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Happy End im Mondpalast

Happy End im Mondpalast

Titel: Happy End im Mondpalast
Autoren: Susan Stephens
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Gewand.
    „Der Zeremonienmeister“, raunte Jamilah ihrer Nachbarin zu.
    Der Mann blieb einen Augenblick stehen, bevor er weiter in den Saal hereinkam. Der Lichtkegel folgte ihm und breitete sich auf sein Zeichen hin über die ganze Tanzfläche aus. Auf dieser Lichtbühne erschienen vier Musiker mit schlanken goldenen Trompeten. Sie trugen die schwarzrotgoldene Livree des Hauses Khalifa mit dem schwarzen Falken als persönlichem Symbol für Khalifa Kadir al Hassan. Dasselbe Symbol fand sich auf den mit Fransen verzierten Fahnen, die von den Trompeten herabhingen. Als die Musiker ihre Instrumente an die Lippen hoben, gerieten die Falken in Bewegung, als würden sie tatsächlich zum Flug ansetzen.
    Die Trompeter bliesen die Backen auf, und ein heller, silbriger Ton zerschnitt die Stille. Sein Echo hallte endlos wider, und als es verklungen war, betraten Männer in Sandalen lautlos den Saal und stellten sich mit ihren wehenden Gewändern entlang der juwelengeschmückten Wände auf. Beth vermutete, dass es die Mitglieder des Kronrats waren, und genoss den prächtigen Anblick. Einige trugen mit Lapislazuli besetzte Gürtel, andere goldene Krummsäbel und wieder andere Gürtel, an denen die Schlüssel zu ihren Büros befestigt waren – eine Parade mächtiger Männer, die sich gleichwohl wie gezähmte Tauben aufreihten, um ihren Herrn und Meister zu erwarten.
    Doch das war noch nicht die größte Überraschung. Alle hielten den Atem an, als ein junger Mann auf einem feurigen Hengst hereinsprengte. Er brachte den Hengst zum Stehen und sah sich nach allen Seiten um, während das prächtige Tier ungeduldig mit den polierten Hufen scharrte.
    Der junge Mann ließ es vorne hochsteigen und blies dazu das kleine Signalhorn, das er um den Hals trug. Das war das Zeichen für mehrere andere Reiter, sich um ihn zu scharen. Alle saßen auf prächtigen arabischen Zuchthengsten und trugen schwarze Gesichtstücher, die nur die feurig glänzenden Augen frei ließen. Die langen Dolche, die ihnen seitlich am Gürtel hingen, verrieten, dass sie Krieger waren, die ihrem neuen Herrn Gefolgschaft versprachen. Beth wagte kaum zu atmen, als sie ihre Pferde in eine Reihe brachten und nur noch das Schnauben der Tiere und Knirschen der Zügel zu hören war.
    In diesem Augenblick angespannter Stille betrat Khal den Saal. Er überragte alle und brauchte weder eine Fanfare noch ein Pferd, um sein Erscheinen anzukündigen. Seine Majestät Khalifa Kadir al Hassan, Scheich der Scheiche und Lichtbringer seines Volks, zog nur durch seine Person die Aufmerksamkeit auf sich. Alle Anwesenden erhoben sich, als er seinen Blick durch den Saal wandern ließ.
    Alle bis auf Beth, die wie angewachsen sitzen blieb. Khal so vor sich zu sehen, brachte ihr Herz zum Rasen. Er trug das einfache Gewand der Beduinen und brauchte weder Gold noch Waffen, um seine Autorität zu behaupten. Die Kraft, die von ihm ausging, umschmeichelte Beth wie ein Versprechen von Stärke und Männlichkeit. Nur ein Narr würde ihm den Titel Scheich der Scheiche streitig machen, dachte sie und wünschte sehnlich, er würde zu ihr hinsehen. Einen Mann wie ihn musste sich jede Frau als Liebhaber, Beschützer und Vater ihres Kindes wünschen.
    Hör auf zu träumen, ermahnte sie sich. Aber wie sollte sie vernünftig sein, wenn die Fantasie mit ihr durchging?
    Beths innigster Wunsch war immer eine große Familie gewesen. Sie sprach über diese Familie, die nur in ihrer Einbildung bestand, damit sie sich weniger allein fühlte. Insgeheim suchte sie nach dem idealen Ehemann, und jetzt, wo sie ihn gefunden hatte, war alles nur ein neuer unerfüllbarer Traum. Beth Tracey Torrance und der Scheich der Scheiche? Khal würde seine Frau im Interesse des Landes und zum Wohl seines Volkes wählen, ohne dass Liebe dabei eine Rolle spielte. Beth brauchte nur die Reaktion der anderen Frauen zu beobachten, um Bescheid zu wissen. Sie verzehrten sich alle nach Khal, und eines Tages würde eine von ihnen das Los treffen. Die kleine Verkäuferin aus Liverpool hatte dabei nicht die geringste Chance!
    „Khalifa Kadir al Hassan“, seufzte sie und merkte, dass ihr der Name in den Sinn kam, weil der Zeremonienmeister Khal gerade den Gästen ankündigte, die alle aufgestanden waren – bis auf sie selbst!
    Hastig sprang sie auf, um den Fehler gutzumachen, und stieß dabei fast ihren Stuhl um.
    Khal bemerkte Beth sofort, und zwar nicht nur, weil sie als Einzige nicht aufstand, als er den Ballsaal betrat. Er bemerkte sie,
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