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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung
Autoren: Kerstin Rachfahl
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diese zu Gesicht bekommen. Erik Wahlstrom wohnte, als er sie in Rom besuchte, in der Villa ihres Onkels. Die beiden Männer verband eine Freundschaft, von der Ben mit Sicherheit nichts wusste. Manchmal, wenn die drei Männer glaubten, sie sei zu Bett gegangen, veränderten sich ihre Gespräche, und Hanna wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich um sie drehten.
     
    »Wo willst du schlafen?«, frage Erik.
    »Bei Marie.«
    »Keine Sorge, Papa, sie kommt morgen vorbei.« Lisa setzte sich auf die Lehne des Sessels, in dem ihr Vater saß. Liebevoll strubbelte sie ihm durch sein Haar. »Ben kannst du Hanna zu Marie fahren?«
    »Klar, kein Problem.«
    Dankbar für Lisas Vorlage, schnappte Ben sich Hannas Rucksack, bevor sie protestieren konnte. Anstatt die Treppe herunter zu gehen, stieg er hoch. Hanna folgte ihm langsam. Er hielt ihr die Tür auf, wartete, bis sie über die Schwelle getreten war, drückte dann die Wohnungstür ins Schloss. Er lehnte sich dagegen und blockierte so ihren Fluchtweg.
    »Was willst du?« Misstrauisch kräuselte Hanna die Nase.
    »Dir einen Vorschlag machen.«
    »Und das ging nicht unten?«
    Er grinste sie an. »Nein.«
    »Ben, ...«, seufzte sie, doch er war schneller, seine Lippen lagen auf ihren, bevor sie all die Argumente anbringen konnte, die er in den letzten Wochen täglich durchgegangen war. Aber egal, wie sehr sein Verstand ihm klarzumachen versuchte, dass er die Finger von ihr lassen sollte, dass er nicht das Recht hatte, ihr wehzutun, sein Verlangen nach ihr wuchs mit jedem Tag, der verstrich, ohne dass er sie in seinen Armen hielt.
    Und statt wütend zu werden oder ihn wegzustoßen, wie er es erwartet hatte, erwiderte Hanna seinen Kuss mit derselben Leidenschaft. Ihre Hände schoben das Jackett von seinen Schultern, zogen sein Hemd aus der Hose. Er erschauerte, als ihre Finger unter sein Hemd fuhren, sich nicht die Mühe machten, die Knöpfe zu öffnen. Oh Gott, wie hatte er sich danach gesehnt, sie zu spüren, sie zu fühlen, ihren Geruch einzuatmen. Sie knabberte an seiner Unterlippe, während er versuchte, sich von seiner Hose zu befreien.
    »Hanna«, stöhnte er leise und wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde, sie zum Bett zu manövrieren. Er musste sie haben, jetzt, hier, sofort und auf der Stelle. Die zarte Seide ihres Tops war eine Folter für seine Hände, doch im Gegensatz zu Hanna ließ er es heil und zerstörte es nicht.
    Dann hielt er irritiert inne und warf einen Blick auf das, was darunter zum Vorschein kam. Er verzichtete darauf, sie davon zu befreien. Stattdessen nahm er sich ihre Hose vor und erlebte bald eine zweite Überraschung. »Sag mir nicht, dass du das die ganze Zeit über in der Kirche getragen hast!«, flüsterte er heiser an ihrem Ohr.
    Als Antwort ließ sie ihre Hände zu seinen Pobacken wandern und zog ihn heftig an sich. Damit war es um seine Selbstbeherrschung geschehen.
     
    »Sex war nicht der Vorschlag, den ich dir machen wollte.« Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
    Sie lagen in seinem Bett. Nicht, dass sie es das erste Mal bis dahin geschafft hätten – das erst beim zweiten Mal. Zwischendurch hatte Hanna Marie angerufen, um ihr zu sagen, dass sie doch nicht bei ihr schlafen würde.
    Hanna lag wohlig entspannt auf dem Rücken, während Ben sich von ihr herunter auf die Seite gerollt hatte. Seinen Kopf in die Hand gestützt, ihre Beine noch miteinander verschlungen, betrachtete er jeden Zentimeter von ihr. Ihre Augen hatte sie geschlossen. Sie atmete heftig, und ihre Lippen verzogen sich zu einem spitzbübischen Grinsen. Er hätte gern gewusst, was in ihrem Kopf vorging.
    »Nein?«
    »Nein.«
    Sie schlug die Lider auf, hob eine Hand und fuhr ihm mit den Fingern über die Lippen.
    Er biss ihr sanft in den Finger. »Warte hier und rühr dich nicht von der Stelle.«
    Nein, das hatte sie auch nicht vor. Sie hatte in den letzten Wochen versucht, Abstand zu ihm zu gewinnen, ihn aus ihrem Leben gedrängt, sich alles vor Augen geführt, was er war und dass sie den einen Ben nicht ohne den anderen haben konnte. Stunden hatte sie vor der Pieta von Michelangelo gesessen und sich gefragt, wie Maria es hatte aushalten können, ihren eigenen Sohn leiden und am Kreuz sterben zu sehen. Vertrauen und glauben, nehmen, was das Leben gab. Was der andere geben konnte. Akzeptieren, nicht verändern wollen. Lieben, ohne Bedingungen zu stellen. Sie müsste mit der Angst leben, ihn eines Tages zu verlieren. Seine Geheimnisse ertragen, die er nicht mit ihr
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