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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Sie holte die Milch heraus, schenkte sich ein Glas ein und trank es in einem Zug aus.
    „Du kannst dich an alles erinnern?“
    Sie nickte. „Du hast mir das Leben gerettet.“
    Die Kaffeemaschine röchelte. Sie holte zwei Becher heraus, füllte den von ihm, tat zwei Zuckerstücke hinein und reichte ihm den Becher zusammen mit einem Löffel. So trank er seinen Kaffee. Die Zeit hier in der Hütte hatte sie mit vielen seiner Gewohnheiten vertraut gemacht. Ihren Becher füllte sie zur Hälfte mit Kaffee und gab Milch dazu, bis er voll war.
    Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er starrte sie an, den Becher in der Hand, als könnte sie sich jeden Moment in Luft auflösen.
    „Nicht nur gestern“, fügte Hanna hinzu, schloss kurz die Augen und konnte die Hitze des Feuers auf ihrer Haut spüren. Kein Wunder, dass sie am ganzen Körper rote Flecken hatte. Sie kamen von dem Feuer. Er hatte sie aus dem Feuer in der Hütte gerettet.
    „Was ist in der Hütte am See passiert?“, kam seine leise Frage. Ihre Schonfrist war vorüber, stellte sie fest.
    „Vielleicht sagst du mir erst mal, was das hier“, sie machte eine Geste, zeigte in den Raum, „alles zu bedeuten hat.“
    „Was denkst du?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, keine Fragen mit Gegenfragen beantworten. Die Wahrheit. Ich muss wissen, woran ich bin.“
    „Die Wahrheit.“ Er verzog spöttischen den Mund. „Welche Wahrheit, Hanna? Deine, meine, deren?“ Aus seinen Worten hörte sie Frustration, aber auch Zweifel. Sie beschloss, mit einem ungefährlicheren Thema zu beginnen.
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Er rührte seinen Kaffee mit dem Löffel um und trank einen Schluck. „Über das Carsharing-Unternehmen. Die Fahrzeuge melden über einen Sender ihren Standort an die Internetseite.“
    „Wie gut, dass ich mich für sie entschieden habe.“ Sie pustete in ihren Becher. „Wieso habt ihr mich gesucht?“
    „Du hast mich angerufen, vergessen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe aufgelegt, bevor du drangegangen bist, und meine Nummer wird nicht übermittelt.“ Sie stieß sich von der Küchentheke ab und setzte sich mit ihrem Kaffeebecher auf die Couch. „Die Wahrheit, Ben“, verwendete sie seinen Vornamen.
    Er folgte ihr, setzte sich an das andere Ende des Sofas. Wie gestern, dachte sie, und ein Schauer überkam sie. Sie fragte sich, ob sie sich gestern tatsächlich hatte umbringen wollen. Oder hatte ihr Unterbewusstsein zu dieser drastischen Maßnahme gegriffen, weil sie sich weigerte, sich ihren Erinnerungen zu stellen?
    „Wir wussten, dass du in das Computersystem von Medicares einbrechen wolltest.“
    Sie runzelte die Stirn. Es gab nur zwei Menschen, die wussten, was sie vorgehabt hatte, Viktor und Nina. Sie dachte daran, dass sich Viktor in den letzten Tagen seltsam verhalten hatte. Aber dann fiel ihr der quirlige Rotschopf ein und ihr Wissen, dass der Trojaner vom BKA stammte.
    „Nina, richtig? Es war Nina.“
    „Ja, Nina Schröder arbeitet für das BKA.“
    „Deshalb kannte sie auch diesen Paul Gerlach.“ Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. Er zuckte mit den Achseln. „Er hat den Trojaner geschrieben, den du mir untergejubelt hast.“
    Ben war irritiert. Er würde das an die Vorgesetzten von Nina Schröder melden müssen.
    „Wie lange sind wir schon hier?“
    „Acht Tage.“
    Sie rechnete nach. Seit sechs Tagen war sie wach, dann fehlten ihr zwei volle Tage ihres Lebens.
    „Du bist dran mit der Wahrheit, Hanna.“
    Sie sah den Mann ihr gegenüber an. Er würde ihr keine Wahl lassen. Er war ein Jäger, der seine Beute gestellt hatte. Sie war mit ihm in einer Hütte in Norwegen, weitab von jeder Zivilisation. In den ganzen Tagen hatte sie keine Menschenseele gesehen.
    „Ist das hier eine Insel?“
    Ben zog seine Lippen auseinander. „Ja, wir zwei sind hier ganz alleine. Niemand der uns stört. Keine Möglichkeit zu flüchten.“ Das klang bedrohlich. Er schwieg und beobachtete sie.
    „Wer weiß, dass wir hier sind?“
    Er blieb weiterhin stumm, ließ sie nicht aus den Augen. Aber er machte ihr keine Angst. Die letzten Tage war er überaus fürsorglich zu ihr gewesen. Sie machte nicht den Fehler, seine Entschlossenheit zu unterschätzen, aber sie wollte nicht länger schweigen. Sie wollte reden und dafür sorgen, dass Lukas Benner im Gefängnis landete. Sie presste die Lippen aufeinander bei der Erinnerung, was dieser Mann getan hatte. Und es war ihr egal, ob er sterben würde, wenn sie redete.
    „Lukas hat
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