gefragt, ob Sie schon mal mit Gewerkschaften verhandelt haben, als Auftraggeber?«
    »Nein.«
    »Okay«, sagte Sutton abrupt. »Was Sie auch tun, Sie werden es nicht als alleinige Produzentin tun. Dazu haben Sie zu wenig Erfahrung.«
    »Keine Angst, ich, also, echt …«
    Suttons Mundwinkel zuckten. »Sie sind begeisterungsfähig? Lernen schnell? Arbeiten hart? Wollten Sie das sagen?«
    »Ich bin gut. Das wollte ich sagen.«
    »Wunder gibt es immer wieder«, sagte Sutton und streckte einen langen, geröteten Finger nach Rune aus. »Sie können als Produktionsassistentin arbeiten. Sie können berichten, und Sie können …« Sutton grinste, » also Kommentare schreiben. Vorausgesetzt, Sie schreiben stilsicherer, als Sie sprechen. Aber ich möchte, dass jemand eine Weile dabei ist, der die Verantwortung trägt. Sie sind viel zu …«
    Rune stand auf und stemmte die Hände auf die Schreibtischplatte. Sutton lehnte sich zurück und blinzelte. »Ich bin kein Kind mehr!«, sagte Rune. »Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen von einer Story zu erzählen, die gut für Sie und für den Sender wäre, und Sie
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