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Happy End in Seattle (German Edition)

Happy End in Seattle (German Edition)

Titel: Happy End in Seattle (German Edition)
Autoren: Debbie Macomber
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erzählte Mary Lynn ihm sogar von Kip. „Fragen kostet nichts“, gab er gereizt zurück und ärgerte sich, dass er mit Todd darüber gesprochen hatte. Er hätte lieber den Mund halten sollen.
    „Du bist geschieden“, gab Todd ihm zu bedenken.
    „Danke, das weiß ich selbst.“ Finster starrte Steve seinen Freund an. Dabei hoffte er, dass er Todd mit seinem sarkastischen Ton getroffen hatte.
    „Es wird Zeit, dass du dich nach einer neuen Beziehung umsiehst. Mary Lynn tut es ja anscheinend auch.“
    Steve stand abrupt auf. „Solltest du nicht lieber an deine Arbeit gehen?“
    „Okay, ich habe einen wunden Punkt getroffen. Kein Grund, mir den Kopf abzureißen.“
    Todd ging zurück an seinen Arbeitsplatz, und Steve schluckte seinen Ärger herunter. Verdammt, er liebte Mary Lynn noch immer. Niemand hatte ihn davor gewarnt, wie schmerzhaft eine Scheidung war.
    Dreizehn Jahre waren sie verheiratet gewesen, und in seiner Naivität hatte Steve angenommen, sie wären glücklich miteinander. Bis Mary Lynn eines Tages unvermittelt in Tränen ausgebrochen war. Als er sie fragte, was mit ihr los sei, vermochte sie ihm keine Erklärung zu liefern. Sie wusste nur, dass sie unglücklich war. Sie hätten zu früh geheiratet, wodurch sie ihre Jugend verpasst und ihre besten Jahre vertan hätte. Jetzt fühle sie sich eingeengt und säße mit Mann und Kindern und einem Haufen Verantwortung quasi in einer Sackgasse.
    Steve hatte sich bemüht zu begreifen, worum es ihr ging. Er hatte wirklich Verständnis für sie aufzubringen versucht. Doch was er auch sagte oder tat, war verkehrt und schien alles nur noch schlimmer zu machen. Was ihm am meisten zusetzte, war ihre Beschwerde, sie hätte nie ihr eigenes Schlafzimmer gehabt. Wie wichtig ihr die Sache mit dem eigenen Zimmer war, hatte er erst begriffen, als sie ihn kurz darauf bat, das gemeinsame Schlafzimmer zu räumen.
    Überzeugt, dass alles nur ein Bluff war, hatte Steve mitgespielt und war aus dem ehelichen Schlafgemach, ja sogar aus dem Haus ausgezogen, damit Mary Lynn „zu sich selbst“ finden konnte. Denn mit ihm zusammen gelang ihr das ja offenbar nicht. Zugegeben, der sensibelste Mann der Welt war er nicht. Sie wurde wütend, als er andeutete, dass sie sich womöglich zu viele Talk-Shows ansah. Dann, etwa einen Monat nachdem er zu Hause ausgezogen war, versetzte sie ihm den Schock seines Lebens, indem sie ihn um die Scheidung bat. Ehe er so recht begriff, was eigentlich vorging, hatten sie sich beide einen Anwalt genommen und standen kurz darauf vor dem Richter.
    Durch die Anwälte wurde die Sache erst so richtig aufgeheizt, so dass Mary Lynn und er zeitweilig überhaupt nicht mehr miteinander auskamen. Über ein Jahr hatte es gedauert, den verheerenden Schaden zu reparieren, den die Anwälte und die Gerichtsverhandlung angerichtet hatten. Steve war es endgültig leid, von seiner Familie getrennt zu leben. Er wollte seine Frau zurückhaben.
    Es interessierte ihn nicht, was Todd dazu sagte. Er würde Mary Lynn bitten, ihm im Büro auszuhelfen, bis er eine neue Sekretärin eingestellt hatte – bis er sie überzeugen konnte, was für ein Wahnsinn diese Trennung war.
    Zufrieden mit sich und seinem Plan, griff er nach dem Telefonhörer. Mary Lynn antwortete beim dritten Klingelzeichen. „Hallo“, murmelte sie verschlafen. Sie war noch nie eine Frühaufsteherin gewesen.
    „Hallo, hier ist Steve“, meldete er sich.
    „Steve. Du lieber Himmel, wie spät ist es?“
    „Neun.“
    „Schon?“
    Er konnte hören, wie sie sich aufsetzte. Als sie noch verheiratet waren, hatte er es immer geliebt, sie aufzuwecken, damit sie sich an ihn kuschelte, warm und weich und weiblich und nach irgendwelchen exotischen Blumen duftend. Am Morgen war der Sex mit ihr immer am schönsten gewesen.
    „Was ist passiert?“ fragte sie gähnend.
    „Nichts. Meine Sekretärin hat mich verlassen.“
    Sie schwieg einen Moment. Selbst durchs Telefon vermochte er ihre Ablehnung zu spüren. „Ich kann nicht tippen, Steve, das weißt du doch“, sagte sie schließlich.
    Nach all den Jahren, die sie zusammengelebt hatten, war er ein offenes Buch für Mary Lynn. Irgendwie erfüllte ihn diese Tatsache mit einem perversen Stolz. „Ich brauche eine Vertretung“, erklärte er. „Nur für ein paar Tage, bis ich eine neue Sekretärin eingestellt habe.“
    „Kannst du dir keine Teilzeitkraft nehmen?“
    „Sicher, ich könnte natürlich irgendeine Agentur anrufen, und man würde mir jemanden schicken. Aber es
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