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Handzahm

Titel: Handzahm
Autoren: Cosette
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schwache Licht der Lampe, die auf dem Beistelltisch im Wohnzimmer stand, zeigte ihr den Weg.
    Cassy rieb sich die Augen und streckte sich. Gerade als sie an ihrem Schlafzimmer vorübergehen wollte, legte sich eine Hand von hinten auf ihren Mund und erstickte ihren Aufschrei. Ein Arm legte sich um ihre Taille und drückte sie an den Körper des Eindringlings.
    «Keine Angst», flüsterte der Mann.
    Sie erkannte ihn sofort. An seiner Stimme, seinem Geruch und der sanften Gewalt, mit der er sie in ihre Schranken wies. Andrew. Obwohl sie nun wusste, wer der Einbrecher war – sie hatte ihm selbst den Wohnungsschlüssel gegeben, das konnte man wohl kaum als Einbruch bezeichnen –, wehrte sie sich gegen ihn. Sie versuchte, seine Hand von ihrem Mund zu reißen, und schlug auf den Arm ein, der sie umschlungen hielt.
    «Hör auf», sagte er scharf, und diese Schärfe machte sie wider Erwarten geil. «Ich werde dir jetzt etwas sagen und du wirst zuhören, ob du willst oder nicht. Ich werde dich dazu zwingen, weil es mir nicht leicht fällt, mein Innenleben nach außen zu kehren. Das mache ich nämlich so gut wie nie.»
    Überrascht hielt Cassandra inne. Hatte er sie im Dunkeln von hinten überfallen, damit sie die Regungen auf seinem Gesicht nicht mitverfolgen konnte? Was verbarg er vor ihr? Vor dem Rest der Welt? Weshalb öffnete er sich ihr nach einer solchen Nacht?
    Er atmete tief ein und sehr langsam wieder aus. «Ich habe etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen. Diese Prüfung war eine Farce, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte.»
    Jetzt würde er sagen, dass es eine dämliche Idee gewesen war, sie einem Test zu unterziehen, weil er sie von Anfang an nicht hatte erziehen wollen. Er hätte sie konsequenter wegschicken sollen, sowohl auf seiner Party als auch in seinem Büro, dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen. Cassandra schloss die Augen und bereitete sich innerlich auf die verletzenden Worte vor.
    «Ich habe absichtlich extreme Praktiken ausgewählt», gab er zu. «Nicht etwa um dich zu prüfen, sondern um dich zu vergraulen.»
    Also doch! Cassy hatte dies vermutet, war sich aber nicht sicher gewesen. Denn er hätte ihr Betteln um eine Erziehung auch einfach ignorieren oder sie barsch abweisen können. Aber er war erst während des Tests unfreundlich und kalt gewesen. Warum nicht schon vorher?
    «Meine Absicht war, dich zu erschrecken», seine Stimme klang rau und tief, «dich zu verschrecken. Aber ich bin zu weit gegangen, habe dich schockiert. Ich hatte erwartet, dass du dich schon beim Anblick des Skalpells weigern würdest. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, dich zu schneiden oder deine Haut zu durchstechen. Das gehört sozusagen in den Fortgeschrittenen- und nicht den Anfängerkurs.»
    Er gab einen Kapitalfehler zu, er, der dunkle Lord. Cassy staunte mit jedem Satz, den er von sich gab, mehr. Sie hielt sich an seinem Arm fest und schob seinen Pullover ein Stück hoch, damit sie seine warme Haut spürte.
    «Ich war ebenfalls schockiert, als die Nadel in dir steckte, weil ich nicht glauben konnte, was ich getan hatte, denn es war falsch.»
    Deshalb war die Erektion, die er gehabt hatte, als sie das Labor betreten hatte, kurze Zeit später verschwunden. Hatte es ihn geil gemacht, sie wiederzusehen? Doch schon kurze Zeit später war die Nacht nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Schuld war ihr Trotz. Sie war starrsinnig geblieben und hatte gekämpft wie eine Löwin; damit hatte er nicht gerechnet.
    «Ich mag extreme Praktiken.» Er drückte seine Hand nicht mehr ganz so fest auf Cassandras Mund. «Im Laufe der Jahre habe ich schon zu viel gesehen und erlebt, als dass mich ein einfaches Arschversohlen noch anmachen könnte. Aber Praktiken wie das Aufspritzen von Brüsten mit Kochsalzlösung erregen mir nur, wenn es die Sklavin ebenfalls geil macht.»
    Das Fazit musste daher unweigerlich heißen: Sie passten nicht zusammen. Wieso tat diese Erkenntnis nur so weh, fragte sie sich.
    Seine Hand drang unter ihren Sweater und strich sanft über ihren Bauch. «Und es braucht Vertrauen.»
    Cassy dachte daran, wie sie ihn bedrängt hatte, sich mit ihr einzulassen. Sie hatte seine Abweisungen nicht akzeptiert, dabei hatte sie ihn nur einmal auf einer Party gesehen, wie er mit einer anderen gespielt hatte. Es hatte keine Annäherung stattgefunden, keine Gespräche über Tabus oder Ansichten. Andrew hatte der Dom aus ihren Träumen werden sollen, dazu hatte sie ihn auserkoren. Sie trug mit
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