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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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elitären Kreises. Sam aber vermutete, dass sie sich insgeheim ausgeschlossen fühlte. Kam sie deshalb so selten nach Willow Creek? Manchmal hatte er das Gefühl, sie beneidete ihn um seine enge Beziehung zu Emilia. Er wünschte, seine Mutter würde ihrer impulsiven und willensstarken Tochter weniger kritisch gegenüberstehen. Er wusste, dass Emilia Penny von Herzen liebte, aber ebenso wusste er, wie schwer es ihr fiel, diese Liebe offen zu zeigen. Wenn nur Hank noch leben würde … Er fegte die düsteren Überlegungen beiseite.
    »Schwesterherz. Was verschafft mir die Ehre?« Penny und er hielten lockeren Kontakt, telefonierten alle paar Wochen miteinander. Gesehen hatten sie sich seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Seine Schwester hatte Willow Creek nach seiner Hochzeit endgültig den Rücken gekehrt, um sich in Asheville ein neues Leben aufzubauen. Sam hatte stets vermutet, dass ihr Weggang etwas mit seinem Freund Finn zu tun haben könnte. Finn, der Sams Meinung nach schon immer ein Faible für Penny gehabt hatte, auch wenn er es vehement abstritt. Da weder Finn noch Penny gewillt schienen, Sam in dieser Angelegenheit aufzuklären, hatte er die Sache auf sich beruhen lassen. Schließlich ging es ihn nichts an, er führte sein eigenes Leben. Zu Maggies Beerdigung war Penny nach Willow Creek zurückgekommen, auf ihrer Hüfte ein bezauberndes kleines Mädchen, das dieselben tiefblauen Augen wie ihre Mutter besaß. Sam hatte nichts von der Existenz seiner Nichte geahnt. Er war jedoch viel zu betäubt in seinem Schmerz, um nachzubohren, warum seine Schwester ihm verheimlicht hatte, dass sie Mutter geworden war.
    »Ich wollte nur mal hören, wie es meinem attraktiven Bruder so geht«, neckte Penny ihn jetzt. Sam konnte förmlich das freche Grinsen in ihrer Stimme wahrnehmen.
    Erneut warf er einen hastigen Blick auf seine Uhr. »Alles bestens. Wie immer. Hör zu, ich …«
    »Spielst du noch immer den Einsiedler, mein Lieber? Oder gibt es inzwischen etwas, von dem ich wissen sollte?«
    Er wusste, worauf sie anspielte. Sie hoffte schon lang, dass ihm jemand – genauer gesagt, eine Frau – über den Weg lief, mit dem er wieder glücklich sein konnte. Er fand es rührend, wie sie sich um ihn sorgte, auch wenn er ihr immer wieder zu verstehen gab, dass eine ernsthafte Beziehung für ihn niemals wieder infrage kam.
    »Wäre es nicht an der Zeit, die alten Gefilde aufzusuchen, Schwesterherz?«, konterte er, wohl wissend, dass sie Willow Creek aus ihm unerklärlichen Gründen mied. »Ich habe Abby schon ewig nicht mehr gesehen. Wie alt ist sie jetzt … fünf, sechs Jahre?«
    »Sam Emil Parker, du könntest deinen Hintern durchaus auch mal zu uns nach Asheville schwingen.«
    Oh, er hasste diesen von seiner schwedischen Mutter ausgewählten Zweitnamen, den sie ihm in Gedenken an seinen viel zu früh verstorbenen europäischen Onkel verpasst hatte. Das wusste dieses Biest von Schwester ganz genau.
    »Du weißt, du bist jederzeit willkommen, mein Lieber. Und nein«, erstickte sie seinen Protest im Keim, »erzähl mir nicht wieder, du seist auf Green Acres unabkömmlich. Ich bin sicher, der gute alte Jackson hat nach wie vor alles hervorragend im Griff.«
    Er gab sich geschlagen. »Ich denk drüber nach. Versprochen.« Vielleicht tat es ihm sogar gut, einmal rauszukommen und die Lichter der Großstadt zu sehen. »Ich muss los, ein wichtiger Termin, tut mir leid. Telefonieren wir Ende der Woche noch einmal?«
    »Warum nicht.« Penny seufzte resigniert. »Melde dich, wenn du Zeit zum Plaudern hast.«
    »Ach, und Penny – ruf doch Mom an. Ich weiß, dass sie sich freuen würde, von dir zu hören.«
    »Mal sehen.« Es knackte in der Leitung.
    Mit einem komischen Gefühl im Bauch schnappte Sam seine Sachen und eilte über den Flur. Er spürte, dass Penny gern länger mit ihm gesprochen hätte, und fragte sich, ob sie wohl etwas auf dem Herzen hatte. Sollte es mit ihrem neuen Lover Dylan zu tun haben, diesem Finanzhai, den sie sich geangelt hatte? Ihren Erzählungen nach war ihm der Kerl von Anfang an unsympathisch gewesen, aber sie musste mit ihm leben. Sie und Abby. Es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Penny war erwachsen. Sie war schon immer ihren eigenen Weg gegangen, hatte sich nichts vorschreiben lassen. Was einer der Gründe war, weshalb sie und ihre Mutter immer wieder aneinandergerieten.
    Aus der Küche wehte ihm ein verführerischer Duft nach frischen Blaubeermuffins entgegen. »Wir sehen
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