Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
Vom Netzwerk:
eindringlich durch die dicken Gläser einer Hornbrille musterte. Er war der Officer, mit dem Sam vorhin gesprochen hatte.
    »Hannah Mulligan?«
    »Ja, die bin ich.« Sie musste sich räuspern. Ihre Kehle war auf einmal furchtbar trocken.
    Mills schob ihr seine Dienstmarke unter die Nase. »Wir haben einen Toten auf Mr. Parkers Grundstück entdeckt. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, Ma’am, dass wir davon ausgehen, dass es sich hierbei um Ihren Mann, Shane Mulligan, handelt. Es tut mir wirklich leid, aber wir müssen Sie bitten, den Toten zu identifizieren.«
    O mein Gott. Shane. Tot? Hannah drehte sich um und blickte Sam Hilfe suchend ins Gesicht. Sie wollte nicht tun, was dieser Officer von ihr verlangte. Sie wollte nicht sehen, welch grausamer Fund sich unter der schwarzen Folie verbarg. Wenn sie es tat, würde dieser Albtraum real werden. Vehement schüttelte sie den Kopf.
    »Es muss sein«, murmelte Sam. Er legte sanft eine Hand auf ihre Schulter.
    »Wir gehen nicht von einem gewaltsamen Tod aus«, erklärte Mills. »Es sieht nach Selbstmord aus, aber Genaueres werden wir erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung wissen.«
    Gerichtsmedizinische Untersuchung? Hannah schwirrte der Kopf. Sofort drängte sich ihr das Bild auf, wie Shanes bleicher Körper unter dem grellen Licht von Neonlampen durch behandschuhte, Skalpell bewaffnete Hände in seine Einzelteile zerlegt wurde. Sie schluckte heftig, kämpfte gegen den aufkommenden Brechreiz an. Kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Regungslos sah sie zu, wie sich Paul Mills bückte, um die Plane zu lüpfen, die den Blick auf ein eingefallenes, fast bläulich schimmerndes Antlitz freigab. Sie konnte fühlen, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. »Es ist Shane«, flüsterte sie. In ihren Ohren setzte ein unheimliches Dröhnen ein.
    »Ich habe Sie nicht verstanden. Können Sie glaubhaft versichern, dass es sich bei dem Toten um Ihren Ehemann Shane Mulligan handelt? Mrs. Mulligan?«
    Die Stimme des Officers schien aus weiter Ferne zu kommen. Tausend glitzernde Fünkchen tanzten vor Hannahs Augen, als der grüne Rasen wie ein Teppich aus einem orientalischen Märchen auf sie zugeflogen kam. Dann wurde es dunkel.

33. Kapitel
     
     
     
    » H annah. Wach auf.«
    Eine Frau stöhnte leise, murmelte etwas Unverständliches. War sie das etwa gewesen? Mühsam kämpfte sich Hannah durch den dichten Nebel zurück an die Oberfläche. Flatternd öffneten sich ihre Lider. Jemand – vermutlich Sam - hatte sie ins Wohnzimmer gebracht, wo sie nun eingewickelt in eine karierte Wolldecke auf dem Sofa lag. Sie machte Anstalten, sich aufzurichten.
    »Bleib liegen.« Sam betrachte sie mit besorgtem Blick. »Möchtest du ein Glas Wasser?«
    »Was ist passiert?« Noch während Hannah die Frage stellte, kehrten Erinnerungsfetzen zurück. »Shane. O Gott, Sam, Shane ist tot.« Eine Bewegung aus den Augenwinkeln erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Mann in Polizeiuniform. Hannah erkannte in ihm Paul Mills, den leitenden Beamten. Zögerlich trat er näher. Sich räuspernd rückte er seine Brille zurecht, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war.
    »Ich muss Sie leider noch einmal belästigen, Ma’am. Fürs Protokoll: Handelt es sich bei dem Toten um Ihren Ehemann Shane Patrick Mulligan?«
    Hannah nickte.
    »Könnten Sie mir dies bitte laut und deutlich bestätigen, Mrs. Mulligan?«
    »Ja, er ist es. Der – Tote ist Shane.« Sie hasste es, dieses Wort auszusprechen. Sie wandte sich an Sam. »Ich hätte doch gern ein Glas Wasser .« Unter der Decke fing sie an unkontrolliert zu zittern.
    »Ich denke, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagte Sam zu Mills. »Könnten Sie mit der Befragung ein anderes Mal fortfahren, Detective?«
    »Ich werde mich in den nächsten Tagen wieder melden. Wir haben vorerst, was wir brauchen.« Mills rückte seine Kappe auf dem kantigen Schädel zurecht. »Bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung, falls wir noch weitere Fragen haben, Mrs. Mulligan.«
    »Ich begleite Sie hinaus.« Sam bat den Officer mit einer höflichen Geste in den Flur. »Bin gleich zurück, Hannah. Mit einem Glas Wasser. Kommen Sie, Detective.«
     
    Sie musste eingenickt sein, denn als sie die Augen öffnete, brannte im Kamin ein heimeliges Feuer. Es knisterte und knackte, und duftete herrlich nach Pinien und Hickory. Während sich Hannah unter dem Plaid streckte, dachte sie wieder einmal, was für ein Glück sie doch hatte, Sam Parker begegnet zu sein.
    »Hey. Da bist du ja
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher