Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End im Mondpalast

Happy End im Mondpalast

Titel: Happy End im Mondpalast
Autoren: Susan Stephens
Vom Netzwerk:
zusammenpressen konnte. Er wollte lächeln, weil sie so jung und entrüstet war, aber das hätte die Begegnung unnötig verlängert.
    „Ich bitte um Entschuldigung“, erklärte er, indem er mit der rechten Hand Brust und Stirn berührte. „Sie haben recht, verärgert zu sein. Als Besucherin meines Landes sind Sie natürlich mein Ehrengast.“
    „Ich nehme die Entschuldigung an“, erwiderte sie. „Sie arbeiten also auch hier?“
    Statt zu antworten, beobachtete er wieder das Rot auf ihren Wangen. Ihre zierliche Figur und die kleinen, festen Brüste hatten seine Fantasie erregt. „Ganz recht“, meinte er dann. „Ich bin gerade angekommen.“
    „Genau wie ich.“ Beths Ärger war verflogen. „Sicher auch wegen der Feierlichkeiten?“ Sie sah zum Palast hinüber. „Man hat mir gesagt, es sei viel Personal engagiert worden.“
    „Tatsächlich?“
    Sie betrachtete ihn nachdenklich und entschloss sich, mehr Vertrauen zu ihm zu haben. „Q’Adar ist ein wunderschönes Land, nicht wahr?“
    Dem konnte er nur zustimmen. Weiße Schaumflocken schmückten das jadegrüne Meer, und der Mondpalast schimmerte im milderen Licht des Nachmittags rosarot.
    „Aber nicht der orientalische Prunk macht es so schön“, fuhr Beth naiv fort. „Davon gibt es eine Menge, aber Prahlerei kann man im Fernsehen jeden Tag erleben.“
    „Prahlerei?“ Er hatte den Palast bei seiner Rückkehr ebenfalls überladen gefunden, aber von einer Fremden kritisiert zu werden, war etwas anderes.
    „Es ist die Landschaft“, setzte Beth erneut an und zeigte nach rechts und links. „Ich glaube, die Verbindung von Strand, Meer und menschlicher Wärme macht Q’Adar so einmalig.“
    Es fiel ihm immer schwerer, ihr böse zu sein – besonders, als sie hinzufügte: „Am meisten sind es wohl die Menschen.“ Dann errötete sie wieder und nestelte an ihrem Haar, als würde ihr bewusst, dass sie ihn aufhielt. Vielleicht war ihr auch klar geworden, dass sie sich nicht mit einem fremden Mann unterhalten durfte, der ihr vielleicht gefährlich werden konnte …
    „Ich werde Ihnen nichts tun“, versicherte er mit erhobenen Händen.
    Beth zuckte die Schultern, mehr aus Trotz, wie er vermutete, um zu verbergen, dass sie die Misslichkeit ihrer Lage ebenfalls empfand. Dann ertönte irgendwo im Palast ein Hornsignal und erschreckte sie von Neuem. „Was war das?“, fragte sie atemlos.
    „Das war der Nafir …“
    „Der … was?“
    „Der Nafir“, wiederholte er. „Das ist ein Horn.“ Es war beinahe unmöglich, sich nicht von ihrer Fröhlichkeit anstecken zu lassen. „Es ist etwa drei Meter lang, besteht aus Kupfer und gibt nur einen Ton von sich.“
    „Dann kann man nicht viel damit anfangen, oder?“
    „Im Gegenteil.“ Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Der Nafir ertönt nur bei festlichen Gelegenheiten und wird auch heute Abend gespielt, um den Geburtstag des Scheichs zu verkünden.“
    „Dann war das eben eine Generalprobe?“
    „Wahrscheinlich.“
    Beth seufzte übertrieben. „Was für eine Erleichterung!
    Ich dachte schon an die Mauern von Jericho. Es wäre nicht schön, wenn der Palast über uns zusammenbrechen würde.“ Sie verzog das Gesicht und sah zu dem gewaltigen Gebäude hinüber.
    Der Mondpalast galt seit Jahrhunderten als Symbol für Q’Adars Vorrangstellung in der arabischen Welt, und er hatte noch nie erlebt, dass sich jemand darüber lustig machte. Diese junge Frau war schwer zu beurteilen – wenn er davon absah, dass sie ihn interessierte.
    „Sollten Sie nicht umkehren?“, fragte er. Sie musste Pflichten haben, und er wollte nicht, dass sie Schwierigkeiten bekam.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und sah ihn frech an. „Wie steht es mit Ihnen?“
    „Ich kann ruhig noch etwas bleiben.“
    „Ich auch“, erklärte sie. „Bis zum Ball ist es noch eine Ewigkeit.“
    „Dann sind Sie Kellnerin?“
    „Himmel, nein!“ Beth lachte herzlich. „Da würden die Kanapees durch die Luft fliegen, und jeder würde das falsche Getränk bekommen. Um so etwas hat man mich noch nie gebeten.“
    „Dann sind Sie ein Gast?“
    „Sie fragen das, als würde es Sie ungeheuer überraschen“, beschwerte sie sich. „Die Wahrheit liegt etwa dazwischen.“
    „Wozwischen?“
    „Zwischen einer Angestellten und einem Gast“, erklärte sie munter. „Ich arbeite für den Scheich, bin aber ganz unbedeutend.“
    „Unbedeutend?“, wiederholte er. Ihm wären andere Worte eingefallen, um dieser jungen Frau gerecht zu werden. „So
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher