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Happy End im Mondpalast

Happy End im Mondpalast

Titel: Happy End im Mondpalast
Autoren: Susan Stephens
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die Waffe so schnell an sich, dass der Mann zurücktaumelte.
    „Lasst sie in Ruhe!“, befahl er laut.
    Beths Gesicht war angstverzerrt. Sie schwankte, und Khal musste sie festhalten. Seine Männer waren herangestürmt – unnötig brutal, um ihre vorherige Nachlässigkeit wettzumachen, wie er vermutete – und hatten die junge, nicht an Gewalt gewöhnte Beth zu Tode erschreckt. Khal spürte ihre Angst, aber auch ihren Willen, Haltung zu bewahren. Trotzdem verwünschte er seine Männer. Vor wenigen Augenblicken war Beth noch voller Leben gewesen, und das hatte man ihr mit einem Schlag genommen. Sie war wie ein Atemzug frischer Luft gewesen, und ihre Unschuld war jetzt dahin. Ihre romantischen Vorstellungen über das Leben in einem Wüstenstaat hielten der Wirklichkeit nicht stand.
    Khal schickte seine Männer fort und fragte dann besorgt: „Darf ich Sie zum Palast zurückbegleiten, Beth?“
    Sie schüttelte den Kopf, was er ihr nicht übel nahm. Die Luft vibrierte noch von der Demonstration nackter Gewalt, auf die sie nur hilflos reagieren konnte.
    „Ist das hier so üblich?“, fragte sie schließlich.
    Khal war überrascht, wie viel Härte plötzlich in ihrem Blick lag. „Wenn Sie die Leibwächter meinen …“
    „Und die Gewehre“, unterbrach sie ihn.
    „Waffen sind eine notwendige Vorsichtsmaßnahme.“
    „Um Sie vor Ihrem Volk zu schützen?“ Beth schüttelte missbilligend den Kopf. „Dann können Sie mir tatsächlich nur leidtun.“
    Damit ließ sie ihn stehen und ging davon.
    Khal hatte sich Beths Akte herausgesucht und studierte sie in der Badewanne. Der frische Eukalyptusduft des Wassers klärte seinen Geist. Beth war ohne Zweifel eine talentierte Verkäuferin. Neben den nüchternen Zahlen, die für sich sprachen, fand er auch einige enthusiastische Beurteilungen – von dem Abteilungsleiter und mehreren Kolleginnen. Wenn Beth Torrance einen Fehler hatte, hieß es darin, dann den, ihre eigene Leistung nicht hoch genug einzuschätzen.
    Khal lächelte, als er an Beth dachte, und er lächelte selten. Dazu war das Leben zu ernst. Konnte jemand wirklich noch so unverdorben sein? Allerdings war sie erst zweiundzwanzig Jahre alt und doch selbstbewusst genug, sich durchzusetzen und für ihre Ideale zu kämpfen. In dieser Hinsicht waren sich der Scheich und die Verkäuferin gleich.
    Khal blätterte weiter in der Akte und wandte sich den Schulzeugnissen zu. Beth war Kapitän der weiblichen Hockeymannschaft gewesen, hatte die Erste-Hilfe-Gruppe geleitet und in allen theoretischen Fächern solide Leistungen erbracht. Nach ihrem Schulabschluss hatte sie gleich mit der Ausbildung bei ‚Khalifa‘ begonnen und alle Abteilungen durchlaufen, was fünf Jahre gedauert hatte und keine leichte Entscheidung gewesen war. Als Grund hatte sie angegeben, dass sie „irgendwo fest unterkommen wollte“. Khal lächelte, als er sich vorstellte, wie sie das formuliert hatte. Sie nahm wirklich kein Blatt vor den Mund.
    Beth Tracey Torrance war mit ihren zweiundzwanzig Jahren sicher nicht sein dringendstes Problem, aber er wollte sie auch nicht den Haien ausliefern. Darum rief er seine Mutter an und bat sie, eine ihrer zuverlässigen Hofdamen mit der Betreuung des englischen Gastes zu beauftragen.
    „Sie ist jung und allein in einem fremden Land, und wir müssen sicherstellen, dass ihr Aufenthalt …“, er wählte seine nächsten Worte mit Bedacht, „… angenehm und sicher verläuft.“
    Er überhörte die misstrauischen Rückfragen seiner Mutter und beendete das Gespräch.
    Das junge Mädchen, das zu Beth geschickt wurde, um ihr beim Ankleiden zu helfen, verstand es zuzuhören. Beth machte sich immer noch Sorgen, während sie sich beim Make-up helfen ließ. Was würden ihre Kolleginnen sagen, wenn sie zurückkam und keinen Erfolg gehabt hatte?
    „Ich habe ihnen versprochen, die Trophäe im Personalraum aufzustellen“, sagte sie, während das Mädchen ihr eine frische Orchidee ins Haar steckte. „Jeder soll daran Anteil haben. Und nun bekomme ich keinen Preis, nicht wahr? Der Scheich wird ihn mir niemals überreichen … nach der unglücklichen Begegnung am Strand.“
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    „Nun, Schwarzseherei führt zu nichts. Mit oder ohne Preis … Ich sollte jetzt lieber das Kleid anziehen, wenn ich den Ball besuchen will.“
    Dann habe ich wenigstens etwas zu erzählen, dachte sie. Der bevorstehende Ball verursachte ihr Lampenfieber. Bisher war ihr alles unwirklich vorgekommen – die prächtige
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