Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
Vom Netzwerk:
verängstigten Mädchens. Der andere Wagen musste abrupt gebremst haben. Sie hatte gar keine Chance gehabt zu reagieren. Dass sie einen Moment unaufmerksam gewesen war, als sie nach dem Kleenex gegriffen hatte, verdrängte sie.
    Im selben Augenblick, wie sich die Fahrertür des Land Rovers öffnete, zuckten am Horizont Blitze vom bleigrauen Himmel. Hannah fixierte den Mann, der mit geschmeidigen Bewegungen aus seinem Wagen stieg wie ein Cowboy vom Pferd. Sie registrierte lange Beine in engen Jeans. Blank geputzte Stiefel. Breite Schultern in einer Wildlederjacke. Aus der Gesäßtasche seiner Hose zog er ein Telefon und tippte mit flinken Fingern eine Nummer ein. Er klemmte sich das Gerät zwischen Wange und Schulter, während er auf Hannah zugelaufen kam. Sie kurbelte ihre Fensterscheibe herunter und legte sich im Geist ein paar Sätze zurecht, die sie ihm an den dunklen Schopf werfen wollte. Doch dazu kam es nicht, denn unvermittelt blieb er stehen.
    »Dan? Sam Parker hier. Hören Sie, ich hatte einen kleinen Unfall. Ich werde mich wahrscheinlich verspäten.« Er strich sich mit der freien Hand durchs Haar. »Es tut mir furchtbar leid. Natürlich bin ich nach wie vor interessiert. Ich …« Er brach ab, kickte mit der Stiefelspitze ein Steinchen über den Asphalt. »Das ist mir bekannt«, entgegnete er zerknirscht. »Hören Sie, Dan. Ich bitte Sie, noch zu warten. Ich bin wirklich interessiert.« Er schoss einen finsteren Blick in Hannahs Richtung. »In Ordnung. Nein, nichts Dramatisches. Ich werde gleich mit dem Kerl sprechen.«
    Hannah reckte das Kinn. Wen meinte er mit »Kerl«? Erneut erhellte ein greller Blitz den Himmel. Sekunden später krachte es ohrenbetäubend. Das tiefe Donnergrollen hallte in den Bergen nach.
    Hannah platzte die Hutschnur. Bestimmt würde es gleich anfangen, zu prasseln. Sie wollte weiter. Sie würde dem Typen, der nichts Wichtigeres zu tun hatte, als unaufhörlich in sein Telefon zu quasseln, ihre Handynummer samt Adresse in die Hand drücken, damit er ihr die Rechnung für die Reparatur schicken konnte, und dann so schnell wie möglich irgendwo einkehren. Entschlossen legte sie die Hand auf den Türgriff und kniff für einen winzigen Augenblick die Lider zusammen, um sich für die Begegnung zu wappnen.
    »Gut. Ich melde mich, sobald ich unterwegs bin.«
    Hannah riss erschrocken die Augen auf, weil die männliche Stimme plötzlich so nah schien. Da dieser Sam Parker sich an ihre Tür lehnte, hatte sie sein wohlgeformtes Hinterteil direkt vor der Nase.
    »Mister?« Hannah räusperte sich.
    »Hi Joe. Sam Parker hier. Es hat einen Zusammenstoß auf der Main gegeben. Schräg gegenüber von Violet’s . Wir könnten deine Hilfe brauchen. Genau.«
    Hannah rollte mit den Augen. Mit wem telefonierte dieser Mensch denn nun? Sie drückte den Griff hinunter, versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen.
    »Okay, bis gleich. Danke.« Endlich klappte er das Telefon zusammen, drehte sich um und streckte seinen Kopf durchs Fenster. Hannahs empörter Blick begegnete einem Paar kühler grauer Augen. »Sie sind eine Frau.«
    Fast hätte sie laut aufgelacht. Einen Moment lang fehlten ihr die Worte. »Auch wenn ich Ihre feine Beobachtungsgabe bewundere«, sagte sie schließlich so würdevoll wie möglich, »wäre ich Ihnen dennoch sehr verbunden, wenn Sie mich jetzt endlich aussteigen ließen, damit wir die Sache hier regeln können. Ich habe es eilig.«
    »Ach.« Die grauen Augen musterten Hannah unverschämt. »Sie meinen also, diese Sache, wie Sie es nennen, lässt sich unbürokratisch und rasch regeln?« Er zog die Worte in seinem breiten Südstaatenakzent wie Kaugummi.
    »Vielleicht erklären Sie mir mal, warum Sie unvermittelt bremsen mussten?«, funkelte sie ihn an.
    Er hob eine Augenbraue. »Warum ich …« Durchdringendes Hupen von einem wartenden Wagen, vermischt mit rollendem Donnergrollen ließ ihn verstummen.
    Sie blickten beide gleichzeitig nach oben in einen inzwischen schwarzvioletten Himmel.
    »Hören Sie«, sagte Hannah, nachdem das Grollen verklungen war, »ich möchte wirklich schnell weiter.«
    »Sind Sie verletzt? Ist Ihnen etwas passiert?«
    Unwillig schüttelte sie den Kopf. »Ich bin in Ordnung. Aber Sie hätten besser aufpassen müssen. Wenn Sie nicht so plötzlich stehen geblieben wären, steckten wir jetzt nicht in diesem Schlamassel.«
    Er lachte auf. »Lady, Sie sind diejenige, die nicht aufgepasst hat. Es war eindeutig Ihre Schuld. Sehen Sie das Stoppschild gleich da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher