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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch
Autoren: Lucy Gordon
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hätte ein heimlicher Beobachter den Eindruck gehabt, dass sie sich auch ohne Worte verstanden.
    “Ich habe auf meine Menschenkenntnis immer große Stücke gehalten”, sagte der Mann unvermittelt. “Doch um die ist es genauso schlecht bestellt wie um mein Wissen über die Liebe. Von der weiß ich nicht mehr, als dass ich sie empfinde – für dich und unser Kind. Leicht werdet ihr es mit mir sicherlich nicht haben, und ab und zu werde ich deine Hilfe benötigen …”
    “Ich bin nicht sicher, ob ich dir eine große Hilfe sein kann”, erwiderte die Frau nachdenklich. “Ich verstehe von der Liebe nicht mehr als du. Sie ist so anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Ich hätte nie gedacht, dass sie auch Kummer und Leid mit sich bringt.”
    “Hast du Angst vor dem, was vor uns liegt?”
    “Nein”, entgegnete die Frau bestimmt. “Ich weiß nur, dass ich viele Fehler gemacht habe. Und ich bin sicher, es werden weitere folgen.”
    Schweigend setzten sie ihren nächtlichen Spaziergang fort. Nur ein einziger Satz wurde noch gesprochen, ohne dass einer der beiden später hätte sagen können, wer von ihnen ihn äußerte: “Gemeinsamen werden wir einen Weg finden.”

EPILOG
    B ernardos und Angies Tochter kam im Oktober zur Welt, und die Taufe fand im darauffolgenden Frühjahr in der Kathedrale von Palermo statt.
    Bernardo bestand darauf, dass sie vor der Zeremonie alle gemeinsam in die Familiengruft gingen, um Blumen auf die Gräber von Vincente Martelli und Marta Tornese zu legen. Auf diese Weise wollte er bezeugen, dass er sich endgültig den Martellis zugehörig fühlte. Inzwischen trug er auch mit großer Selbstverständlichkeit den Namen seines Vaters, und sogar einen Teil des Vermögens, das ihm zustand, hatte er angenommen.
    In den letzten Schwangerschaftsmonaten hatte sich gezeigt, dass Angie die Praxis unmöglich allein weiterführen konnte. Lange hatte sie vergebens nach einem geeigneten Kollegen Ausschau gehalten, und Carlo Bondini einzustellen verbot sich von vornherein.
    Wie so oft war ihr auch in diesem Fall das Schicksal zu Hilfe gekommen, dieses Mal in Gestalt ihres Bruders Steven, der sie eines Tages besuchte, weil ihm in England aus den verschiedensten Gründen die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Innerhalb weniger Tage entschied er sich, endgültig auf Sizilien zu bleiben und in die Praxis seiner Schwester einzusteigen, und schon bald war er bei den Menschen in Montedoro ähnlich beliebt wie sie.
    Zur Taufe gab es ein großes Wiedersehen, denn auch Angies Vater und ihr zweiter Bruder Jack waren selbstverständlich angereist und sahen gespannt zu, als Angie mit dem Kind zum Taufstein ging, damit es das heilige Sakrament empfing.
    Bernardo stellte sich neben sie und blickte voller Stolz auf seine Frau und ihre gemeinsame Tochter.
    Doch auch wenn es der glücklichen Familie nicht anzusehen war, schwelte unterschwellig ein Streit zwischen ihnen, denn noch bis zum Vorabend hatten sich die Eltern nicht über den Namen einigen können, den das Kind tragen sollte.
    Schließlich hatte Bernardo die Entscheidung seiner Frau überlassen, und nun wartete er gespannt, welchen Namen Baptista, die die Patin der Kleinen war, dem Pfarrer auf dessen Nachfrage hin nennen würde.
    Endlich war der Moment gekommen, und Baptista nahm Angie das kleine Mädchen vorsichtig ab und hielt es über das Taufbecken.
    “Auf welchen Namen soll dieses Kind getauft werden?”, fragte der Priester feierlich.
    “Marta”, antwortete Baptista und sah zu dem Mann auf, den sie liebte wie einen Sohn. “Marta Martelli.”
    – ENDE –
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