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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch
Autoren: Lucy Gordon
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war, zweifelte niemand in Montedoro mehr daran, dass sie schwanger war. Gleichzeitig galt es als ausgemachte Sache, dass Bernardo der Vater ihres Kindes war. Und dass er in sein Stadthaus zurückgekehrt war, schürte die Gewissheit, dass er Angie bald zur Frau nehmen würde.
    Umso größer war die Verwunderung, dass die beiden nur äußerst selten zusammen gesehen wurden, und als sich abzeichnete, dass sie keinesfalls heiraten wollten, nahm die Ablehnung, die Angie entgegenschlug, deutlich zu.
    Nicht dass die Menschen ihr gegenüber offen feindselig gewesen wären. Trotzdem war nicht zu leugnen, dass sich das einst so vertrauensvolle Verhältnis deutlich abkühlte.
    Das deutlichste Zeichen dafür war, dass Ginetta eines Tages nicht mehr zur Arbeit erschien, und Angie kam zu Ohren, dass die Mutter ihrer Tochter verboten hatte, weiterhin im Haushalt einer
prostituta
zu arbeiten.
    “Sie dachten natürlich, dass er mich heiratet, um mich vor der Schande zu bewahren, wie sie sich ausdrücken”, klagte Angie Heather anlässlich eines langen Telefonats ihr Leid.
    “Willst du damit etwa sagen, dass er sich geweigert hat?”, fragte ihre Freundin entgeistert.
    “Nicht er –
ich
habe mich geweigert. Nur ist das den Dorfbewohnern natürlich nicht verständlich zu machen. Für sie sieht es so aus, als ließe er mich im Stich, und wenn ich mich nicht täusche, setzen sie ihm nicht weniger zu als mir.”
    “Seht ihr euch denn wenigstens manchmal?”
    “Ab und zu begegnen wir uns zufällig im Dorf”, erwiderte Angie, “und die wenigen Male, die er mich besucht hat, ist er gegangen, sobald er sich davon überzeugt hatte, dass das Kind und ich wohlauf sind.”
    “Das klingt ja ziemlich verfahren”, meinte Heather und seufzte. “Offensichtlich wird es dringend Zeit, dass sich Baptista einschaltet. Schließlich hat sie Erfahrung mit ausweglosen Situationen.”
    “In diesem Fall dürfte selbst sie machtlos sein”, wandte Angie ein.
    “Solange Bernardo nicht über seinen Schatten springt und sie um Rat fragt, sicherlich”, stimmte Heather zu. “Doch bekanntlich soll man die Hoffnung nie aufgeben, und wer weiß, vielleicht geschieht ja doch noch ein Wunder.”
    Baptista staunte nicht schlecht über den späten Besuch. Sie saß im Salon und trank vor dem Schlafengehen eine Tasse Tee, als das Hausmädchen ihr sagte, Bernardo wolle sie sprechen.
    Sobald er den Raum betreten hatte, wurde ihr klar, dass sein Besuch einen wenig erfreulichen Grund haben musste, denn er wirkte ratlos und niedergeschlagen.
    “Es war dumm von mir, dich um diese Uhrzeit noch zu stören”, sagte er, nachdem er eine ganze Weile rastlos im Zimmer auf und ab gegangen war, und schaffte es kaum, Baptista in die Augen zu sehen. “Es ist eindeutig zu spät.”
    “Ich hätte mir in der Tat gewünscht, dass du früher zu mir kommst”, erwiderte sie bewusst doppeldeutig. “Ob es
zu
spät ist, kann ich allerdings erst beurteilen, wenn du mir gesagt hast, warum du gekommen bist.”
    “In letzter Zeit muss ich häufig an meine Mutter denken”, sagte er, ohne sich hinzusetzen. “Sie hat mir oft erzählt, wie sehr sie von ihren Mitmenschen geschnitten wurde, weil sie ein uneheliches Kind hatte. Heute weiß ich, dass deinem Mann dasselbe geblüht hätte, wenn er nicht so viel Einfluss gehabt hätte, dass die Leute seine Rache fürchten mussten.”
    “Gibt es konkrete Vorfälle, die dich zu diesen Schlussfolgerungen gebracht haben?”, fragte Baptista einfühlsam.
    “Ich hatte gestern Besuch von einem jungen Mädchen namens Ginetta”, berichtete er. “Sie hat bis vor Kurzem bei Angie in der Praxis ausgeholfen, aber ihre Mutter hat es ihr verboten, sobald ihr zu Ohren gekommen war, dass ihre Arbeitgeberin ein uneheliches Kind erwartet.”
    Bernardos Unruhe war so groß, dass er nicht einmal in der Lage war, stehen zu bleiben. Getrieben ging er weiter auf und ab. “Ginetta bewundert Angie sehr und hat sie sich gewissermaßen als Vorbild auserkoren. Sie spielt sogar mit dem Gedanken, selbst Ärztin zu werden. Sie kam, um mich zu fragen, ob ich Angie nicht doch heiraten könne, weil ihre Mutter dann ihre starre Haltung aufgeben würde. Ich musste ihr leider sagen, dass die Chancen dafür äußerst schlecht stünden. Als ich ihr versucht habe, die Gründe zu erklären, hat sie mich angesehen, als redete ich in einer fremden Sprache. Sie wollte mir einfach nicht glauben, dass Angie diejenige ist, die sich weigert.”
    Unvermittelt blieb er stehen und sah
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