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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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gutes Personal für die Notaufnahme.« Es schien, als ahnte ihre Großmutter, was ihr genau in diesem Moment durch den Kopf geisterte.
    Hannah betrachtete Ellie voller Zuneigung. Die wenige Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte sie einander wieder näher gebracht. Es schien fast, als wäre Hannah niemals fort gewesen. »Danke. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Ihr Herz krampfte und ihre Stimme wackelte ein bisschen. Es würde nicht einfach werden, ihrer Großmutter mitzuteilen, was sie seit einigen Stunden vor sich herschob. Die halbe Nacht lang hatte sie intensiv und gründlich nachgedacht und schließlich eine Entscheidung gefällt, die sich in ihrem Herzen richtig anfühlte. Trotzdem – jetzt fiel es ihr schwer, zu atmen, als sie zum Sprechen ansetzte. »Nana, hör zu, ich muss dir …«
    Ellie ließ ihre Handarbeit sinken. Forschend sah sie ihrer Enkelin ins Gesicht. »Du wirst nicht zurückkommen, habe ich recht?« Ihr klarer Blick hielt Hannahs fest. Ihre Großmutter hatte schon immer ein feines Gespür besessen.
    »Es tut mir leid.« Hannah schlug die Lider nieder. »Mir ist klar geworden, dass ich nicht einfach mein altes Leben wieder aufnehmen kann. Ich bin nicht mehr derselbe Mensch. Nicht mehr die naive junge Frau, die ohne nachzudenken alles hingeworfen und aufgegeben hat. Ich muss endlich erwachsen werden.« Verlegen lachte sie auf. »Vielleicht ein wenig spät, aber besser spät als nie, nicht wahr? Es würde nicht funktionieren, wenn ich nach Fairview zurückkäme.« Sie machte eine kleine Pause, um Ellie die Gelegenheit zu geben, ihre Worte zu verdauen. Ihr Herz blutete, aber sie wusste, sie tat das Richtige. »Ich muss auf eigenen Beinen stehen, so gern ich mich auch von dir verwöhnen lassen würde.« Sie schenkte Ellie ein bedauerndes Lächeln. »Es wäre ein Einfaches, in mein behütetes Heim zurückzukehren. Ich möchte neu beginnen. Zusammen mit dem Kind und …« Sie zögerte.
    »Gibt es etwas, von dem ich nichts weiß?« Ellie straffte ihre Schultern. Hannah konnte sehen, wie sehr sie sich bemühte, gefasst zu erscheinen.
    »Ich habe jemanden kennengelernt, Nana .«
    »Du bist noch nicht einmal geschieden.« Der leise Vorwurf war nicht zu überhören.
    »Ich weiß. Das kommt alles sehr überraschend. Auch für mich. Ich hatte nicht damit gerechnet, jemanden zu treffen, der mich so …« Kopfschüttelnd suchte sie nach geeigneten Worten. »Weißt du, er hat mich regelrecht umgehauen. Zuerst ging er mir mächtig auf die Nerven. Ich konnte ihn absolut nicht ausstehen.« Sie musste schmunzeln, als sie sich an die vielen Augenblicke erinnerte, an denen Sam sie mit seiner zynischen Art zur Weißglut getrieben hatte. »Stell dir vor, Nana, ich fand ihn unerträglich. Und jetzt«, sie hob hilflos die Achseln, »jetzt kann ich es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.«
    Ellie senkte den Kopf, um die Nadel erneut vorsichtig durch den Stoff zu führen.
    »Mir ist klar, dass es dir schwerfallen muss, es zu verstehen. Ich kann es auch kaum begreifen.«
    »Tja, wo die Liebe hinfällt. Dieser alte Spruch scheint nach wie vor seine Gültigkeit zu besitzen.« Ellie nahm ihren Fingerhut ab, legte ihn sorgfältig samt Nadel und Garn auf den Quiltrahmen. Sie erhob sich. »Rutsch mal, Liebes«, bat sie, bevor sie sich neben Hannah auf dem Sofa niederließ. »Erzähl mir mehr von diesem besonderen Mann, dem ich es zu verdanken habe, dass meine Enkelin nicht nach Hause zurückkehrt.«
    »Ach Nana.«
    Eine knöcherne, mit blauen Adern durchzogene Hand legte sich auf ihre. An der Stelle, wo die Infusionsnadel gesteckt hatte, verschorfte ein dunkles Pünktchen. »Ich bin selbstsüchtig. Ich hatte gehofft, dich wieder unter meinem Dach zu haben, damit ich in diesem Palast hier«, Ellie beschrieb das Haus mit einer ausschweifenden Geste, »nicht mehr allein bin. Aber mir liegt daran, dass du glücklich bist, hörst du? Das ist alles, was zählt.«
    Hannah spürte Tränen aufsteigen. »Ich liebe dich, Nana .«
    Die alte Dame strich ihr über die Wange. »Das weiß ich, Kind.«
    Hannah umarmte ihre Großmutter. »Willow Creek ist nicht weit von Charlotte entfernt. Ich werde dich oft besuchen kommen.« Sie löste sich sanft. Schimmerten in den Augen ihrer Großmutter Tränen? »Ich verspreche es. Wir werden uns nie wieder aus den Augen verlieren, Nana .«
    »Ich hoffe, ich lerne den jungen Mann bald kennen. Richte ihm bitte aus, dass ich euch sobald wie möglich zum Tee erwarte.« Ellie räusperte sich.
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