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Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
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eine halbe Million Dollar pro Woche. Wir bekommen keine Zuschüsse; wir überleben dank Werbeeinnahmen, die sich nach unseren Zuschauerquoten richten. Wir verdienen unser Geld. In der letzten Woche hatten wir ein Rating von zehn Komma sieben Punkten. Wissen Sie, was ein Punkt bedeutet?«
    »Nicht genau.«
    »Jeder Punkt bedeutet, dass wir in neunhundertzwanzigtausend Haushalten empfangen werden.«
    »Wahnsinn«, sagte Rune, die mit der Rechnung nicht recht mitkam, aber sehr wohl verstand, dass eine Menge Leute ihren Beitrag sehen würden.
    »Wir kämpfen gegen einige der publikumsträchtigsten Programme in der Geschichte des Fernsehens. In der jetzigen Staffel treten wir gegen Next Door Neighbors und gegen Border Patrol an.«
    Rune nickte und versuchte, beeindruckt auszusehen, obwohl sie nur eine einzige Folge von Neighbors – der derzeitigen Top-Sitcom – gesehen und für das Dümmste gehalten hatte, was man im Fernsehen vorgesetzt bekam, voll mit Schlaubergersprüchen und Geblödel vor der Kamera und idiotischen Einzeilerdialogen. Bei Border Patrol gab es tolle Aufnahmen und einen super Soundtrack, obwohl nie etwas anderes passierte, als dass sich der hübsche junge Agent ständig mit dem klugen älteren Agenten über die Polizeimethoden fetzte und sie sich dann im wöchentlichen Wechsel gegenseitig retteten, während sie den Zuschauern politische Korrektheit in hohen Dosen verabreichten.
    Current Events, andererseits, schaute sie sich sehr häufig an.
    »Wir haben vier Zwölf-Minuten-Sendungen pro Woche, die von Millionen Dollar schweren Werbeclips eingerahmt werden. Da hat man keine Zeit zum Ausspannen. Da hat man keine Zeit, Themen zu entwickeln und die Zuschauer mit Stimmungsbildern zu verwöhnen. Man nimmt zehntausend Bandmeter auf und benutzt fünfhundert. Wir haben Klasse. Uns kommen die Computergrafiken zu den Ohren raus. Wir haben neunzigtausend Dollar für eine Erkennungsmelodie auf Synthesizer von so einem New-Age-Musiker-As bezahlt. Hier geht’s um die Hauptsendezeit. Unsere Stories handeln nicht von Geschlechtsoperationen, Delphinen, die das Leben von Seeleuten retten, dreijährigen Crackdealern. Wir bringen Nachrichten. Wir bringen ein Magazin, eines, wie die alten Life- und Look -Magazine es waren. Vergessen Sie das nicht.«
    Rune nickte.
    »Ein Magazin«, fuhr Maisel fort, »in Bildern. Ich will jede Menge Bilder – Aufnahmen vom Originaltatort, alte Aufnahmen, neue Interviews.«
    Rune rückte nach vorn. »Oh, klar, und wie wär’s mit klaustrophobischen Gefängnisszenen? Sie wissen schon, winzige grüne Räume und Gitterstäbe? Vielleicht Räume, wo sie die Häftlinge abspritzen? Vorher- und Nachherbilder von Boggs – um zu zeigen, wie dünn und bleich er geworden ist.«
    »Gut. Das gefällt mir.« Maisel schaute auf ein Blatt Papier.
    »Piper sagte, Sie seien beim Lokalsender. Ich habe Sie mir zuteilen lassen.«
    »Sie meinen, ich komme zum Stab? Von Current Events} «
    Ihr Puls beschleunigte sich exponentiell.
    »Vorübergehend.«
    »Phantastisch.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, sagte Maisel. »Warten wir ab, wie Sie es sehen, wenn Sie hundert Personen interviewt haben und die ganze Nacht unterwegs waren …«
    »Ich bleibe immer lange auf.«
    »Zum Schneiden?«
    »Tanzen normalerweise«, gab Rune zu.
    »Tanzen«, sagte Maisel. Es schien ihn zu amüsieren.
    »Okay«, sagte er. »Das ist die Lage. Normalerweise setzen wir einen Produzenten aus der Abteilung ein, aber aus irgendeinem Grund will Piper direkt mit mir zusammenarbeiten. Niemand sonst. Ich kann niemanden für die Kameraarbeit erübrigen, die bleibt also an Ihnen hängen. Aber Sie wissen ja, wie die Geräte funktionieren …«
    »Ich spare auf eine eigene.«
    »Wunderbar«, sagte er mit einem gelangweilten Seufzer, worauf er eine Pfeife auswählte und einen Lederbeutel mit Tabak vom Schreibtisch nahm. Der streng frisierte Kopf einer Sekretärin erschien in der Tür. Sie sagte, Maisels Elf-Uhr-Verabredung sei eingetroffen. Sein Telefon fing an zu klingeln. Seine Aufmerksamkeit war jetzt woanders. »Eins noch«, sagte er zu Rune.
    »Was?«
    »Sie haben meine hundertprozentige Unterstützung, solange Sie sich an die Regeln halten, wohin die Story Sie auch immer bringt. Aber wenn Sie Tatsachen verdrehen, falls Sie versuchen, eine Story zu konstruieren, wo keine ist, falls Sie spekulieren, mich, Piper oder das Publikum anlügen, dann lasse ich Sie in null Komma nichts fallen, und Sie arbeiten in dieser Stadt nie wieder im
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