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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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Charlotte«, erklärte Hannah, bemüht, ihrer Stimme einen festen Ton zu verleihen. Und dann konnte sie doch nicht anders. »Shane und ich haben uns getrennt«, gestand sie leise.
    Helen zog scharf die Luft ein. Sie war, genau wie Ellie, streng religiös und vertrat den Standpunkt, dass Ehepaare nach dem Motto Bis dass der Tod euch scheidet zusammenhalten sollten, komme, was da wolle. »Ist das dein Ernst, Hannah? Ich meine, gerade jetzt, wo du …« Konsterniert brach Helen ab.
    »Ja. Es muss sein.«
    »Oh. Das tut mir leid. Und du bist dir sicher?« Helen schien es noch immer nicht glauben zu können.
    So sicher wie noch nie zuvor in meinem Leben. »Es gibt kein Zurück mehr, Helen. Es sind einfach zu viele schlimme Dinge in unserer Beziehung geschehen.« Hannah musste unvermittelt bremsen und schaltete einen Gang herunter, als sich ein kobaltblauer SUV dreist vor ihren Wagen setzte. »Dämlicher Idiot.«
    »Shane?«
    »Nein – ja, der auch. Hör zu, Helen, ich melde mich, sobald ich in Charlotte angekommen bin. Es tut mir leid, dass ich so einfach verschwinde, aber ich konnte nicht länger bleiben. Wir sprechen später in Ruhe miteinander, ja?«
    »O Hannah. Wie schrecklich. Gibt es denn nichts, was ich tun kann? Soll ich mit Shane reden?«
    Ein dicker Kloß formte sich in Hannahs Hals. So war Helen. Mitfühlend und hilfsbereit, obwohl sie selbst am Rand des Abgrunds stand. Am liebsten hätte sie die Freundin jetzt in den Arm genommen und fest gedrückt. »Ich danke dir, Helen. Für deine Freundschaft. Für alles. Aber zwischen Shane und mir ist es aus. Aus und vorbei.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, die mehr für Helen als für Shane bestimmt war. »Wir bleiben in Verbindung, ich verspreche es.«
    »Okay. Pass auf dich auf.«
    »Wir werden uns wiedersehen«, versicherte Hannah. »Dass ich Ohio verlasse, bedeutet nicht, dass ich aus deinem Leben verschwinde.«
    »Klar.« Es klang wenig überzeugt. »Bis dann, Hannah.«
    »Warte! Wie – wie geht es Mike?« O Gott, wie konnte sie derart egoistisch sein? Was waren ihre Probleme schon im Vergleich zu der Tragödie, die Helen zu bewältigen hatte? »Brauchst du mich? Helen, kann ich dir irgendwie helfen ?« In diesem Augenblick wünschte sie, sie hätte der Freundin nichts von ihrer Trennung erzählt. Hätte sie doch nur ihren Mund gehalten! Das, was Helen jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte, war die zusätzliche Sorge um ihre Freundin. »Wenn du möchtest, komme ich vorbei und …«
    »Nein. Mach dir keine Gedanken. Unser Schicksal liegt in Gottes Hand. Ich akzeptiere, wenn er Mike zu sich holen sollte. Aber momentan ist er stabil. Wir werden es schon schaffen. Und nun gute Fahrt. Ich freu mich, wenn du dich aus Charlotte meldest.«
    Es klickte leise. Sie hatte aufgelegt. Hannah wünschte, sie besäße das gleiche Urvertrauen wie ihre Freundin und die sichere Gewissheit, dass dort oben jemand mit gütiger Hand waltete. Jemand, der wusste, was das Beste für sie alle war. Seufzend legte sie das Telefon beiseite.
     
    Zwischen Elkin und Statesville überkam sie schreckliche Müdigkeit. Wenn sie die Absicht hatte, jemals heil in Charlotte anzukommen, sollte sie lieber eine Pause einlegen. Kurz entschlossen hängte sie sich an einen schokoladenbraunen UPS Truck. In seinem Windschatten folgte sie ihm ein paar Meilen bis zur nächsten Ausfahrt, wo sie die Interstate 77 verließ. Der Toyota besaß kein Navi. Shane hatte sie immer belächelt, weil sie sich strikt geweigert hatte, ein Navigationsgerät zu benutzen.
    »Brauch ich nicht«, hatte sie zu ihm gesagt. »Marietta kenne ich mit geschlossenen Augen.« Sie war mit dem altersschwachen Wagen sowieso nie weiter als bis über die Brücke nach Williamstown gekommen. Für die wenigen Reisen, die Shane mit ihr unternommen hatte, benutzten sie den Pick-up. Ihr wurde bitter bewusst, dass sie in den vergangenen Jahren nicht wirklich viel Zeit miteinander verbracht hatten. Shane war viel zu beschäftigt damit gewesen, mit den Twisted Souls im Tourbus quer durchs Land zu fahren, um bei irgendeinem Gig aufzutreten. Diesmal schaffen wir’s , hörte sie ihn sagen. Glaub mir, Sweetheart, jetzt kommen wir groß raus. Und dann bekommst du deine Villa mit Pool. Eine Villa mit Pool war nicht das, was sie sich gewünscht hatte, aber Shane hatte das nie kapiert.
    Einen resignierten Seufzer ausstoßend, drehte sie das Radio an und suchte nach einem Sender, der Bluegrass spielte. Sie musste wach bleiben,
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