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Happy End im Mondpalast

Happy End im Mondpalast

Titel: Happy End im Mondpalast
Autoren: Susan Stephens
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Suite im Mondpalast, der Mann am Strand, die Gewehre … Aber jetzt konnte sie der Wirklichkeit nicht länger ausweichen und musste allein auf den Ball gehen.
    Sie betrachtete das silbrig schimmernde Kleid, das neben dem Negligé auf einem Bügel hing, und fühlte ihr Herz schneller schlagen. Am liebsten wäre sie einfach davongelaufen, aber das kam nicht infrage. Nein. Sie würde auf den Ball gehen und dem strahlenden, mit allen Schätzen gesegneten Scheich entgegentreten. Wenn nur die geringste Chance bestand, ihren Preis zu bekommen, würde sie sie nutzen.
    „Würden Sie mir bitte helfen?“ Beth wusste, dass sie das Kleid nicht allein anziehen konnte. „Nein, nicht das Negligé …“ Sie bemerkte, wie tief das Mädchen errötete, und begriff. „Sie sprechen kein Englisch, nicht wahr?“
    „K…kein Eng…lisch“, wiederholte das Mädchen in einem fast unverständlichen Akzent.
    „Dann muss ich mich bei Ihnen entschuldigen. Pausenlos vor mich hin zu plappern, ohne dass Sie ein Wort verstehen können … Aber das ist nicht der erste Fehler, den ich heute gemacht habe. Wenn es doch so wäre!“ Beth lächelte zutraulich und legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern. „Kommen Sie. Wir versuchen es gemeinsam.“
    Sie nahm vorsichtig das Kleid vom Bügel. „Wissen Sie, dass Sie mir sehr geholfen haben? Sie haben mir – gerade noch rechtzeitig – klargemacht, dass ich im Ausland und nicht in England bin. Ich fürchte, ich habe meinen Verstand zu Hause gelassen.“ Sie lachte und umarmte das verschüchterte Mädchen. „Es macht nichts, dass Sie mich nicht verstehen. Sie versäumen nicht viel!“
    Beth verzog das Gesicht, als sie sich auf zwölf Zentimeter hohen Absätzen den Korridor entlangstöckeln sah. In die vergoldeten Wände waren bis auf den Boden reichende Spiegel eingelassen, sodass sie der Wahrheit nicht ausweichen konnte. Ebenso wenig wie ihrer persönlichen Begleitung! Man hatte eine grimmig dreinblickende Frau geschickt, um sie abzuholen. Ob sie auch ein Gewehr bei sich trägt?, dachte Beth, während sie versuchte, Schritt zu halten. Die Schuhe, die ihr bei ‚Khalifa‘ geradezu ideal erschienen waren, brachten sie jetzt beinahe um. Obwohl sie klein war, trug sie sonst immer flache Schuhe, in denen sie besser gehen konnte. Absätze in dieser Höhe erforderten das Geschick eines Seiltänzers, das sie entschieden nicht besaß.
    „Könnten Sie vielleicht etwas langsamer gehen?“, bat sie, als ihre strenge Begleiterin das Tempo noch steigerte.
    Die Frau antwortete nicht, und da sie sich als persönliche Hofdame der Königinwitwe vorgestellt hatte, wollte Beth sie lieber nicht drängen. Persönliche Hofdame? Eher persönliche Schreckschraube, entschied Beth. Ganz bestimmt niemand, mit dem sie sich anlegen wollte. Die Frau war es gewohnt, gekrönte Häupter zu eskortieren – und keine Verkäuferinnen!
    Das Tempo, das sie einhalten musste, verursachte Beth zusätzliches Herzklopfen. Ihre Frisur begann sich aufzulösen, die ersten Strähnen fielen ihr schon ins Gesicht. Aber schlimmer noch – sie hatte mit dem Scheich der Scheiche wie mit einem Strandjungen geplaudert, und sie hatte ihn nackt gesehen! Wie sollte sie Seiner Hoheit jetzt begegnen? Wenn sie sich nun nicht beherrschen konnte und anfing zu kichern …
    Sie erreichten eine hohe Flügeltür, die von zwei Männern in weiten Gewändern geöffnet wurde. Beth bedankte sich mit einem Lächeln und einigen freundlichen Worten, was den Ausdruck höchster Missbilligung auf dem Gesicht ihrer Begleiterin hervorrief. Doch das war Beths geringste Sorge. Im Ballsaal drängten sich bereits die Menschen. War es Einbildung, oder trat bei ihrem Eintritt augenblickliche Stille ein?
    Nein, es war keine Einbildung. Alle hatten sich nach ihr umgedreht und starrten sie an. Wahrscheinlich wimmelte es im Palast von Spionen, wenn man auf das Tuscheln der Bedienten etwas geben wollte. Hatte einer der illustren Gäste sie mit dem Scheich am Strand beobachtet, oder hatte einer der Bedienten geplaudert? Glaubte man, dass sie aus einem tieferen Beweggrund hier war? Hielt man ihre Auszeichnung am Ende für einen Vorwand, um sie nach Q’Adar zu locken, damit der Scheich sich mit ihr vergnügen konnte?
    Beth fröstelte bei der Vorstellung, was in den Köpfen dieser Menschen vorging, aber ihre Begleiterin war schon ein Stück voraus, und sie musste sich umgehend zusammennehmen. Sie strich ihr aufgelöstes Haar zurück und dabei rutschte ihr die Orchideenblüte, die das
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