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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch
Autoren: Lucy Gordon
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Baptista verzweifelt an. “Sie hat mir auf ihre kindliche Art nachdrücklich zu verstehen gegeben, das alle in Montedoro es als meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ansehen, Angie umgehend zu heiraten – und zwar vor der Geburt des Kindes. Angie ist trotz allem noch immer sehr beliebt im Ort. Die Menschen missbilligen zwar ihr Verhalten, aber verlieren wollen sie sie auch nicht.”
    “Und das alles entnimmst du den Worten eines jungen Mädchens?”, fragte Baptista verwundert.
    “Nicht nur”, gestand Bernardo ein. “Wo immer ich auch hingehe, treffe ich auf Menschen, die mir gute Ratschläge erteilen. Selbst der Bürgermeister und der Pfarrer haben mir schon ins Gewissen geredet. Und wie die Oberin Mutter Francesca darüber denkt, kannst du dir sicherlich vorstellen. Ich brauche gar nicht erst den Versuch zu machen, irgendjemandem zu erklären, dass Angie sich hartnäckig weigert, meine Frau zu werden. Sie erwarten von mir, dass ich die Sache in Ordnung bringe, und es ist unmöglich, sie davon zu überzeugen, dass es nicht in meiner Hand liegt.”
    “Bist du dir wirklich so sicher?”, fragte Baptista nachdenklich. “Nur weil du bislang keine Mittel und Wege gefunden hast, Angie zu überzeugen, heißt das doch nicht, dass es sie nicht gibt.”
    “In diesem Fall schon”, widersprach Bernardo vehement. “Ich weiß, dass es ein großer Fehler von mir war, wortlos zu verschwinden, aber ich dachte, dass sie ohne mich besser klarkommt.”
    “Davon hast du sie mittlerweile offensichtlich überzeugt”, kommentierte Baptista ironisch – mit dem Erfolg, dass Bernardo sich endlich zu ihr setzte.
    “Ich weiß ja selbst, dass ich mir in die Taschen lüge”, gab er unumwunden zu. “Natürlich habe ich sie aus blankem Egoismus verlassen. Ich hatte ihr mein Herz ausgeschüttet, sie näher an mich herangelassen als je einen Menschen zuvor. Und plötzlich hatte ich solche Angst …”
    Baptista nickte zustimmend. “Du bist wahrhaftig nicht der Einzige, dem die Nähe eines anderen Menschen unheimlich ist”, sagte sie mitfühlend. “Liebe kommt jedoch ohne Nähe nicht aus und braucht deshalb vor allem eines: Mut. Angie hat diesen Mut, und sie ist bereit, dir vorbehaltlos zu vertrauen – solange sie merkt, dass sie das, was sie gibt, auch zurückbekommt. Und wenn du dazu nicht bereit bist, wäre sie wohl tatsächlich schlecht beraten, deine Frau zu werden.”
    “Ich liebe sie doch!”, sagte Bernardo verzweifelt. “Und sie liebt mich.”
    “Manchmal reicht selbst die größte Liebe nicht, um miteinander glücklich zu werden”, erwiderte Baptista ruhig. “Und wenn du nicht bereit bist, dein Verhalten Angie gegenüber zu ändern, wirst du dich wohl oder übel damit abfinden müssen.”
    “Niemals werde ich mich damit abfinden”, widersprach Bernardo energisch und sah seine Stiefmutter flehend an. “Ich weiß mir keinen Rat mehr. Damals hast du Angie dabei geholfen, nach Montedoro zu ziehen. Jetzt brauche
ich
deine Hilfe.”

12. KAPITEL
    L ängst hatte der Frühling auch in den Bergen Einzug gehalten, und je näher der Sommer rückte, desto mehr empfand Angie Genugtuung darüber, dass Bernardo zu Unrecht an ihrem Durchsetzungsvermögen gezweifelt hatte und sie sich in Montedoro zu Hause fühlen konnte.
    Dass Sizilien auch ihrem Kind eine Heimat werden sollte, stand für sie ebenso unumstößlich fest wie der Entschluss, ihre Praxis weiterzuführen. Zwar kamen weniger Patienten als zuvor. Doch zu ihrer großen Erleichterung hielten ihr die meisten Menschen im Ort weiterhin die Treue.
    Angie bezweifelte nicht, dass sich mit der Zeit auch die letzten Vorbehalte legen würden. Und während sie über ihre private Zukunft aus nachvollziehbaren Gründen momentan so wenig wie möglich nachdachte, stand ihrer beruflichen Zukunft nach menschlichem Ermessen nichts im Weg.
    Umso überraschter war sie, als sie eines Morgens die Tür zum Wartezimmer öffnete und den Raum leer vorfand, was sie sich zunächst mit dem guten Wetter zu erklären versuchte.
    Doch als gegen Mittag noch immer niemand gekommen war, begann sie sich allmählich zu wundern und schließlich sogar zu ärgern. Denn auch wenn ihr an manchem Morgen nicht danach zumute war, hatte sie sich jeden Tag um ihre Patienten gekümmert. Und nun dankten sie es ihr, indem sie sie mit Missachtung straften.
    Enttäuscht ging sie zum Fenster und sah hinaus auf die Straße, als ihr eine reich geschmückte Pferdekutsche auffiel, die sich den Berg hinaufquälte. Schon
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