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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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Fenstern willkommen hieß, verpuffte der Ärger über Glorias unverschämte Äußerungen. Mit einer imaginären Handbewegung wischte er die Erinnerung an das unerfreuliche Zusammentreffen beiseite und konzentrierte sich auf Green Acres. Sein Zuhause. Er legte den Kopf in den Nacken, blickte hinauf in den scheinbar endlosen Carolina-Himmel, der sich über ihm wie ein blaues Zelt spannte, und atmete tief durch. Vom Wind, der über seine Wangen strich, ließ er sich davontragen. Da war der harzige Geruch der Kiefern, der sich zu dieser Jahreszeit mit dem honigsüßen Duft der Akazien vermischte. Da waren die Baumfrösche, die hoch von den Baumwipfeln ihren Gesang zum Besten gaben, und ein einsamer Vogel, der nach seinem Gefährten rief. Während Sam so dastand, und all die Eindrücke auf sich wirken ließ, stahl sich ein Lächeln in sein Gesicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er das warme Gefühl, nach Hause zu kommen. Er wusste, dass Hannah drin auf ihn wartete. Begleitet von den vertrauten Geräuschen und Gerüchen schritt er leichtfüßig den Kiesweg entlang.

Epilog
     
     
     
    T ayanita stand mit Tsali auf dem Hügel neben ihrem Wohnwagen und blickte hinüber zu den Bergen, deren dunkle Silhouette sich wie ein Scherenschnitt gegen den blassgoldenen Himmel abzeichnete. Das wilde Gras tanzte im Westwind. Er verfing sich in Tayanitas langem Haar, und sie strich es mit einer Handbewegung zurück. Die drückende Hitze des Sommers hatte nachgelassen. Der typische Geruch nach Herbst war nicht länger zu leugnen. Überreife, wurmstichige Äpfel lagerten vergessen im Gras, der Morgentau zauberte winzige funkelnde Juwelen zwischen die Spinnweben an Büschen und Bäumen. Wie jedes Jahr freute sich Tayanita auf das orangerotgelbe Leuchten und Glühen der Appalachenwälder. Bald würde sie für einen längeren Besuch in ihr altes Dorf in den Bergen zurückkehren, um über sich und George nachzudenken.
    In den letzten Wochen war es ihnen gelungen, ihre alte Freundschaft wieder aufzufrischen. George hatte sogar mehr als einmal angedeutet, dass er sich vorstellen könne, eine ernsthafte Bindung einzugehen. Diesmal war es Tayanita, die zögerte. Sollte sie sich wirklich erneut auf das Abenteuer einer Zweierbeziehung einlassen? Sind wir Menschen nicht seltsam, dachte sie verwundert. Wir sehnen uns etwas herbei, doch wenn es in greifbare Nähe rückt, schrecken wir davor zurück. Sie bückte sich, um Tsali über den samtenen Kopf zu streichen. »Wir sind schon eine merkwürdige Rasse«, murmelte sie. »Findest du nicht auch?«
    Mit klugen Augen sah die Hündin zu ihr auf. Sie gab ein heiseres Bellen von sich, als wollte sie zustimmen.
    »Braver Hund«, lobte Tayanita ihre treue Gefährtin. Während sie durch das dichte schwarze Fell kraulte, wanderten ihre Gedanken zu Sam und Hannah. Hannah war inzwischen mit ihrem Hab und Gut auf Green Acres eingezogen, nachdem sie und Sam sich an einem Wochenende nach Marietta begeben hatten, um ihre Sachen zu holen. Shane hatte seine letzte Ruhestätte in Ohio gefunden, und das gemeinsame Haus im Valley Drive stand zum Verkauf. Zu ihrer Freude hatte Hannah die Stelle bei Doc Bailey im Familiengesundheitszentrum bekommen. Sie plante, wenn ihr Kind – ein kleiner Junge – auf die Welt kommen würde, für ein paar Wochen zu pausieren, bevor Deanna als Nanny einsprang. Alle fieberten voller Vorfreude der Ankunft des neuen Erdenbürgers entgegen. Im oberen Stockwerk des Hauses hatte Sam mit Finns tatkräftiger Unterstützung dem Babyzimmer einen freundlichen sonnengelben Anstrich verpasst. Hannah hatte an langen schwülen Abenden mit Deanna auf der Veranda gesessen und bunte Vorhänge geschneidert, die farblich auf den Quilt abgestimmt waren, den Eliza Mae für das Kleine nähte. Tayanita hatte Hannahs Großmutter bisher einmal getroffen und die zierliche alte Dame sofort in ihr Herz geschlossen. McKenna von Bookends war ein paar Mal mit ihrer Freundin Madison, einer Hebamme, auf Green Acres aufgetaucht, um Hannah mit Büchern über Schwangerschaft und Kindererziehung zu versorgen. Sam hatte sich geweigert, die Wiege, die Jackson einst für sein ungeborenes Kind angefertigt hatte, vom Speicher zu holen, und Hannah hatte Tayanita anvertraut, dass sie insgeheim froh darüber war. Sie wollte Sam den Schmerz ersparen, ihren Sohn darin erleben zu müssen. Stattdessen zimmerten Sam und Jackson nun ein Kinderbettchen aus rohem Kiefernholz, das Hannah anschließend weiß lackieren wollte. Tayanita
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