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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Autoren: F. Paul Wilson
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Briefkastenadresse in der Tenth Avenue abgehört. Nichts. Die Geschäfte gingen in letzter Zeit sehr schleppend. Er begann sich zu langweilen.
    Wenn er sich langweilte, packte ihn eine Art Kaufrausch. Er hatte seinen jüngsten Schatz an diesem Morgen von der Post abgeholt.
    Er erhob sich und rieb sich die Augen. Das Starren auf den Computermonitor machte sich unangenehm bemerkbar. Jack war eins fünfundsiebzig groß, vielleicht auch eins achtzig, wenn er sich streckte. Er hatte eine drahtige Figur, dunkelbraunes Haar, schmale Lippen und sanfte braune Augen. Jack gab sich alle Mühe, durchschnittlich auszusehen.
    Er holte die Uhr aus ihrer Verpackung, um sie erneut zu betrachten.
    Eine echte Shmoo-Pendel-Weckeruhr. In hervorragendem Zustand. Er strich mit den Fingern über ihre glatte, weiße, unbeschädigte Porzellanoberfläche und berührte die Augen und Schnurrhaare des lächelnden Gesichts der dargestellten Figur. Die Uhr war in ihrer originalen Verpackung geliefert worden und sah nagelneu aus.
    Er könnte sie genausogut auch gleich an die Wand hängen. Aber wohin? Seine Wände waren bereits gepflastert mit gerahmten offiziellen Mitgliedsurkunden der Shadow- und Doc Savage-Fanclubs, der Captain America’s Sentinels of Liberty, der Junior Justice Society of America, des David Harding Counterspy Junior Agents Club und der Don Winslow Creed.
    Was soll ich dazu sagen? dachte er. Ich bin ein regelrechter Vereinsmeier.
    Sein Apartment war vollgestopft mit schöngemaserten viktorianischen Eichenmöbeln. Die Bretter der Wandregale bogen sich unter dem Gewicht all der Dinge, die er im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte, und jede horizontale Fläche auf dem Geschirrschrank, dem Sekretär und den Rauchtischen mit ihren Klauenfüßen war ebenfalls vollgestellt.
    Und dann sah er die Stelle, wo die Uhr hinpassen würde: genau über dem rosafarbenen Shmoo-Übertopf … in den er noch immer nichts eingepflanzt hatte.
    Er wollte gerade einen Hammer suchen, als das Telefon erneut klingelte. Dad, töte mir nicht den Nerv, okay?
    Aber es war nicht sein Vater.
    »Jack? Hier ist Gia. Bist du zu Hause?«
    Irgend etwas lag in ihrer Stimme … Jack nahm den Hörer ab.
    »Für dich bin ich immer da. Was ist los?«
    »Ich warte gerade auf ein Taxi. Ich wollte nur sichergehen, daß du auch da bist.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Ich erzähl’s dir, wenn ich bei dir bin.«
    Dann ertönte ein Klicken.
    Langsam legte Jack den Hörer auf. Sie war eindeutig aus dem Gleichgewicht. Er fragte sich, was da nicht stimmte. Nichts mit Vicky, hoffte er. Aber das hätte sie ihm sicherlich auf der Stelle mitgeteilt.
    Nun, er würde es bald erfahren. Die Fahrt vom West Village zur Upper West Side war um diese Tageszeit keine allzu mühsame Angelegenheit. Ganz gleich, unter welchen Umständen er erfolgte, ein unerwarteter Besuch von Gia war immer ein ganz besonderes Vergnügen.
    Er ließ das stürmische Auf und Ab ihrer Beziehung in Gedanken Revue passieren. Er war am Boden zerstört gewesen und hatte gedacht, daß es für immer vorbei war, als sie herausgefunden hatte, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente – oder glaubte, es herausgefunden zu haben. Sie war zu dem Schluß gekommen, daß er eine Art Profikiller war, was so falsch war, wie es falscher nicht sein konnte. Auch nachdem sie erfahren hatte, was er wirklich tat, selbst nachdem er diese speziellen Fertigkeiten eingesetzt hatte, um das Leben ihrer Tochter Vicky zu retten, hatte sie es immer noch nicht gutheißen wollen.
    Aber wenigstens war sie zu ihm zurückgekehrt. Jack hätte nicht gewußt, was er ohne Gia und Vicky hätte anfangen sollen.
    Kurze Zeit später hörte er Schritte auf der Treppe, die zu seinem Apartment im dritten Stock führte. Jack drehte den Knauf, der den vierfachen Sicherungsriegel zurückgleiten ließ, und öffnete die Tür.
    Der Anblick Gias, wie sie auf dem Treppenabsatz stand, löste dieses warme seltsame Zucken in seiner Magengrube aus, das sich immer dann einstellte, wenn er sie sah. Ihr kurzes blondes Haar, ihre makellose Haut, ihre blauen Augen – Jack hatte das Gefühl, er könnte stundenlang dastehen und ihr Gesicht betrachten.
    Doch im Augenblick waren ihre ebenmäßigen Gesichtszüge angespannt, ihre ansonsten so selbstsichere Haltung schien einen Knacks bekommen zu haben, und ihre normalerweise glatte, reine Haut wies hektische Flecken auf.
    »Gia«, sagte Jack und erkannte erschrocken den Schmerz in ihren Augen, während er sie in die Diele zog.
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