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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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sollte er doch darüber nachdenken, Green Acres zu verkaufen. Würde es ihm je gelingen, hier wieder glücklich zu werden? Alles auf der Farm erinnerte ihn an Maggies fröhliches Gesicht mit dem Konfettiband an Sommersprossen auf dem Nasenrücken. Der Schmerz und die Sehnsucht kamen in Wellen. Manchmal, wenn er dachte, er hätte das Schlimmste überwunden, rollte erneut eine Woge heran und drohte, ihn zu verschlingen. Es würde niemals enden, oder? Er hob den Kopf und lauschte.
    Auch, wenn das tröstliche Summen von Deanna und das eifrige Klappern von Töpfen und Pfannen aus der Küche zu ihm drangen, hatte sich dieses einst so warme Haus zu einem seelenlosen, leeren Ort gewandelt. Schon lange nannte er Green Acres nicht mehr sein Heim. Es war lediglich der Platz, an dem er wohnte. Sam bezweifelte, dass sich dies jemals wieder ändern würde. Er konnte sich keine andere Frau an seiner Seite vorstellen als Maggie Cavendish.
    Sie war die Erste und Einzige gewesen, die er je ernsthaft gewollt hatte. In Tayanitas Café, dem Cottage Garden , hatte sie den Inhalt ihres Kaffeebechers über seine Jeans geschüttet. Eine blonde junge Frau aus South Carolina, die ihn mit ihrer lebhaften, quirligen Art sofort in seinen Bann gezogen hatte. Ein Blick in ihre Augen von der Farbe eines kalten Gebirgsbachs hatte gereicht und Sam Parker war verloren. Als sie sich mit hochrotem Kopf bei ihm für das Malheur entschuldigte, fuhr die Erkenntnis wie ein Blitz durch seinen Körper: Sie musste die Seine werden. Er hatte diese Entscheidung in den wenigen Jahren seiner Ehe niemals bereut. Doch Maggie hatte ihn verlassen – für immer. Sein Herz hatte sie mitgenommen. Nur noch eine hohle Stelle existierte in seiner Brust, wo es einst für sie geschlagen hatte.
    Sam bemühte sich, seine Gedanken in eine andere Richtung zu steuern. Jetzt galt es, sich auf die anstehende Verhandlung zu konzentrieren. In dem Moment, als er sich die Aktentasche unter den Arm klemmen wollte, klingelte das Telefon. Es war Dan Buchanan, der ihn an den Termin erinnern wollte.
    »Ich mache mich gerade auf den Weg«, versicherte Sam. »Ich müsste in weniger als einer halben Stunde bei Ihnen sein.« Rasch warf er einen prüfenden Blick auf das Ziffernblatt seiner silberfarbenen Rolex. »Yep. Alles klar. Ich werde pünktlich sein. Bis dann, Dan.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel des altmodischen Telefons zurück und war gerade dabei, nach seiner Tasche zu greifen, als es erneut klingelte. Verdammt und zugenäht. Wer wollte nun schon wieder etwas? Leicht genervt hob er ab. »Sam Parker.«
    »Wow, Brüderchen. Du klangst auch schon mal entspannter.«
    Wider Willen musste er schmunzeln. Dieses freche Mundwerk konnte nur einer gehören. Seiner Schwester Penelope Ann. Abgesehen von seiner Mutter Emilia sowie einer verknöcherten alten Tante oben in New Hampshire, einer Cousine seines Vaters, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine hübsche Karte von Sam erhielt, war Penny, wie sie es vorzog, genannt zu werden, die einzige nahe Verwandte, zu der er mehr oder weniger regelmäßigen Kontakt pflegte. Sams Vater Hank lebte nicht mehr. Sein Herz hatte vor sechs Jahren einfach aufgehört zu schlagen, und Emilia war fast daran zerbrochen. Ohne den geliebten Mann an ihrer Seite, der sie über vierzig Jahre auf Händen getragen hatte, schien sie jeglichen Lebensmut verloren zu haben. Als Maggie in Sams Leben trat, schöpfte sie wieder Hoffnung. Die Aussicht, bald ein Enkelkind in den Armen halten zu dürfen, gab ihr das wunderschöne Lächeln zurück.
    Nach Maggies gewaltsamem Tod war überraschenderweise sie es gewesen, die ihrem Sohn in seiner dunkelsten Stunde Halt und Kraft gegeben hatte. Vielleicht, weil sie den furchtbaren Albtraum, den Sam nun durchstehen musste, bereits hatte erleben müssen. Sam wusste nicht, woher seine Mutter die Stärke genommen hatte, ihn aufzufangen, aber es war ihr gelungen. Kurzerhand engagierte sie Deanna Wilbur, damit ihr Sohn nicht vor die Hunde ging. Deanna versorgte ihn mit regelmäßigen Mahlzeiten und bekam den Auftrag, Emilia täglich Bericht über Sams Befinden zu erstatten. Sam hatte seiner Mutter schon immer nahegestanden, näher als es Penny je getan hatte, die der Liebling ihres Vaters gewesen war. Seitdem Emilia Sam in der schwärzesten Zeit seines Lebens unermüdlich unterstützt hatte, waren Mutter und Sohn jedoch zu einer untrennbaren Einheit gewachsen. Penny neckte ihren Bruder zuweilen wegen dieses, wie sie es scherzhaft nannte,
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