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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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es eben in den nächsten Tagen Apple Pie und Apfelcider geben.« Gut gelaunt ließ sie den Rest des angebissenen Apfels in ihre Schürzentasche wandern. »Für später«, erklärte sie. »Ich will noch schnell die Scones in den Ofen schieben und das Gemüse im Crockpot aufstellen. Bist du so lieb und hast ein Auge auf unseren Gast, bis ich hier fertig bin?«
    »Klar.« Sylvia blickte kurz zum Holzfällerhemdträger. »Sag mal«, wandte sie sich erneut an ihre Freundin, »wo hältst du Tsali, dieses schreckliche Ungetüm, versteckt? Normalerweise begrüßt mich ihre feuchte Schnauze in dem Moment, da ich zur Tür hereinschneie.«
    Tayanita lachte. »Schlief sie nicht in ihrem Körbchen im Flur? Vermutlich hat sie sich schmollend in den Laden hinter den Vorhang verzogen. Ich musste vorhin mit ihr schimpfen, weil sie mir den Schinken vom Tresen gemopst hatte. Ich sehe gleich mal nach ihr.«
    Sylvia schüttelte amüsiert den Kopf. Tsali brachte mit ihrem ungestümen Wesen immer wieder den Betrieb durcheinander. Trotzdem wollten die beiden Frauen die dunkle Hündin nicht mehr missen. Sylvia ging um die Theke herum und holte sich eine saubere Schürze aus einer Schublade. Sie hielt inne, zögerte kurz. »Übrigens – auf der Main Street hat’s vorhin gekracht.«
    Tayanita drehte sich noch einmal um. »Ach ja? Ich habe mich schon über das Hupkonzert gewundert. Was ist passiert?«
    »Es gab einen Auffahrunfall. Aber es geht ihm gut.«
    Tayanitas Miene erstarrte. »Von wem sprichst du? Wem geht es gut?«
    »Sam. Beruhige dich«, fügte Sylvia schnell hinzu, als sie einen Anflug von Panik in Tayanitas Augen aufflackern sah. »Er ist okay. Beide sind wohl unverletzt.«
    Tayanita erblasste sichtlich.
    »Ihm ist nichts geschehen«, versicherte Sylvia aufs Neue. »Ich habe ihn bei seinem Wagen stehen sehen. Er hat mir zugewunken und signalisiert, dass alles in Ordnung sei. Eine Frau ist bei ihm, so eine Schmale mit kurzem dunklem Haar. Hab ich noch nie hier gesehen. Wahrscheinlich warten sie gemeinsam auf die Polizei oder den Abschleppdienst.«
    »Ich sollte vielleicht rasch mal nachsehen …« Tayanita runzelte die Stirn.
    »Lass es sein. Es geht ihm wirklich gut, glaub mir.«
    »Ich werde heute Abend auf Green Acres vorbeischauen«, entschied Tayanita kurzerhand. »Nur um sicherzugehen.« Sie verstummte. Tayanita spielte damit nicht auf Sams körperlichen Zustand an, soviel war Sylvia klar. Die Frauen tauschten einen langen Blick.
    »Entschuldigung, Ma’am?« Der Mann mit dem Eistee hielt die leere Karaffe hoch und Sylvia deutete ihm an, dass sie gleich bei ihm sein würde.
    »Ich wünschte auch, Sam würde endlich einmal zur Ruhe kommen. Er hätte ein wenig Glück verdient, nicht wahr?«
    Tayanita legte eine Hand auf Sylvias Schulter. »Sam hat viel verloren. Aber wenn er endlich diese Mauer, die er um sich errichtet hat, einreißen würde, könnte er vielleicht wieder glücklich sein.«
    Sylvia nickte, während sie das Gesicht ihrer Freundin studierte. »Weißt du, was mich wundert?«
    »Hm?«
    »Dass Gloria nicht am Unfallort aufgetaucht ist. Normalerweise besitzt sie einen siebten Sinn dafür, wenn es darum geht, dem guten Sam beizustehen.« Sie kicherte leise. »Es hätte mich nicht erstaunt, unsere sexy Maklerin in Schwesterntracht und mit Erste-Hilfe-Köfferchen hinzueilen zu sehen .«
    Tayanita hob eine dunkle Augenbraue. »Du bist böse, Sylvia Cooper.« In ihren Augen funkelte die winzige Andeutung eines Lächelns. »Du solltest dich schämen.«
    »Später.« Sylvia zwinkerte ihr zu. »Jetzt werde ich mich erst einmal um den jungen Mann dort hinten kümmern.«
     
    *
     
    Mit wild hämmerndem Herzen verharrte Hannah hinter dem Steuer. Ein paar schaulustige Passanten blieben gaffend stehen, fingen an, zu tuscheln und mit den Fingern zu deuten. Begriffsstutzig starrte Hannah zurück. Dann traf sie die Erkenntnis wie ein Donnerschlag. Sie hatte einen Unfall gehabt. Wenige Sekunden zuvor war sie in das moosgrüne Heck eines Land Rovers gerauscht, der wie eine verdammte Fata Morgana scheinbar aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war. O mein Gott! Wie hatte das geschehen können? Sie löste ihre eiskalten Finger, die das Lenkrad noch immer krampfhaft umklammerten, und schnappte zitternd nach Luft. Sie schien unverletzt. Langsam fühlte sie Leben in ihre Glieder zurückkehren. Sie legte eine Hand auf ihre Brust, um ihren rasenden Puls zu beruhigen. »Blödmann!« Ihre zitternde Stimme klang wie die eines kleinen
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